Veloverlad – ein interessante Blog, glaubzmer

03/04/2016

In Wien angekommen um darniederzuliegen

Filed under: Unterwegs — Schlagwörter: — Hotcha @ 12:23

Jetzt mache ich schon den dritten 14-Täger dies Jahr hier in Wien, also einen pro Monat! Es muss was dran sein an dieser Stadt, dass es mich immer wieder hierher zieht.

Im Januar wUrde ich an der Schnellstrasse Währinger Gürtel von einem BMW mit 60 Sachen angefahren, nur mit unheimlich viel Glück ist nicht mehr passiert als dass er mir über den Fuss gerast ist. Ich gehe jetzt, nach zwei Monaten, immer noch an Krücken. Aber davon will ich jetzt nicht reden, vielleicht später mal, habe schöne Föteli.

Im Februar wohnte ich zwei Wochen in einem Hotel grad bei der Unfallstelle, Zufall, nicht bewusste geistige Abhärtung. Man muss mit der Tiefsaison gehen, dann ist’s hier nämlich billig. Später dann ist das eine andere, traurigere Geschichte.

Im März ist jetzt. Voller Hoffnung bin ich in Wien-Meidling aus dem Zug gestiegen, paar Stationen zum Dreisternhotel Fürstenhof am Westbahnhof, einem Hotelklassiker der k.u.k.-Aera, nehme ich an, mit knarzendem Holzlift, filmreifer 24-Stunden-Rezeption, hohen Zimmern mit schweren roten Vorhängen. Immer noch Tiefsaisonpreis.

  

19/03/2016

In Wien, wo Bettler neu mich beuteln

Filed under: Unterwegs — Schlagwörter: — Hotcha @ 19:41

In Wien habe ich schon vor Jahren ein Hardcore-Betteln gesehen, das gibt es so bei uns nicht. Vor allem Flüchtlinge aus dem Irak, noch vor der Syrienkrise also, zeigten Beinstümpfe vor, rollten auf Brettern durch die Strassen, knieten stundenlang auf der Strasse, die Stirn auf dem Asphalt, die Hände nach Almosen ausgestreckt, ein fast unerträgliches Bild. Aber ich sah das vor allem in den türkisch dominierten Ecken, um den Reumannplatz, im Bezirk Favoriten. Dort habe ich natürlich auch immer gewohnt.

Jetzt ist wahrscheinlich die ganze Stadt in ein Netz bettelnder Profis aufgeteilt worden, ich sehe das am deutlichsten hier am Westbahnhof, wo die immergleichen Gesichter an den immergleichen Ecken stehen. Am schlimmsten der Mann mit den total blutunterlaufenen Augen, der für eine Operation bettelt. Am erträglichsten die Frauen mit Kinderbildern, die sie vor sich liegen haben. Weil hier kann man sich sagen, tja, solche Bilder kann ja jede herzeigen. Und man weiss ja, die Bettler sind organisiert, es gibt Bosse, die kassieren, es gibt Reviere, die verteidigt werden, es gibt Bilder aus Rumänien von luxuriösen Anwesen mercedesfahrender Klans.

Genaues weiss man nicht. Vermutet wird vieles. Aber eines ist klar: Für viele dieser Leute ist es die einzige Möglichkeit, einem Leben ohne jegliche Perspektive wenigstens für eine Zeit lang zu entkommen. Heute, beim Betreten einer Bäckerei im Westbahnhof, haut mich ein kräftiger junger Mann an, vielleicht 17 oder 18 mag er sein, er bittet mich um Geld für Essen. Und drin all die herrlichen weissen Backwaren. Lügt er mich nun an? Egal, ich drücke ihm 4 Euro in die Hand. Denn was kann er denn dafür, dass er in die Ecke der Chancenlosen hineingeboren worden ist? Keine Ahnung, ob er sich dann was gekauft hat. Ich habe nicht hingeguckt.

Seit zwei Wochen bin ich in Wien. Am Anfang konnte ich die Bettelei ganz intellektuell wegtun. Mit Argumenten wie oben. Es wird viel geschrieben, viel berichtet über das organisierte Bettlertum. Aber mit der Zeit merkt man, das ist im Minimum eine Art Arbeit, ach, man kann es einfach nicht mehr so wegschieben. Und ich habe mir jetzt angewöhnt, das Kleingeld immer in der Hosentasche mit mir zu führen, die Cents hinten, die Euro vorne, manchmal auch bunt gemischt. Und gebe jetzt sehr oft, manchmal nur wenig, manchmal ein paar Euro aufs Mal. Aber nie aus dem Portemonnaie. Das kommt einfach nicht gut. Aber so habe ich das Gefühl, es kostet mich ja praktisch nichts. Und ihnen hilfts, irgendwie. Sei es, dass sie sich was kaufen können. Sei es, dass sie am Abend nicht verprügelt werden vom Boss. Was weiss ich da schon.

