Veloverlad – ein interessante Blog, glaubzmer

28/01/2015

Kurzarbeit wegen Schnurzarbeit

Filed under: Uncategorized — Hotcha @ 08:41

hahaha diese Titelgeberei ist doch nur noch pure Angeberei.

Zum Thema jetzt. Heute morgen höre ich ‚Freund‘ Johann Schneider-Ammann am Radio den Schweizer Firmen die Kurzarbeit gestatten, das könne die Arbeitslosenkasse sich leisten etc. etc. Noch vor einer Woche fand er das unnötig, unterdessen aber hat er in Davos viele Unternehmer getroffen, am WEF. Sagte das Westschweizer Radio. Selber bin ich ja nicht so der Analyst der Schneider-Ammannschen Verrenkungen.

Kurzarbeit? Auf Kosten der Arbeitslosenversicherung sichern sich also die Firmeninhaber ihren ständig wachsenden Anteil an den Einnahmen. Dabei sind sie ganz eindeutig im Fehler, sie haben ihre Arbeit nachweislich nicht gemacht.

Nachweislich?

Nun, zunächst mal tun sie alle so überrascht, überrumpelt, damit hätte man nicht rechnen müssen, zumindest nicht, nachdem die Nationalbank noch wenige Tage davor davon kein Sterbenswörtlein hätte verlauten lassen, sie werde die Stützungskäufe von Euros einstellen. Letzteres Argument ist ein Kleines-Moritz-Argument. Wer auch nur ein wenig Ahnung von der realen Welt hat, der weiss, so etwas darf nicht durchsickern, weil sonst nämlich Spekulanten äusserst massiv davon zu profitieren wissen.

Aber am Schlimmsten ist das erste Argument, man hätte damit nicht rechnen müssen oder können.

Ich sag euch jetzt etwas.

Meine kleine Einmann-GmbH muss jedes Jahr von Gesetzes wegen eine Risikoanalyse machen, schriftlich. Darin gelistet also die möglichen Risiken der kommenden Jahre. Und jetzt will man mir erzählen, dass das Nummer-Eins-Risiko für eine exportorientierte Firma, die Währungssituation, nicht analysiert worden sei, mindestens einmal im Jahr, wenn man dieses Papier schreiben muss? Wer das glaubt, glaubt wirklich alles.

Die haben es einfach drauf ankommen lassen. Weil es jedes Mal genau gleich abläuft. Es wird verdient und verdient und verdient. Und wenn dann das Kind erst mal in den Brunnen gefallen ist, dann wird zuerst mal bei den Schwächeren gekürzt. Und die Schwächeren, dass sind komischerweise immer die, welche die eigentliche Arbeit machen.

Verstehe das, wer will.

Zurück zur Schweinur

Filed under: Essen — Schlagwörter: — Hotcha @ 08:00

Seit ich mich der chinesischen Küche hingebe, habe ich das Schwein wieder entdeckt.

Mit dem Schwein ist es wie mit dem Vinyl: Alle paar Jahre wieder wird seine Wiederauferstehung durch die Zeitung getrieben. Heute in der Faz, zum Beispiel. Ich habe es nicht gelesen, warum auch, ich bin ja selber Experte. Aber diese Bilder, grossartig. Das ist eindeutig gegrillter Schweinebauch auf dem Foto. Ein Teil, das man bei uns im Laden gar nicht kaufen kann, es sei denn, man habe einen guten Draht zu seinem Metzger – sofern man heute überhaupt noch einen Metzger hat. Wer das nicht hat, darf eigentlich kein Fleisch essen, denn die guten Stücke, die sind ihm sowieso nicht zugänglich. Wie der Schweinebauch,  die Ohren, der Darm. Schweinsdarm hatte ich ja in Wien und hier darüber berichtet. Mit Foto. schau dort, bei Keine Zähne, keine Hörner, keine Hufen.

Gestern im Coop Schweinspfoten und Schweinsohren eingekauft. Glücklicherweise führen die das noch. Der spanischen und portugiesischen Bevölkerung Biels sei Dank, die sorgen noch für die Nachfrage, höre ich.

