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26/11/2014

Unsere heimeligen Fleischkonzerne

Filed under: Essen — Hotcha @ 09:47
Rapelli, Ospelt, Bell waren bis vor Kurzem Partner von Carna Grischa

Es gilt die Unschuldsvermutung…

Ach wie gut dass niemand weiss…. Dass das Internet archiviert wird. Carna Grischa, bezichtigt der Falschdeklaration von Fleisch, billiges als teures, aufgetautes als frisches, abgelaufenes als frisches, hat plötzlich keine Partner mehr auf seiner Webseite. Noch im September sah es aber ganz anders aus, da waren die grossen Namen zu finden wie Bell, Rapelli, Ospelt – alle Lieferanten von Grossverteilern.

Und plötzlich sind wieder alle überrascht, dass sowas möglich ist. Fleisch aus Ungarn plötzlich aus der Schweiz stammen sollte. Pferd plötzlich zu Rind wird. Aufgetautes plötzlich Frischfleisch sein soll.
Ein Konkurrent meinte zwar im Nachhinein, er hätte sich immer schon gefragt, wie Carna Grischa ihre günstigen Preise erreichen könnten, wie die denn einkaufen würden. Da frage ich mich natürlich, warum sind die nicht schon lange vorher aufgeflogen? In der Branche wird doch geredet, getratscht, gemutmasst, intrigiert, wie in jeder anderen Branche auch? Und da hätten die Behörden nicht aufgemerkt?

Mir unerklärlich. Ich will ja weder vermuten, die Behörden hätten das einfach als Gerücht abgetan und nicht wenigstens mal die Preislisten kritisch angeschaut, noch dass die Konkurrenten da eben nie drüber geredet hätten aus Angst, sich selber eine Grube zu graben, weil da alle mit drin stecken und eben alle das so machen, wie Carna Grischa ja behauptet hat.

Noch ein Föteli:

Cervela vom Metzger
Blutwurst LeberwurstSchweinebauchpudding

Das waren nun deren drei, sorry. Die Euphorie, wenn ich die leckeren Würste vom Metzger Luginbühl in Biel sehe, die Blut- und Leberwürste haben die Goldmedaille gewonnen und so schmecken sie auch. Mit frischen Gewürzen! Der Gaumen explodiert und lechzt nach mehr, mehr, mehr (Diesen Satz als Refrain singen, bitte, im Stile der Sisters Of Mercy). Die Cervelat, gestern war das mein Znacht, die erste habe ich schon beim Auspacken verschlungen, noch bevor ich das Brot geschnitten und das Bier offen hatte. Was soll ich noch sagen? Die gelben Töpfe sind Schweinebauchpudding, ein Rezept aus dem Chinakochbuch, dort heisst das „zhu rou buding“. Köstlich.

Vielleicht das: Lieber einmal in der Woche Fleisch vom Metzger im Quartier als jeden Tag Fleisch aus dem Grosshandel.

Empfehlung: Mach mal den Geschmackstest. Dann findest vielleicht wie ich, dass diese Grosshandelsfleischdubiositäten entweder einheitlich nach Knorr Aromat etc. schmecken oder gar gänzlich ungeniessbar sind, wie es mir z.B. mit der Chorizo vom Denner passiert ist – nur aggressiv säuerlich-scharf, sonst ist da nix. Gruselig. Ich werde sie heute zurückbringen, denn es prangt der Name Ospelt auf dem Etikett. Essen konnte ich nur einen einzigen Bissen davon.

Disclaimer: Ich habe ein Vorurteil gegen Esswaren vom Grossverteiler und verlasse mich hauptsächlich auf meinen Verstand, meine Geschmacksnerven und Langzeitbeobachtungen. Und habe letzthin ein paar Mal Fleisch vom neuen Denner im Quartier gekauft, weil der Luginbühl mir zu weit weg war. Cervelafüllung erinnert an Sägespäne, musste Rest wegschmeissen; Salami arm an Geschmack, aber reich an Fett, musste Hälfte wegschmeissen; Chorizo siehe oben. Frischfleisch nie, das besteht schon den Augenschein nicht.

Schweinebauch

Schweinebauch: Das gibt’s natürlich nur vom Metzger!

Griebenschmalz

Griebenschmalz über den Dächern von Biel

Am allerschlimmsten fand ich eigentlich die Lieferung von Poulet aus Ungarn, deklariert als Fleisch aus der Schweiz. „Pouletbrüstli“ – schon dieses Wort, diese ranzige Ranschmeisserei an Härzig, Schnüggelig, diese Verniedlichung einer der allergrössten Hühnereien des Fleischmarktes. Da werden doch Hühner mit Riesenbrüsten gezüchtet, so dass ihr Körper ständig vornüber hängt und sie gar nicht mehr gehen können. Dann wird diesen Brüsten in der Fabrik noch mit Hunderten von Spritzen Wasser injiziert, das ist offenkundig erlaubt. Und das wird dann als „Brüstli“ verkauft.

Brüstli, Flügeli, Knusperli, Kotzerli. (Als Refrain im Sloganstil zu singen).

Nachtrag: Chorizo von Ospelt wurden mir rückerstattet im Denner-Laden!

Nachtrag 2: Hier bei Alex Riley kann man sehen, wie die Brüstli mit Wasser aufgepumpt werden, falls es noch Zweifel gibt!

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