Es hat auch viel dazu beigetragen, dass ich die Stadt teilweise als extrem klamotten- und handygeil erlebe. In der U-Bahn starren sehr oft drei von vier auf ihren Bildschirm, 8 von 10 tragen ihr Smartphone offen in der Hand, sogar beim Gehen wird die Diretissima bevorzugt, man starrt auf sein Gerät, die anderen werden schon ausweichen. Dann natürlich gestylt von den grossen internationalen Ketten mit den immer neu ausschauenden schwarzen Klamotten, den Sneakers, Stiefel, Stiefeletten. Die Haare.

Und dann so junge Männer, wie der vor der Bäckerei.

Von der Gewalt habe ich noch gar nichts erzählt. Man spürt vielerorts eine gruppenspezifische Aggression. Eine typische Szene habe ich auf einem grossen, stark frequentierten Platz in einem Quartier des sozialen Wohnungsbaus erlebt: Sicher zwanzig bis dreissig Polizisten und Polizistinnen, Einsatzwagen, auf dem Platz, in den Strassen um den Platz. Auf dem Platz selber eine ganz unglaubliche Szene, zwei junge Männer werden offenbar von der Polizei gestellt, sie dürfen auf jeden Fall nicht weg. Dabei zwei Polizisten, ich kann nicht aufhören, die anzustarren, ich habe noch nie solche Kraftbündel gesehen, Arme wie Überseekabel, Körper wie Schränke. Und die zwei Jungs stehen da, wippen auf dem Aussenrist, grinsen herausfordernd, alle warten auf etwas, weiter hinten stehen andere Jungs, ihre Kollegen vielleicht. Die zwei haben hier ihren grossen Moment, und die Polizei gibt ihnen die Kulisse dazu. Zwei Züge, die auf dem selben Gleis aufeinander zurasen. Und niemand tut etwas.

Seit ich mit Polizisten gearbeitet habe, ertrage ich es nicht mehr, wenn Kollegen sie Bullen nennen. Seit ich Männer hier beim Betteln gesehen haben, kräftig, im besten Alter, ertrage ich es nicht mehr, dass man ihnen finstere Motive für ihr Tun unterschiebt. Denn Betteln ist gewiss nicht lustig!

18/02/2015

Entzugserscheinungen schon beim Zmorge – Ciao Wienchuan

Filed under: Essen — Schlagwörter: , — Hotcha @ 11:31

Eigentlich wollte ich ja in die Bäckerei rüber, was fürs Zmorge einkaufen. Nur noch schnell vorher kurz ins gedämpfte Poulet reinkosten – wow, ist das gut, und kaum komme ich wieder zur Besinnung, ist ein Viertel weggeputzt. Tja, die Sechuan-Küche in Wien hat mich wieder mal zu neuen Höhenflügen geführt. Zuerst beim Essen, eine Woche lang zweimal täglich nur chinesisch, am liebsten eben Sichuan. Gewaltig.

Poulet grillt man ja eigentlich. Gedämpft habe ich es noch nie, wäre mir nicht mal im Traum eingefallen, auf die Grillkruste zu verzichten. Bis ich das letzte Woche in Wien im No. 27 gegessen habe. Danach hätte ich das jeden Tag essen können.

Im No. 27 kommt gedämpftes Huhn als kalte Vorspeise auf den Tisch. Ich hatte Schenkel, in Längsscheiben geschnitten, mit Haut Knorpel und Knochen, gewürzt mit einem ziemlich scharfen Chiliöl. Ich hörte die Engel singen im gewölbeartigen Restaurant, dessen unglaublich zerschmuddelte Speisekarte das Stadtgespräch von Wien ist. Ich glaube nicht, dass ich jemals so gut gegessen habe. Denn meistens ist man ja nach einer Woche der Völlerei auch a weng froh, is jetz a Ruh. Ich hatte aber schon am Montag echte Entzugserscheinungen und bin seither nur noch für die nötigsten Termine aus der Küche raus gekommen.

Gedämpftes Poulet

Poulet gedämpft, entstandener Sud im Vordergrund, Augen aus Chili Öl

Musste also ein Huhn her, im Kühlhaus lag noch eins. Mittelgross, Qualität geht so, Migros halt. Kräftig einsalzen, 15 Minuten ruhen lassen, dann in den Reiskocher, Wasser mit drei Sternanis, einer Nelke und einer Zimststange noch aufgemotzt, man kann ja nie wissen.