Sind doch so schöne Füsse:

Schweinsfüsse

Schweinsfüsse vom Coop, rechts noch das Päckli mit den Ohren

Habe dann diese zerhackt und mit Wasser, Sojasauce, Gewürzen in den Dampfkochtopf gelegt, es werden so 30 Minuten gewesen sein, danach waren sie in perfektem Garzustand. Es sollten eben die Haut, die Gallerte, das Fleisch weich sein, aber die Sehnen sollten noch leicht Biss haben. Oder was das alles ist dort unten, ich weiss es eigentlich gar nicht so genau. Hauptsache, schmeckt.

Und so sehen die jetzt aus:

Pigfoot

Gekochte Schweinsfussstücke, man nennt das glaubs ‚rotgekocht‘

Schmeckt genauso, wie es aussieht.

Kurzes Nachdenken noch: Alles essen vom Tier ist politisch perfekt, kulinarisch unverzichtbar und aus guter Küche wirtschaftlich. Ich habe es schon mehrfach geschrieben und gesagt, ich kann es selber fast nicht glauben, aber eine typische Mahlzeit bei mir zu Hause enthielt in letzter Zeit so um die 50 bis 80 Gramm Fleisch. Ohne dass ich das so gesucht hätte, übrigens. Kommt einfach davon, dass ich jetzt immer ein paar Gemüse zu Hause habe, Lauch, Rüebli, Schalotten, Chili, frischen Koriander oder wenigstens Peterlig, sonstige Wintergemüse, alles geht.  Etwas Fleisch, zwei, drei Gemüse, alles kurz gebraten, dazu gekochter Reis, das ist so schnell gemacht, so einfach, so variantenreich. Wenn das Fleisch eben auch entsprechend vorbereitet ist, der Schweinebauch etwa knusprig gegrillt.

Oder in Hackfleischbällchen verarbeitet wurde. Etwas vom Feinsten, im Fall, in einer leichten Bouillon vorsichtig gekocht, eine Delikatesse. Ich krieg schon wieder Hunger, dabei habe ich erst Spiegeleier mit Schmalzbrot zmorge gegessen.

Hackfleischbällchen

Hackfleischbällchen

Ah, die schönen Augen dieser Bouillon. Das gelbe daneben, das ist irgend etwas mit Ananas und Chili, Hot Sweet’n’Sour würde das wohl in der Migros angeschrieben und für 6.80 Franken das Dösli verkauft.

Heute ist der 28. Am 1. Februar öffnet mein Metzger wieder. Das gibt ein Fest.

Für die Unverwüstlichen noch ein Hinweis: Bei Youtube gibt’s ein Rezept für Schweinsohrsandwich.

Und hier noch ein Rezept für typisches Schweinefleisch, das kann man wirklich mit jedem Teil vom Tier machen, würde ich behaupten. Dieses Video gefällt mir auch, weil die Köchin ebenfalls sagt, man müsse ein gutes Verhältnis zu seinem Metzger haben. Und Ingwerpulver als ’schmutziges Wort‘ bezeichnet. Ich glaub wenigstens, es war in diesem, super Video.

24/01/2015

In Wien an die Bretagne denken

Filed under: Essen — Schlagwörter: , , , — Hotcha @ 18:14

Während ich hier am Hauptbahnhof Wien auf meinen Nachtzug zurück nach Biel warte, kann ich mich kurz strukturieren und meinen Plan „Bretagne Overdose“ durchdenken. Das heisst, mal rekapitulieren, warum ich letzten Sommer wieder mal die Ferien dort spontan um eine Woche verlängert habe, was soviel gekostet hat wie die ganzen zwei Wochen vorher. Und, noch schlimmer, warum ich bei der Abreise den Campingplatzbetreiber auf einen Pauschalpreis für diesen Sommer ansprach, ich dachte an zweieinhalb Monate, von Mitte Juni bis Ende August.

Ich weiss jetzt wieder, was es war.

Es war die Vorspeise.

Vorspeise

Ein Donnerstag mittag, die Vorspeise

Nicht zu reden vom Apéro vorher, näxtes Bild, bitte:

apero

Das war nur der Apéro, vom Buffet, à volonté!

Ich fasse kurz zusammen, wo wir aktuell stehen: Apéro vom Buffet, Wurst Salat Käs Crevetten Pastete auch, alles soviel man wollte. Schon nur der Gedanke….

Dann die Vorspeise, Berner Platte sozusagen.

Und dann kam’s.

