Viele gute Erinnerungen verbinden mich mit der deutschen Küche. Angefangen bei den Schäufele in Nürnberg mit babykopfgrossem Kloss dazu, der Wirt bot jedem 100 DM, der ihn aufisst. Die Währung, die scheinbar viele wiederhaben wollen, steht auch für die Epoche – das war in den 80ern. Für uns kleine Schweizerlein, auf Tour in West- und Ostdeutschland, war die dortige Küche immer wieder für eine Offenbarung gut. Und sei es auch die berüchtigte Brühwurst auf DDR-Autobahnen für 1 DM – unser Schlagzeuger war danach eine ganze Nacht lang ernsthaft krank, ich habe die Geschichte auf meinem Musikblog mal erzählt.
Doch nicht nur schlechtes Essen wurde gekotzt, auch gutes. Weil Mass halten ist nicht mein Ding, es wurde mir mal das Goldfischsyndrom attestiert (frisst so lange es hat, kann dadurch zum Platzen gebracht werden). Balkanplatte ist mein grosser Favorit, verschiedenste Sorten Fleisch, Reis und Pommes Frites! Wir hatten auch schon mal unser Essen am Tisch stehend, in der Kälte draussen, turnend sozusagen eingenommen. Warum? Weil die Balkanplatte so fein und üppig war, dass wir fortlaufend Kalorien verbrauchen wollten, um den Genuss so richtig auszudehnen.
Ich bin also vom Fach.
Mein liebster Nachbar ist Mehmet, er vom Balkangrillhouse Bözingen. Bei ihm esse ich häufig, in den Sommerferien schon fast täglich. Dadurch habe ich guten Einblick in die Möglichkeiten und Grenzen eines Restaurantkochs. Das ist bei uns immer wieder unerschöpfliches Gesprächsthema: Wo kauft man die besten Pommes ein, wer verkauft anständiges Lammfleisch zu einem günstigen Preis, wer frisches Gemüse.
Das Wohl unserer Gäste liegt uns sehr am Herzen. Deshalb legen wir großen Wert auf Service und Gastfreundschaft. (Aus der Webseite des Restaurants Dionysos Rheinfelden).
Das sagen sie alle, die griechischen Restaurants in Deutschland. Die müssen alle denselben Werbetexter haben.
Dann sollte aber folgendes nicht passieren:
- Ich erblicke fritierte Sardinen auf der Liste der Vorspeisen (€ 4.90). Sardinen, da kann ich nie widerstehen. Zur Sicherheit frage ich nach, ob es sie denn heute auch gäbe. Der Kellner, welcher übrigens den Geruch kalten Schweisses ausdünstet: „Alles was auf der Karte ist gibt es auch. Was nicht auf der Karte ist gibt es nicht“. Paff! Ok. Ich war gerade mal 10 Minuten im Lokal.
- Da ich auch Lust auf den Bauernsalat und das selbst gebackene Brot habe, bestelle ich diese, nachdem ich mich vorher beim Keller vergewissert hatte, dass die Sardinen mir nicht schon im Vorfeld den Magen füllen würden. Wieviele Sardinen es denn sein würden? „Das weiss ich nicht, wenn Koch Lust hat, sind es viele, wenn keine Lust, sind es weniger“. Schladaing!
Als ich mich beim Abrechnen am Schluss noch neugierig erkundige, ob die sechs Sardellen nun viel oder wenig waren, weiss er es plötzlich ganz genau: „Es sind immer sechs, weil dann kann man dekorieren drei links und drei rechts. Mit allem ist das so, Fisch, Crevetten.“
Aber genug des armen Teufels – er scheint seinen Beruf wirklich nicht zu mögen, das will ich ihm nicht verdenken, ich stehe immer noch ganz intuitiv auf der Seite des Ausgebeuteten, des Lohnabhängigen, ich sentimentaler Trottel.
Lasst uns nun über das Essen sprechen.