Nach einer guten Stunde war es mehr als durch, die Haut bläht sich über der Brust, die Schenkel fallen schon fast ab, waren es vielleicht eher 90 Minuten? Schneide einen Schenkel und übergiesse ihn mit Chiliöl, versuche einen Bissen. Und lasse die Bäckerei sein. Poulet zum Frühstück ist besser.

Von heute an weiss ich: Dämpfen ist um Meilen feiner als Grillen, wo man ja sowieso nur den Geschmack der gut gewürzten Haut wirklich mag. Dämpfen rules, ganz klar.

Das Chiliöl musste ich natürlich auch selber machen, das liess mir keine Ruhe. Eigentlich ist es einfach: Getrocknete Chili in der Pfanne in etwas Öl sorgfältig braten, soll verbrennen, aber nicht schwarz werden, sollte einen Geruch in der Küche verbreiten, irgendwie duftet es nach Schokolade, ob mich die Erinnerung bereits an der Nase rum führt? Dann zerstampfen, nicht zu grob, aber auch nicht ganz fein, sonst wird das Öl staubig. Rapsöl auf 180 Grad erhitzen und dann abkalten lassen. Bei 160 Grad geheime Gewürze, Ingwerscheiben und Lauchzwiebel beigeben. Bei 120 Grad allenfalls verbranntes Gemüse entfernen, einen Drittel des Chili beigeben. Bei 100 Grad das zweite Drittel Chili. Und später, bei vielleicht 80 Grad, den Rest sowie etwas Hühnersaft, den kann man ja auch tiefgefroren aufbewahren, ich nehme immer einen dünnen Plastic-Handschuh, den ich zubinde und im Kühlfach aufhänge, gibt praktische Portionen in den Fingern.

Eine Nacht ziehen lassen. Fertig.

Natürlich kommt es auf Details an. Welche Gewürze, etwa. Die Mengen. All das ist noch in der Experimentierphase.

Im Kühlschrank wartet auf mich noch ein Schweinsdarm. Darüber habe ich in Wien viel geschrieben, auf restauranttester.at. Sehr witzige Seite, und sehr nützlich für Kulinarreisende in Österreich. Hach, gäb’s doch das in jedem Land.

10/02/2015

Sechuan Mixed Pickles, finde ich das nur in Wien?

Filed under: Essen — Schlagwörter: , — Hotcha @ 17:45

Kruzitürken, das ist der saperlipopet passende Kraftausdruck hier. Schliesslich bin ich ja in Wien, scho wider.

Zu Hause habe ich jetzt dann bald jeden Asienladen zum Wahnsinn getrieben mit meinen Wünschen nach mehr Sechuan, vonmiraus auch Szechuan oder Sichuan oder wie auch immer, aber das scheint fast unmöglich zu finden. Szechuanpfeffer gibt es wenigstens in sauberer Qualität und sogar billig, ein Sack voll für 6 Franken, waren glaubs 500 Gramm. Anfangs habe ich das noch auf dem handglismete Märit gekauft, 100 Gramm 9 Franken, aber voller Kerne. Diese sind im Fall nicht essbar, muss man also entweder die ganze Frucht wegschmeissen oder die Kerne rauspuhlen.

Dafür aber war die Sache schön drapiert, im bekannten Zurück-Zur-Natur-Stil, in urchigen Holztöpfchen. Im Laderaum des VW-Bus dann die industriellen Kilosäcke (blosser Verdacht, aber naheliegend).

Item, nun zurück nach Wien. Erst heute habe ich in den Asienläden ein bisschen genauer hingeschaut, und dabei eine ganze Palette Sechuan-Gewürze entdeckt. Die fermentierten Saubohnen zum Beispiel, die es für die Bohnensauce braucht, die Basis für so Sachen wie Mapu Tofu. 2 Euro das Pfund. Billig, sicher, aber ich musste 1000 Kilometer fahren, 12 Stunden unterwegs, total erschöpft angekommen, die Müdigkeit liegt mir heute noch in den Knochen, obwohl ich bestimmt 12 Stunden im Hotel gepennt habe, im Fernsehen lief der Strassenbahnkanal der Wiener Verkehrsbetriebe.

Und heute nun finde ich ganz unverhofft, glitzernd verpackt, eine ganze Linie von eingelegten Szechuan-Gemüse. Die braucht es für mein Leibgericht, Schweinebauchpastete im Töpfchen. Bei uns hoffnungslos.