Tête de veau

Ein Kalbskopf und ein Kindskopf

Es gab einen ganzen Kalbskopf, wir hatten es wirklich nicht glauben wollen. Mit Hirn, Zunge, Backen, Gaumen, einfach alles. Bloss die Haut war nicht mehr dran. Schade. Man musste für mindestens vier Personen reservieren, pro Person 26 Euro oder sowas, ohne Getränke. Ich konnte eine belgische Familie shanghaien, mich zu begleiten, sonst wäre dieser Kopf an mir vorüber gegangen. Wäre doch ewig schad gewesen, sieht man, oder?

Ich bin so aufgeregt, habe ich diese Bilder jetzt auf meinen Notebook wieder gefunden. Und ich habe gar nicht mehr gewusst, wie spektakulär dieses Ereigniss war, für mich ebenso wie vielleicht noch mehr für die belgische Familie, die niemals mit so etwas gerechnet hätte. Ich hingegen war immerhin fast täglich in dieser Beiz zu Gast, zum Fernfahrermittagessen. Darüber will ich gar nix schreiben, wer mich liest, weiss, was das ist.

Ich habe Hunger, ich höre hier auf, gehe noch ein bisschen in die Stadt, einkaufen und nachher noch Znacht essen beim Chinesen. Später dann mehr zur Bretagne, wenn ich wieder denken kann.

Dort, wo ein Messer steckt, dort ist das Auge, übrigens. Ich bin nicht mehr sicher, ob wir das auch gegessen haben. Sicher bin ich hingegen, dass wir nicht alles geschafft haben. Ewig schade.

Nach Wien, Fahrrad Adabei

Filed under: Fahrradmitnahme — Schlagwörter: — Hotcha @ 15:26

Wo ich grad in Wien bin, habe ich mich noch schnell kundig gemacht, wie es denn gehen müsste, wollte ich mal das Velo mitnehmen. Unter diesem Link wird angerissen, wie das geht, was das kostet.

Screenshot von Camping Wien

Camping Wien oder Werbung für die Zahnkliniken in Ungarn, gleich über die Grenze?

Zusammenfassend: Sicher geht der Nachtzug Zürich – Wien – Zürich, dort sind scheinbar sechs Veloplätze vorhanden, es muss eine Tageskarte für momentan 12€ und eine Reservation von 3 bzw 3.50€ gelöst werden. Die Platzzahl ist also sehr beschränkt. Das Bahnbillet gibts schon ab 29€ ab Zürich, 19€ nur ab Bregenz. Reservationen über das OeBB-Reisezentrum.

Stellt sich bloss die Frage, was macht man mit dem Velo in Wien? Ich jedenfalls möchte hier nicht Velo fahren, die Öffentlichen sind einfach zu gut und mit der Wochenkarte von aktuell 16.20€ wirklich günstig.

Vielleicht das Hotel sparen und im Sommer zelten, irgendwo bei der Donau draussen? Nach meiner flüchtigen Recherche käme das doch pro Nacht auf 20€ für mich allein, das ist mir eindeutig zu viel. Da geh ich dann doch lieber in die Bretagne. Dort ist das Essen ja auch sehr sehr gut. Fisch und Lamm steht dort jeweils auf meiner Karte. Und das Fernfahrer- bzw. Arbeiterrestaurant in Plobannalec. Le Banna musst Du gucken!

Link zum Camping in Wien:

Hier habe ich kurz hinein geschaut, der erste Eindruck hat gereicht.

23/01/2015

Keine Zähne, keine Hörner, keine Hufen – sonst aber alles

Filed under: Essen,Unterwegs — Schlagwörter: , — Hotcha @ 11:29

Wenn in Wien, tu wie die Wiener tun – auswärts essen und drüber schreiben. Deshalb habe ich auch ein Benutzerkonto bei www.restauranttester.at; schon zu Anfang der Woche habe ich meiner Begeisterung über eine unterbewertete Szechuan-Beiz Luft gemacht und daraufhin Empfehlung um Empfehlung erhalten, wo ich unbedingt noch hin müsste, dort sei auch ‚authentisch‘. Und habe dann mit schlechtem Gewissen doch nur meine zwei Favoriten besucht, jeden Tag, eine am Mittag, eine am Abend.