Die Fische habe ich ja bereits erwähnt. Etwas tranig, wenig gesalzen, aber dafür gibt es ja das Salz auf dem Tisch. Sechs Stück, fingerlang (bei mir 7 cm). Ich mag das. Mit 4.90 knapp an der Grenze zur entlarvenden 5. Gleichzeitig wird mir ein bauernartiger Salat gebracht, wenig gewürzt, wenig Essig, viel billiges Öl, sicherlich nicht aus Oliven rausgepresst. Griechenland = Oliven, wir entsinnen uns?
Vorher einen feinen Ouzo, den hatte ich vergessen, sorry. Und das Hefeweizen. Perfekt. Und absolut notwendig, um das nun folgende runterzuspülen. Folgte nämlich ein Teller mit etwas schrumpligen Frites, einem Hämpfelchen Reis, dieser tadellos, und etwa sieben Stücken Fleisch, darunter ein billig wirkendes Lammkotelettchen. Und ein weisser schwerer Haufen ohne rechten Geschmack, wohl das Tsatsiki Zaziki Du ficksch mi. Letzteres gedacht über den Mann in der Küche, dem seine Griechità wohl völlig einerlei ist, so was unstolzes gibt es sonst nur noch in der Käseabteilung der Migros, diese Käseattrappen ohne Geschmack, drauf steht wahlweise Emmentaler, Appenzeller, Greyerzer und was der heiligen Namen mehr sind. Schindluder unter dem Deckmantel einer Nationalküche hier wie dort.
Fatalerweise lag über all dem der Geruch von altem Fett.
Nun weiss ich von meinem guten Kollegen vom Kebabgrillhouse Bözingen zwei Sachen mit Sicherheit: Es ist möglich, auch bei knappem Budget ausgezeichnete Frites einzukaufen. Er macht das nämlich. Seine Quelle will ich hier nicht preisgeben, aber es handelt sich um einen Discounter, er hat nach umfangreichen Tests sich für die von Aldi entschieden. Ich bin kein Freund von Discountern, aber ich muss zugeben, eine gute Wahl.
Zweitens weiss ich, wie wichtig ein regelmässiger Oelwechsel ist. Und das ist nicht billig, für den Betrag konnte ich jeweils meinen alten VW-Bus volltanken.
Kurz und gut: Wer mit grossen Worten um sich wirft, sollte diese nicht durch Taten strafen. Und ich habe möglicherweise für eine Weile genug von Experimenten dieser Art. Aber noch muss ich mein Ferienabo amortisieren, eine Woche bleibt mir. Ob es mich nochmals nach Rheinfelden zieht, diesmal zum beliebten Chinesen oder zum andern Griechen, das bleibt jetzt noch offen, solange ich noch den dumpfen, leicht bitteren Nachgeschmack des Altöls in der Kehle habe.
Doch da kommt Biel in Sicht – jetzt sofort nach Hause zu einem ganz dicken ganz süssen ganz grossen Espresso vom Italienerladen an der Ecke.
Vor ein paar Jahren habe ich in einem Antiquariat einen Bericht der Unesco von 1960 entdeckt, „Le racisme devant la science“. Ich war ehrlich bass erstaunt, dass die wissenschaftliche Widerlegung des Rassebegriffs so alt ist. Über 50 Jahre ist das nun her. Damals herrschte noch politische Steinzeit. Und doch konnte schon damals jeder lesen, dass der Begriff der Rasse nicht haltbar ist, es keine Rassen gibt. Dass die Unterschiede innerhalb einer Population grösser sind als die Unterschiede zwischen Individuen verschiedener Völker.
Es sind wieder mal die gesellschaftlich unglaublich rückständigen USA, denen wir das Comeback des Rassebegriffs auch unter europäischen Intellektuellen verdanken. Dort wird ja die Race immer noch im Pass eingetragen, von dort werden solche Kategorien in der sog.