Ob ich von nun an alle paar Monate nach Wien fahren muss zum Einkaufen, das wird dann der Praxistest erst zeigen. Vielleicht kann ich ja den Geschmack selber hinkriegen, ich tippe beispielsweise auf ein Experiment mit Sauerkraut, Szechuan-Pfeffer und Chili für die Gemüse. Die Bohnen habe ich ja bereits nachgebildet, irgendwo weiter unten habe ich es beschrieben.

Eigentlich schreibe ich ja das nur, weil ich so sehr auf Foodporn stehe. Hier also das Bild, meine Einkäufe heute:

szechuan mixed pickles

szechuan mixed pickles

Produkte der chinesischen Industrie, ich bin wirklich beeindruckt, für mich ist China halt immer noch verknüpft mit Hungersnot, eine Schale Reis pro Tag, Millionen von Toten – Maoismus halt. Meine Jugendsünde… Vielleicht hat mein Vater doch recht, der seinem Enkel empfiehlt, chinesisch zu lernen?

Fast hätte ich den grössten Fund vergessen, nämlich die Quallen. Das gibt einen herrlichen Salat, und hat nur 3.50 gekostet. Logisch, wer isst schon Quallen?

Ich. Und finde die nirgends. Aber als ich gestern morgen um zehn vor acht im Hauptbahnhof Wien angekommen bin, habe ich gesehen, dass derselbe Zug gleich retour fährt. Mein künftiger Einkaufszug?

PS: für Bezugsquellen in CH wäre ich natürlich dankbar, auch wenn das dann heisst, zu Hause zu bleiben.

07/02/2015

Morgen schon sitz ich im Zug – Richtung Prater

Filed under: Essen — Schlagwörter: , — Hotcha @ 07:23

Jawoll, dieses Mal werde ich in der Nähe vom Prater wohnen, in Wien, versteht sich. Das ist ja eine ziemlich wilde Gegend dort, habe auch schon hier darüber geschrieben. Die Versuchung war einfach zu gross, in Wien ist immer noch Tiefsaison, fürs Hotel zahle ich grad mal 110 Franken für die fünf Nächte, in einem uralten Kasten, jedoch mit *** 3 Sternen. Und das Zugbillet via den Ticketshop der Oebb kostet mich ab Zürich 78 Franken, retour. Die letzte Gelegenheit dieses Jahr für mich.

Beim letzten Besuch, Ende Januar, da hatte ich erlickt, was ich in meiner Bieler Küche einführen muss, um auch so einen grandiosen Mapu Tofu hinzukriegen wie der Sechuan-Küchenmeister vom Sichuan, 1010 Wien. Und nun habe ich es fast geschafft, die letzten drei Tage war jede Mahlzeit ein Festessen. Dank der Vorwürze, die ich jetzt selber herstelle, da man zum Beispiel die fermentierte Bohnensauce hier gar nicht kriegt, sondern allerhöchstens eine industriell hergestellte Simulation.

Zutaten

Die Zutaten

Habe also all die Zutaten zerkleinert, zermantscht, gemixt bis der Mixer brach, und nach zwei Tagen im Glas eingesetzt. In Verbindung mit den sonstigen Gewürzen, den frischen Kräutern und Frühlingszwiebeln, noch mehr schwarzen Bohnen, dann Chili natürlich, habe ich nun echte Aromaexplosionen zustande gebracht. Noch nicht perfekt, aber die Richtung stimmt, und wie alles in dieser Küche ist auch diese Würze modular. Lego, logo.

my first mapu tofu

Mein erster Mapu Tofu

My second mapu tofu

Der zweite Versuch

etc. etc.

Noch vor einer Woche hatte ich gedacht, das schaffe ich niemals, so zu kochen wie diese chinesischen Köche in Wien. Jetzt bin ich immerhin so weit, dass ich mich nicht schämen müsste, mein Mapu Tofu für Gäste zu kochen. Ganz im Gegenteil, ich glaub‘, das haut die um. Schon nur, weil dieses Gericht bei uns gänzlich unbekannt scheint. Und ist dennoch sofort einleuchtend. Genial.

Einfach nicht vergessen: Den Tofu vorher in Würfel schneiden und diese im heissen Wasser kochen. Rund 10 Minuten – oder bis sie zur Oberfläche steigen. Das gibt diese Textur, die an Marshmallows erinnert.

Und möglichst immer Hackfleisch im Haus haben – wenn auch nur ein paar Dutzend Gramm pro Person verwendet wird, gibt das doch einen unglaublichen Boden für die Aromen dann. Krieg schon wieder Hunger, dabei habe ich doch erst gegessen.