Immerhin: Ich habe die Empfehlungen genutzt, mir unbekannte Ecken Wiens anzuschauen. So war ich etwa bei den Kaisermühlen draussen, das sind die vom Fernsehen. Bei Youtube kann man alle Folgen von Kaisermühlen-Blues anschauen, ist offenbar die Österreichische Lindenstrasse. Sehr lustig, wenigstens die allererste Folge. Dann beginnt es sozialkitschig zu werden, Lindenstrasse halt. Kaisermühlen, das Tscharnerguet von Wien. Gärten, Wasser, Ufer, Bäume, riesige Wohnblöcke. Danach Business Kitsch. Das haben sie drauf, die Österreicher. So wie hier jeder seinen einmal erworbenen Berufsabschluss sein Leben lang im Titel führt („Putzerei Ing. Watzalatschek“), so sehen auch die neuen Businessquartiere aus: Viel Glas, Stahl, sehr hoch, ein bisschen verzworgelt auch, Türme, die sich nach oben verjüngen, man muss sich das selber anschauen, es sieht einfach total billig aus, will Eindruck schinden und erweckt doch nur Mitleid.

Dort draussen ist auch das Arbeiterstrandbad, eine herrliche Gegend, Häuschen am Fluss, Boote, das schaut mir aber gar nicht nach Arbeiter aus, sondern eher nach privilegiertem Uferzugang. Und dort draussen liegt das Sichuan 1220, der Wahnsinn, wie der Wiener wohl sagt. Ein riesiger Palast im Pagodenstil mit einem riesigen Garten vorne dran mit riesigem Teich. Die nennen das hier einen Schanigarten. Muss die österreichische Version des Biergartens sein. Und dabei trinken doch alle immer nur Wein. Jedenfalls kriegt man den Eindruck, wenn man die Restaurantkritiken liest, wo immer wieder bemängelt wird, dass die Chinesen einfach keinen anständigen Wein auf die Karten haben.

Da habe ich gleich rechtsumkehrt gemacht, es hätte der schicken glänzenden Limousinen auf dem Parkweg gar nicht bedurft.

Auch das No. 27 an der Ungargasse und Meister Xiao im Gerstenhof draussen, gleich neben dem Altersheim (‚Pensionisten‘ heissen die hier, meine Altersgenossen), beide haben mich schon von aussen abgeschreckt. Man isst dort ganz bestimmt wunderbar. Aber diese Kühle, diese Strenge, diese Leere, diese Distanziertheit – das muss ich nicht mehr haben. Ich habe nämlich das Gegenteil gefunden, aus reinem Zufall, und dort gehe ich jetzt jeden Tag hin. Ich bin nämlich mit der Karte noch nicht durch.

Es ist das Aming Dim Sum Profi an der rechten Wienzeile, beim Naschmarkt. Naschmarkt, das scheint hier ein Treffpunkt der Verfressenen zu sein. Gewürze, Gebäcke und Getränke aus allen kulinarisch relevanten Regionen ist hier das Motto. Auch wenn mich manches ein wenig hochgejazzt dünkt. Die Gewürze etwa, die sind einfach schön präsentiert, in kleinen Plastikschälchen, aber wenn man näher hinschaut, sehen die nicht anders aus als im Supermarkt. Ich vermute die Kilopackungen unterm Ladentisch, aus denen wird jeweils nachgefüllt. Industrieware im Biolook. Der Naschmarkt ist ein Touristenmagnet, die besser angezogenen Wiener gehen hier apérölen. Kann mir nicht gefallen.

Aber der Aming Dim Sum Profi, das ist meine Währung. Ein einfaches Lokal, vielleicht drei Reihen Vierer- und Zweiertische, man sitzt ziemlich nah aufeinander, würden die Anhänger des sogenannten ‚Ambiente‘ nun sagen. Nun, es ist sicher nicht der Ort für ein erstes Date, wo man sich dem Gegenüber im besten Licht präsentieren will, weil alle Umsitzenden hören natürlich die offenkundigen Lügen, die jene mit der rosaroten Brille noch für bare Münze nehmen. Wenn man aber so wie ich zum Essen da ist, zudem keine Menschenseele kennt, dann kann es keinen besseren Chinesen gegen. Den Weitgereisten in mir erinnert es an Chinatown in New York (mehr kenne ich leider nicht).