Allein, der Knabe sieht mich gar nicht. Sein Blick geht nach hinten, sehnend, bewundernd, wo irgend ein knallgelber Tiefgelegter, Ferrari oder so, in der Tiefe der Landstrasse verschwindet.
Von Biel zum Bodensee, zurück über die Rheinroute Basel – Jura, das war der Plan. Die erste Etappe liess ich schon in Fislisbach (AG) ausklingen, nach zwei herrlichen Bratwürsten und ebensovielen Flaschen Bier beim Metzger Häusermann in Lenzburg. Ich schlage mich in den Forst, da weit und breit kein Campingplatz zu finden ist. Pflanze mein Zelt in den weichen Waldboden und verkrieche mich – nach 20 Minuten schlafe ich tief wie ein Ziehbrunnen.
Item, so kann ich wenigstens in aller Frühe weiter fahren. Zurück zum Wald, Zelt zusammenräumen, um sieben Uhr bin ich schon wieder auf der Strecke. Gondle bald durch frühlingshafte Aussenquartiere von Zürich, Vöglein pfeifen, Kräutlein riechen – wer hier wohnt, wohnt fantastisch, mit Blick auf die Stadt weiter unten. Wunderbar. Ruhige Tea-Rooms, beschauliche Terrassen, belehrende Slogans wie „kill den bullen – im revier und in dir!!“. Doppelte Ausrufezeichen machen mich immer vorsichtig – da haben wir es mit Hysterikern zu tun. Ich hätte es mir vielleicht noch überlegt – aber so????
Es geht nun darum, auf dem direktesten Weg von Rorschach nach Weinfelden zu kommen. Die Velowege habe ich frustriert aufgegeben. Die Landstrassen aber, die sind wie weiter oben schon gesagt im Thurgau brandgefährlich. Die erfrechen sich tatsächlich, einen Velostreifen von nur einem Meter mit einer durchbrochenen gelben Linie abzutrennen. Ein Meter. Dabei beträgt der Sicherheitsabstand schon 1 Meter 50! Den natürlich kein Thurgauer einzuhalten gedenkt. Witzigerweise aber ändert sich das, kaum habe ich meine gelbe Signalweste angezogen, der Hitze zum Trotz. Jetzt machen die Kerle doch tatsächlich einen Bogen!


Dort begann wieder die Zivilisation, mit Landmaschinen, den tiefer gelegten Funmobiles der Landjugend und aber auch 



Wenigstens findet sich unter all den Blinden ein Einäugiger – eine Migros Fast Food Insel. Dort kaufe ich mir ein
Ein Phantom seit über 30 Jahren. Eine Legende. Ein Mythos. Muss ich noch mehr sagen? Während Jahren war von Jandek nur soviel bekannt: Ein Inserat, eine Postfachadresse. Und dass er auf diesem (seinem?) Label Platte um Platte raushaut, alle von ihm, sicher eine pro Quartal. Langspielplatten, wohlgemerkt. Und die konnte man über das Postfach bestellen. Wir reden hier über die frühen 80er, auch das sei wohl gemerkt.









Kommen wir zurück zum Franck Aroma. Eines der allerschönsten Produkte überhaupt, schauts euch doch nur mal diese Packung an. Unverändert seit mindestens 6000 Jahren. Schweizer Design. Ursprünglich in Basel fabriziert, heute bei Nestlé. Für einen guten Milchkaffee unverzichtbar! Obwohl ich seit den Italienferien nur noch den blauen Lavazzo trinke, das Päckli kostet 7 Franken (!), mundet mir auch dieser nicht ohne einen Schuss Zichorie von Franck, früher Thomy + Franck, übrigens, das wird noch wichtig werden hier. Diese Daten hatte ich selber vergessen, aber im Artikel 



la triperie: meine Radiostation spielt meine Platten, Kassetten, CD
Calypso Now Tapes (nicht Hula Hula!)