24/01/2015

Nach Wien, Fahrrad Adabei

Filed under: Fahrradmitnahme — Schlagwörter: — Hotcha @ 15:26

Wo ich grad in Wien bin, habe ich mich noch schnell kundig gemacht, wie es denn gehen müsste, wollte ich mal das Velo mitnehmen. Unter diesem Link wird angerissen, wie das geht, was das kostet.

Screenshot von Camping Wien

Camping Wien oder Werbung für die Zahnkliniken in Ungarn, gleich über die Grenze?

Zusammenfassend: Sicher geht der Nachtzug Zürich – Wien – Zürich, dort sind scheinbar sechs Veloplätze vorhanden, es muss eine Tageskarte für momentan 12€ und eine Reservation von 3 bzw 3.50€ gelöst werden. Die Platzzahl ist also sehr beschränkt. Das Bahnbillet gibts schon ab 29€ ab Zürich, 19€ nur ab Bregenz. Reservationen über das OeBB-Reisezentrum.

Stellt sich bloss die Frage, was macht man mit dem Velo in Wien? Ich jedenfalls möchte hier nicht Velo fahren, die Öffentlichen sind einfach zu gut und mit der Wochenkarte von aktuell 16.20€ wirklich günstig.

Vielleicht das Hotel sparen und im Sommer zelten, irgendwo bei der Donau draussen? Nach meiner flüchtigen Recherche käme das doch pro Nacht auf 20€ für mich allein, das ist mir eindeutig zu viel. Da geh ich dann doch lieber in die Bretagne. Dort ist das Essen ja auch sehr sehr gut. Fisch und Lamm steht dort jeweils auf meiner Karte. Und das Fernfahrer- bzw. Arbeiterrestaurant in Plobannalec. Le Banna musst Du gucken!

Link zum Camping in Wien:

Hier habe ich kurz hinein geschaut, der erste Eindruck hat gereicht.

23/01/2015

Keine Zähne, keine Hörner, keine Hufen – sonst aber alles

Filed under: Essen,Unterwegs — Schlagwörter: , — Hotcha @ 11:29

Wenn in Wien, tu wie die Wiener tun – auswärts essen und drüber schreiben. Deshalb habe ich auch ein Benutzerkonto bei www.restauranttester.at; schon zu Anfang der Woche habe ich meiner Begeisterung über eine unterbewertete Szechuan-Beiz Luft gemacht und daraufhin Empfehlung um Empfehlung erhalten, wo ich unbedingt noch hin müsste, dort sei auch ‚authentisch‘. Und habe dann mit schlechtem Gewissen doch nur meine zwei Favoriten besucht, jeden Tag, eine am Mittag, eine am Abend.

Immerhin: Ich habe die Empfehlungen genutzt, mir unbekannte Ecken Wiens anzuschauen. So war ich etwa bei den Kaisermühlen draussen, das sind die vom Fernsehen. Bei Youtube kann man alle Folgen von Kaisermühlen-Blues anschauen, ist offenbar die Österreichische Lindenstrasse. Sehr lustig, wenigstens die allererste Folge. Dann beginnt es sozialkitschig zu werden, Lindenstrasse halt. Kaisermühlen, das Tscharnerguet von Wien. Gärten, Wasser, Ufer, Bäume, riesige Wohnblöcke. Danach Business Kitsch. Das haben sie drauf, die Österreicher. So wie hier jeder seinen einmal erworbenen Berufsabschluss sein Leben lang im Titel führt („Putzerei Ing. Watzalatschek“), so sehen auch die neuen Businessquartiere aus: Viel Glas, Stahl, sehr hoch, ein bisschen verzworgelt auch, Türme, die sich nach oben verjüngen, man muss sich das selber anschauen, es sieht einfach total billig aus, will Eindruck schinden und erweckt doch nur Mitleid.

Dort draussen ist auch das Arbeiterstrandbad, eine herrliche Gegend, Häuschen am Fluss, Boote, das schaut mir aber gar nicht nach Arbeiter aus, sondern eher nach privilegiertem Uferzugang. Und dort draussen liegt das Sichuan 1220, der Wahnsinn, wie der Wiener wohl sagt. Ein riesiger Palast im Pagodenstil mit einem riesigen Garten vorne dran mit riesigem Teich. Die nennen das hier einen Schanigarten. Muss die österreichische Version des Biergartens sein. Und dabei trinken doch alle immer nur Wein. Jedenfalls kriegt man den Eindruck, wenn man die Restaurantkritiken liest, wo immer wieder bemängelt wird, dass die Chinesen einfach keinen anständigen Wein auf die Karten haben.

Da habe ich gleich rechtsumkehrt gemacht, es hätte der schicken glänzenden Limousinen auf dem Parkweg gar nicht bedurft.