Dort allerdings habe ich nur das plumpste gegessen, Egg Foo Yong, irgendwelche Noodles, Ente natürlich, ich war ja jung und hatte kein Geld. Hier aber, da esse ich nur das, was ich noch nicht kenne. Highlights bisher: Die Hühnerfüsse ohne Knochen, eine kalte, gut gewürzte Vorspeise. Ich kann es kaum erwarten, das nächste Woche zu Hause zu machen. Dann der Schweinsdarm mit gebratenen Pfefferoni, da habe ich sogar ein Foto gemacht, ausnahmsweise, denn meistens sehen ja diese Food Porn Pix ziemlich daneben aus.

Schweinsdarm wie in China

Schweinsdarm mit gegrillten Pfefferoni

Was war noch? Die Innereienmischung, auch kalt, auch gut gewürzt, mit dem Innenleben von allerhand Tieren. Der Schweinsohrensalat, die Ohren in ganz feinen Streifen, gut gewürzt, der Knorpel noch schön knackig, das war sehr gut, werde ich auch sofort nachkochen in Biel. Die Quallen waren auch nicht schlecht, aber weniger gut als im Sichuan. Dort, im Sichuan, waren auch die Rindersehnen göttlich. Werde ich sofort nachkochen zu Hause. Braucht einfach einen ganzen Haufen Osso Bucco, ohne das Fleisch, eben nur das Zähe am Knochen. In Scheiben geschnitten, gut gewürzt, ich komme ins Träumen, bitte bremst mich hier. Es ist erst 10 Uhr.

So, und damit komme ich zum Ende der intuitiv angelegten Beweisführung: Authentisch chinesisch ist, wenn man: Alles verwertet, was am Tier dran ist, ausser eben – siehe Überschrift. Aber vielleicht haben die einen Weg gefunden, sogar das irgendwie…

Und wohl ist mir beim Aming Dim Sum Profi, unterdessen kann ich den Namen schon auswendig schreiben, weil ich noch jedesmal mit den Tischnachbarn ins Gespräch gekommen bin, ohne im Fall mich in irgend einer Weise ranzuschmeissen. Studentinnen, ein marokkanischer Küchenchef, Bauführer, das ist die Bilanz bis heute, dreimal war ich dort. Das ist doch ganz was andres als diese steifen oder verklemmten oder desinteressierten Mitesser oder Bediener, die sonst so diese Lokale bevölkern.

Ausschnitt aus der Karte von Aming Dim Sum Profi

Ausschnitt aus der Karte von Aming Dim Sum Profi

10:04, schreibe das in meinem Lieblingscafé, dem MacDonalds beim Prater draussen, die haben Wlan, Steckdosen und schöne Kojen. Gut frequentiert, Treffpunkt all jener, die im Moment in der Schule sein müssten, ein wildes Sprachgewirr, nicht alle scheinen etwas zu konsumieren, von Zeit zu Zeit sehe ich einen Angestellten jemanden rausstellen, aber grundsätzlich ist das Klima hier sehr tolerant. Aber es spickt mich immer wiede raus, muss ständig mit CTRL+A – CTRL+C mich absichern gegen Datenverlust. Ich könnte natürlich auch in ein Starbuck. Sind ebenfalls beliebte Arbeitsorte. Aber da sind eher die Leute mit Wollmütze, die früh kommen, lange bleiben, und gerne den Fünfliber zahlen, den dort ein Kaffee kostet. Wenn man bedenkt, dass ein Hauptthema hier im Moment der Kaffeepreis in der Schweiz ist, jetzt, wo der Euro zerfällt. Ein Kaffee in Zürich 5 Euro, hat man mir vorgehalten.

Aber das hat ja die Wahrnehmung so an sich – sie muss selektiv sein, sonst würde man durchdrehen. Sonst wäre es wie permanent auf LSD. Und das soll tödlich sein, kann man lesen.

Der Linkblock noch:

21/01/2015

Ich sitz‘ in Wien und fress‘ mir den Ranzen voll, für dreimal nix, dem Beuro sei Dank

Filed under: Essen — Schlagwörter: , — Hotcha @ 00:11

Früher hiess das Ding noch Teuro, aber da kostete er uns ja auch noch so um die 1.50. Jetzt steht der Kurs um die 1 zu 1. Das Hotel, das ich schon im November gebucht, war plötzlich 20 Prozent billiger als zum Buchungszeitpunkt mit runden 1.20 für einen Euro.