Auch das No. 27 an der Ungargasse und Meister Xiao im Gerstenhof draussen, gleich neben dem Altersheim (‚Pensionisten‘ heissen die hier, meine Altersgenossen), beide haben mich schon von aussen abgeschreckt. Man isst dort ganz bestimmt wunderbar. Aber diese Kühle, diese Strenge, diese Leere, diese Distanziertheit – das muss ich nicht mehr haben. Ich habe nämlich das Gegenteil gefunden, aus reinem Zufall, und dort gehe ich jetzt jeden Tag hin. Ich bin nämlich mit der Karte noch nicht durch.

Es ist das Aming Dim Sum Profi an der rechten Wienzeile, beim Naschmarkt. Naschmarkt, das scheint hier ein Treffpunkt der Verfressenen zu sein. Gewürze, Gebäcke und Getränke aus allen kulinarisch relevanten Regionen ist hier das Motto. Auch wenn mich manches ein wenig hochgejazzt dünkt. Die Gewürze etwa, die sind einfach schön präsentiert, in kleinen Plastikschälchen, aber wenn man näher hinschaut, sehen die nicht anders aus als im Supermarkt. Ich vermute die Kilopackungen unterm Ladentisch, aus denen wird jeweils nachgefüllt. Industrieware im Biolook. Der Naschmarkt ist ein Touristenmagnet, die besser angezogenen Wiener gehen hier apérölen. Kann mir nicht gefallen.

Aber der Aming Dim Sum Profi, das ist meine Währung. Ein einfaches Lokal, vielleicht drei Reihen Vierer- und Zweiertische, man sitzt ziemlich nah aufeinander, würden die Anhänger des sogenannten ‚Ambiente‘ nun sagen. Nun, es ist sicher nicht der Ort für ein erstes Date, wo man sich dem Gegenüber im besten Licht präsentieren will, weil alle Umsitzenden hören natürlich die offenkundigen Lügen, die jene mit der rosaroten Brille noch für bare Münze nehmen. Wenn man aber so wie ich zum Essen da ist, zudem keine Menschenseele kennt, dann kann es keinen besseren Chinesen gegen. Den Weitgereisten in mir erinnert es an Chinatown in New York (mehr kenne ich leider nicht).

Dort allerdings habe ich nur das plumpste gegessen, Egg Foo Yong, irgendwelche Noodles, Ente natürlich, ich war ja jung und hatte kein Geld. Hier aber, da esse ich nur das, was ich noch nicht kenne. Highlights bisher: Die Hühnerfüsse ohne Knochen, eine kalte, gut gewürzte Vorspeise. Ich kann es kaum erwarten, das nächste Woche zu Hause zu machen. Dann der Schweinsdarm mit gebratenen Pfefferoni, da habe ich sogar ein Foto gemacht, ausnahmsweise, denn meistens sehen ja diese Food Porn Pix ziemlich daneben aus.

Schweinsdarm wie in China

Schweinsdarm mit gegrillten Pfefferoni

Was war noch? Die Innereienmischung, auch kalt, auch gut gewürzt, mit dem Innenleben von allerhand Tieren. Der Schweinsohrensalat, die Ohren in ganz feinen Streifen, gut gewürzt, der Knorpel noch schön knackig, das war sehr gut, werde ich auch sofort nachkochen in Biel. Die Quallen waren auch nicht schlecht, aber weniger gut als im Sichuan. Dort, im Sichuan, waren auch die Rindersehnen göttlich. Werde ich sofort nachkochen zu Hause. Braucht einfach einen ganzen Haufen Osso Bucco, ohne das Fleisch, eben nur das Zähe am Knochen. In Scheiben geschnitten, gut gewürzt, ich komme ins Träumen, bitte bremst mich hier. Es ist erst 10 Uhr.

So, und damit komme ich zum Ende der intuitiv angelegten Beweisführung: Authentisch chinesisch ist, wenn man: Alles verwertet, was am Tier dran ist, ausser eben – siehe Überschrift. Aber vielleicht haben die einen Weg gefunden, sogar das irgendwie…

Und wohl ist mir beim Aming Dim Sum Profi, unterdessen kann ich den Namen schon auswendig schreiben, weil ich noch jedesmal mit den Tischnachbarn ins Gespräch gekommen bin, ohne im Fall mich in irgend einer Weise ranzuschmeissen. Studentinnen, ein marokkanischer Küchenchef, Bauführer, das ist die Bilanz bis heute, dreimal war ich dort. Das ist doch ganz was andres als diese steifen oder verklemmten oder desinteressierten Mitesser oder Bediener, die sonst so diese Lokale bevölkern.