Pro Tag verfresse ich jetzt runde 50 Franken, zweimal am Tag schlage ich beim Chinesen zu, Kutteln, Rindersehnen, Hühnerklauen, nichts lass‘ ich aus, ich musste schon den Spar-Laden leerkaufen, die Abteilung Kräuterschnäpse, und auch griechische Aperitive, die ist nun leer, aber ich habe der Sache nicht ganz getraut, beim Mittelstandsdiscounter Zielpunkt war der Schwedenbitter um 30 % eingeschlagen (die Oesterreicher verdrehen im Fall immer die Wörter, da ‚einlangt‘ eine Ware statt dass sie ankommt und dergleichen mehr), blosse 6 Franken 29 hat der Halbliter noch gekostet. Hab‘ ich halt nochmals reingelangt. Schwedenbitter, offiziell Medizin, aber wie jede Kräutermedizin besteht sie zur Hauptsache aus Alkohol, 32 Prozent, fast so viel wie der Ouzo, 38 Prozent. Die industrielle Homöopathie kommt übrigens auf 50% Alkohol, mein Similasan-Schlafmittel mit 25% brauche ich seit einiger Zeit als Putzmittel für die Plättli in der Küche.

So läute ich, noch gesättigt von einem Riesenteller Tofu mit Klebreis, fritiert und an schwarzer Bohnensosse, das Nachtessen ein im Hotelzimmer mit einem kräftigen Schluck Ouzo, und lasse es ausklingen mit der Medizin, am selbigen Ort, nunmehr noch gesättigter von drei Tellern doppelt gegrilltem Schweinebauch.

Man kann ja Zeter und Mordio schreien ob der Ungerechtigkeit, dass die Nationalbank aus heiterem Himmel den Eurokurs freigibt, woraufhin er von seiner künstlich gehaltenen Höhe unvermittelt auf den Boden plumpst. Man sollte aber doch zwischendurch sich überlegen, wer hier Ross, wer Reiter, wer Sattel ist.

Ich habe vor noch nicht allzu langer Zeit begonnen, Sachen aus meiner gewaltigen Sammlung zu verkaufen, Kassetten und Platten. Vor wenigen Jahren stand der Kurs noch bei rund 1.50, dann begann die Talfahrt, hinunter auf 1.25. Schlecht für mich, denn für die Deutschen, Amerikaner und etc. wurde der Einkauf bei mir schnell 15 Prozent teurer. Ich hörte mit dem Verkauf auf, frustriert. Um dann nach einer Denkpause ihn wieder aufzunehmen. Im Unterschied zu vorher aber biete ich nur noch exklusive Raritäten an, die nicht preisfühlig sind, oder dann Sachen, die mir nichts bedeuten, wo mir der Ertrag dann eher Wurst ist. Ich habe gemacht, was auch von den Schweizer Exportfirmen erwartet worden ist: Mich umgestellt. Bin aber natürlich nur ein ganz kleines Fischlein. Allerdings auch nicht hoch entlohnt.

Dann kündigte die Nationalbank an, sie werden den Eurokurs bei 1.20 verteidigen auf Teufel komm raus, und bei Bedarf halt selber als Eurokäufer auftreten, wenn sonst niemand mehr da ist. Und das hat sie auch gemacht, runde drei Jahre lang, und in dieser Zeit Milliarden von billigen Euro zu einem überteuerten Preis angekauft.

Und jetzt das – plötzlich will sie das nicht mehr tun. Und die Finanzchefs und -Chefinnen fallen aus allen Wolken, damit hätten sie nicht gerechnet, hört man. Ja um Himmels Gotts Willen, in welcher Welt leben denn diese hochbezahlten Spezialisten, diese Stadtkämmerer, die Kredite in Schweizer Franken einfach weiter laufen lassen, als ob nicht klar wäre, dass die Herrlichkeit eines Tages ein Ende haben wird?

Deutsch und deutlich: Damit musste auf jeden Fall gerechnet werden. Dass es eintreten wird, war schon sehr lange klar, nur der Zeitpunkt war es nicht.

Und was zeigt uns das wieder einmal? Welche Risiken fallen uns da unweigerlich ein, die extremes Schadenspotential enthalten?

Darüber sollte man vielleicht nachdenken. Aber auch da wird, wenn etwas passiert, das basse Erstaunen ein Flächendeckendes sein.

Ich wohne 30 Kilometer vom Nuklearkraftwerk Mühleberg entfernt. Wenn es da knallt, dann weiss man, man hat keine Chance, wenn man nicht innert einer Dreiviertelstunde zu den Jodtabletten greifen kann, die letztes Jahr in jeden Haushalt geliefert worden sind.