Ausschnitt aus der Karte von Aming Dim Sum Profi

Ausschnitt aus der Karte von Aming Dim Sum Profi

10:04, schreibe das in meinem Lieblingscafé, dem MacDonalds beim Prater draussen, die haben Wlan, Steckdosen und schöne Kojen. Gut frequentiert, Treffpunkt all jener, die im Moment in der Schule sein müssten, ein wildes Sprachgewirr, nicht alle scheinen etwas zu konsumieren, von Zeit zu Zeit sehe ich einen Angestellten jemanden rausstellen, aber grundsätzlich ist das Klima hier sehr tolerant. Aber es spickt mich immer wiede raus, muss ständig mit CTRL+A – CTRL+C mich absichern gegen Datenverlust. Ich könnte natürlich auch in ein Starbuck. Sind ebenfalls beliebte Arbeitsorte. Aber da sind eher die Leute mit Wollmütze, die früh kommen, lange bleiben, und gerne den Fünfliber zahlen, den dort ein Kaffee kostet. Wenn man bedenkt, dass ein Hauptthema hier im Moment der Kaffeepreis in der Schweiz ist, jetzt, wo der Euro zerfällt. Ein Kaffee in Zürich 5 Euro, hat man mir vorgehalten.

Aber das hat ja die Wahrnehmung so an sich – sie muss selektiv sein, sonst würde man durchdrehen. Sonst wäre es wie permanent auf LSD. Und das soll tödlich sein, kann man lesen.

Der Linkblock noch:

21/01/2015

Ich sitz‘ in Wien und fress‘ mir den Ranzen voll, für dreimal nix, dem Beuro sei Dank

Filed under: Essen — Schlagwörter: , — Hotcha @ 00:11

Früher hiess das Ding noch Teuro, aber da kostete er uns ja auch noch so um die 1.50. Jetzt steht der Kurs um die 1 zu 1. Das Hotel, das ich schon im November gebucht, war plötzlich 20 Prozent billiger als zum Buchungszeitpunkt mit runden 1.20 für einen Euro.

Pro Tag verfresse ich jetzt runde 50 Franken, zweimal am Tag schlage ich beim Chinesen zu, Kutteln, Rindersehnen, Hühnerklauen, nichts lass‘ ich aus, ich musste schon den Spar-Laden leerkaufen, die Abteilung Kräuterschnäpse, und auch griechische Aperitive, die ist nun leer, aber ich habe der Sache nicht ganz getraut, beim Mittelstandsdiscounter Zielpunkt war der Schwedenbitter um 30 % eingeschlagen (die Oesterreicher verdrehen im Fall immer die Wörter, da ‚einlangt‘ eine Ware statt dass sie ankommt und dergleichen mehr), blosse 6 Franken 29 hat der Halbliter noch gekostet. Hab‘ ich halt nochmals reingelangt. Schwedenbitter, offiziell Medizin, aber wie jede Kräutermedizin besteht sie zur Hauptsache aus Alkohol, 32 Prozent, fast so viel wie der Ouzo, 38 Prozent. Die industrielle Homöopathie kommt übrigens auf 50% Alkohol, mein Similasan-Schlafmittel mit 25% brauche ich seit einiger Zeit als Putzmittel für die Plättli in der Küche.

So läute ich, noch gesättigt von einem Riesenteller Tofu mit Klebreis, fritiert und an schwarzer Bohnensosse, das Nachtessen ein im Hotelzimmer mit einem kräftigen Schluck Ouzo, und lasse es ausklingen mit der Medizin, am selbigen Ort, nunmehr noch gesättigter von drei Tellern doppelt gegrilltem Schweinebauch.

Man kann ja Zeter und Mordio schreien ob der Ungerechtigkeit, dass die Nationalbank aus heiterem Himmel den Eurokurs freigibt, woraufhin er von seiner künstlich gehaltenen Höhe unvermittelt auf den Boden plumpst. Man sollte aber doch zwischendurch sich überlegen, wer hier Ross, wer Reiter, wer Sattel ist.

Ich habe vor noch nicht allzu langer Zeit begonnen, Sachen aus meiner gewaltigen Sammlung zu verkaufen, Kassetten und Platten. Vor wenigen Jahren stand der Kurs noch bei rund 1.50, dann begann die Talfahrt, hinunter auf 1.25. Schlecht für mich, denn für die Deutschen, Amerikaner und etc. wurde der Einkauf bei mir schnell 15 Prozent teurer. Ich hörte mit dem Verkauf auf, frustriert. Um dann nach einer Denkpause ihn wieder aufzunehmen. Im Unterschied zu vorher aber biete ich nur noch exklusive Raritäten an, die nicht preisfühlig sind, oder dann Sachen, die mir nichts bedeuten, wo mir der Ertrag dann eher Wurst ist. Ich habe gemacht, was auch von den Schweizer Exportfirmen erwartet worden ist: Mich umgestellt. Bin aber natürlich nur ein ganz kleines Fischlein. Allerdings auch nicht hoch entlohnt.

Dann kündigte die Nationalbank an, sie werden den Eurokurs bei 1.20 verteidigen auf Teufel komm raus, und bei Bedarf halt selber als Eurokäufer auftreten, wenn sonst niemand mehr da ist. Und das hat sie auch gemacht, runde drei Jahre lang, und in dieser Zeit Milliarden von billigen Euro zu einem überteuerten Preis angekauft.

Und jetzt das – plötzlich will sie das nicht mehr tun. Und die Finanzchefs und -Chefinnen fallen aus allen Wolken, damit hätten sie nicht gerechnet, hört man. Ja um Himmels Gotts Willen, in welcher Welt leben denn diese hochbezahlten Spezialisten, diese Stadtkämmerer, die Kredite in Schweizer Franken einfach weiter laufen lassen, als ob nicht klar wäre, dass die Herrlichkeit eines Tages ein Ende haben wird?

Deutsch und deutlich: Damit musste auf jeden Fall gerechnet werden. Dass es eintreten wird, war schon sehr lange klar, nur der Zeitpunkt war es nicht.

Und was zeigt uns das wieder einmal? Welche Risiken fallen uns da unweigerlich ein, die extremes Schadenspotential enthalten?

Darüber sollte man vielleicht nachdenken. Aber auch da wird, wenn etwas passiert, das basse Erstaunen ein Flächendeckendes sein.

Ich wohne 30 Kilometer vom Nuklearkraftwerk Mühleberg entfernt. Wenn es da knallt, dann weiss man, man hat keine Chance, wenn man nicht innert einer Dreiviertelstunde zu den Jodtabletten greifen kann, die letztes Jahr in jeden Haushalt geliefert worden sind.

Wo wohnen Sie? Haben Sie ihre Jodtabletten immer „auf Mann“? Hat man ihnen gesagt, Sie sollten die immer dabei haben? Aber man will ja nicht „Kassandra, Kassandra“ rufen. Es wird schon nichts passieren. Da brauchen’s nur den Spezialisten fragen, er wird es bestätigen.

Brauchst keine Angst haben. Wir haben die Risiken analysiert. Der kleine Rest, der ist nix, das ist bloss das Restrisiko. Wie beim Putzen, das Stäublein in der Ecke. Jetzt san’s net so grantlig. So penibel. Ach, ist so ein kleiner Rest. Ein Rest halt. Das, was noch übrig bleibt. Werden wir auch noch wegmachen. Fast.

Noch der obligate Linkblock, damit mich niemand des Erfindens bezichtigt:
Ärzte für Umweltschutz zu Mühleberg und Jodtabletten
zu Similasan Hustentropfen
Rest. Sichuan et. al

24/01/2014

Wien im Januar

Filed under: Unterwegs — Schlagwörter: , , — Hotcha @ 12:14

Jetzt war ich also eine ganze Woche in Wien und habe täglich in mein Arbeitsjournal geschrieben. Statt dass ich das hier verblogge, verlinke ich einfach mal direkt mit meinen Notizen. Möglicherweise werde ich hier im Blog noch näher auf die China-Beizen Wiens eingehen, jetzt aber muss ich grad arbeiten

Die zwei vorherigen Beiträge beschäftigen sich mit der Reservierung, dann habt ihr auch den Zusammenhang richtig, z.B. wenn es um das Update im Hotel geht.

13/01/2014

Nach Wien ins Männerheim

Filed under: Unterwegs — Schlagwörter: — Hotcha @ 06:53

Heute startet mein Versuch, eine Woche Wien so billig wie möglich. Ich schiesse mich wahrscheinlich ins Knie, wenn ich jetzt ins Detail gehe. Also lasse ich es vorläufig bleiben, gute Adressen soll man für sich behalten, sonst hat die Herrlichkeit bald ein Ende.

Aber soviel kann ich schon verraten: Für den Zug zahle ich 58 Euro Züri-Wien-Züri. Für das Hotel gar noch weniger, Montag bis Samstag 56 Franken! Allerdings: Ohne Frühstück. Da werde ich mir dann ein Warenhaus suchen.

Geheimnisse werden ausschliesslich in meinem Arbeitsjournal verraten, und auch da nicht alle hähähä.

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