Wo wohnen Sie? Haben Sie ihre Jodtabletten immer „auf Mann“? Hat man ihnen gesagt, Sie sollten die immer dabei haben? Aber man will ja nicht „Kassandra, Kassandra“ rufen. Es wird schon nichts passieren. Da brauchen’s nur den Spezialisten fragen, er wird es bestätigen.

Brauchst keine Angst haben. Wir haben die Risiken analysiert. Der kleine Rest, der ist nix, das ist bloss das Restrisiko. Wie beim Putzen, das Stäublein in der Ecke. Jetzt san’s net so grantlig. So penibel. Ach, ist so ein kleiner Rest. Ein Rest halt. Das, was noch übrig bleibt. Werden wir auch noch wegmachen. Fast.

Noch der obligate Linkblock, damit mich niemand des Erfindens bezichtigt:
Ärzte für Umweltschutz zu Mühleberg und Jodtabletten
zu Similasan Hustentropfen
Rest. Sichuan et. al

09/01/2015

Die nackten Superdemokraten, wieder mal

Filed under: Uncategorized — Hotcha @ 11:17

Gestatten, dass ich kurz in die Ecke körble….

Was man nach dem Attentat auf die Redaktion von Charlie Hebdo wieder alles hören und lesen muss, es ist unglaublich. So soll sich scheints niemand wundern, wenn auf eine Provokation mit Waffen reagiert wird, das der deutliche Unter-, manchmal gar Oberton, bei Doris Leuthard genau so wie bei Online-Kommentaren. Da wird auf ungeschriebene Regeln hingewiesen, die man halt nicht verletzen dürfe.

Wir reden also über die Auslöschung einer ganzen Redaktion, Exekutionen von Polizisten und Beamten, nur so an die Adresse unserer Bundesrätin. Ehrlich, beim Schreiben bleibt mir selber die Spucke weg.

Man ist sich z.B. einig, dass nicht jedes Foto veröffentlicht werden darf (Stichworte: Würde, Persönlichkeitsrechte, Nacktheit, Schamgefühle, Tabus…). Wer nun diese (grossteils ungeschriebenen) Regeln verletzt, muss meines Erachtens gute Gründe aufführen können Tagesanzeiger Leserkommentar

Nein, man ist sich z.B. überhaupt nicht einig. Und vor allem diese ständigen verletzten ‚religiösen Gefühle‘ – so lange man über diese Kategorie immer noch allen Ernstes redet, so lange sind wir der Beliebigkeit träge Beute. Wenn etwas nicht in Ordnung ist, soll man es regeln, aber auf verbindliche Weise, mit Regeln, die für alle gelten. Nicht nur für eine willkürlich definierte Gruppe wie ‚Muslime‘, ‚Eingewanderte‘, ‚unechte Schweizer‘, ‚Eingebürgerte‘ – sollen sie es doch mal wagen, eine Regel aufzustellen, ab wann man z.B. nicht mehr als ‚Schweizer mit Migrationshintergrund‘ gilt – wieviele Generationen muss man hinter sich wissen, um ‚richtiger Schweizer‘ zu sein? Wenn der letzte Vorfahr mit Geburtsort im Ausland gestorben ist, beispielsweise, dann gilt man als vollgültiger Schweizer?

Ich lese grad, dass Attentäter Chérif Franzose ist, in Paris geboren….

Dann die Integrationsdebatte, die erneut an Schärfe gewinnt. Auch hier, ungeschriebene Regeln, Grundwerte. Was fällt denen ein, im Namen einer sogenannten ‚westlichen Gesellschaft‘ zu reden, einer ‚christlichen‘ gar? Ich bin mit ganz vielen dieser ‚ungeschriebenen Regeln‘, soweit sie überhaupt festzumachen sind, gar nicht einverstanden. Aber eben, sie sind und bleiben ja gummig. Wer stellt mir mal einen verbindlichen Katalog auf, mit Sanktionen, wie es in einer demokratischen Gesellschaft normal wäre? Aber da drücken sich alle drum, und sie wissen auch, warum. Mit gummigen Erwartungen lässt sich eben besser politisieren. Regieren. Dominieren. Wegbeissen. Unterm dünnen Lack des gesunden Volksempfindens.

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