Veloverlad – ein interessante Blog, glaubzmer

03/04/2016

In Wien angekommen um darniederzuliegen

Filed under: Unterwegs — Schlagwörter: — Hotcha @ 12:23

Jetzt mache ich schon den dritten 14-Täger dies Jahr hier in Wien, also einen pro Monat! Es muss was dran sein an dieser Stadt, dass es mich immer wieder hierher zieht.

Im Januar wUrde ich an der Schnellstrasse Währinger Gürtel von einem BMW mit 60 Sachen angefahren, nur mit unheimlich viel Glück ist nicht mehr passiert als dass er mir über den Fuss gerast ist. Ich gehe jetzt, nach zwei Monaten, immer noch an Krücken. Aber davon will ich jetzt nicht reden, vielleicht später mal, habe schöne Föteli.

Im Februar wohnte ich zwei Wochen in einem Hotel grad bei der Unfallstelle, Zufall, nicht bewusste geistige Abhärtung. Man muss mit der Tiefsaison gehen, dann ist’s hier nämlich billig. Später dann ist das eine andere, traurigere Geschichte.

Im März ist jetzt. Voller Hoffnung bin ich in Wien-Meidling aus dem Zug gestiegen, paar Stationen zum Dreisternhotel Fürstenhof am Westbahnhof, einem Hotelklassiker der k.u.k.-Aera, nehme ich an, mit knarzendem Holzlift, filmreifer 24-Stunden-Rezeption, hohen Zimmern mit schweren roten Vorhängen. Immer noch Tiefsaisonpreis.

  

19/03/2016

In Wien, wo Bettler neu mich beuteln

Filed under: Unterwegs — Schlagwörter: — Hotcha @ 19:41

In Wien habe ich schon vor Jahren ein Hardcore-Betteln gesehen, das gibt es so bei uns nicht. Vor allem Flüchtlinge aus dem Irak, noch vor der Syrienkrise also, zeigten Beinstümpfe vor, rollten auf Brettern durch die Strassen, knieten stundenlang auf der Strasse, die Stirn auf dem Asphalt, die Hände nach Almosen ausgestreckt, ein fast unerträgliches Bild. Aber ich sah das vor allem in den türkisch dominierten Ecken, um den Reumannplatz, im Bezirk Favoriten. Dort habe ich natürlich auch immer gewohnt.

Jetzt ist wahrscheinlich die ganze Stadt in ein Netz bettelnder Profis aufgeteilt worden, ich sehe das am deutlichsten hier am Westbahnhof, wo die immergleichen Gesichter an den immergleichen Ecken stehen. Am schlimmsten der Mann mit den total blutunterlaufenen Augen, der für eine Operation bettelt. Am erträglichsten die Frauen mit Kinderbildern, die sie vor sich liegen haben. Weil hier kann man sich sagen, tja, solche Bilder kann ja jede herzeigen. Und man weiss ja, die Bettler sind organisiert, es gibt Bosse, die kassieren, es gibt Reviere, die verteidigt werden, es gibt Bilder aus Rumänien von luxuriösen Anwesen mercedesfahrender Klans.

Genaues weiss man nicht. Vermutet wird vieles. Aber eines ist klar: Für viele dieser Leute ist es die einzige Möglichkeit, einem Leben ohne jegliche Perspektive wenigstens für eine Zeit lang zu entkommen. Heute, beim Betreten einer Bäckerei im Westbahnhof, haut mich ein kräftiger junger Mann an, vielleicht 17 oder 18 mag er sein, er bittet mich um Geld für Essen. Und drin all die herrlichen weissen Backwaren. Lügt er mich nun an? Egal, ich drücke ihm 4 Euro in die Hand. Denn was kann er denn dafür, dass er in die Ecke der Chancenlosen hineingeboren worden ist? Keine Ahnung, ob er sich dann was gekauft hat. Ich habe nicht hingeguckt.

Seit zwei Wochen bin ich in Wien. Am Anfang konnte ich die Bettelei ganz intellektuell wegtun. Mit Argumenten wie oben. Es wird viel geschrieben, viel berichtet über das organisierte Bettlertum. Aber mit der Zeit merkt man, das ist im Minimum eine Art Arbeit, ach, man kann es einfach nicht mehr so wegschieben. Und ich habe mir jetzt angewöhnt, das Kleingeld immer in der Hosentasche mit mir zu führen, die Cents hinten, die Euro vorne, manchmal auch bunt gemischt. Und gebe jetzt sehr oft, manchmal nur wenig, manchmal ein paar Euro aufs Mal. Aber nie aus dem Portemonnaie. Das kommt einfach nicht gut. Aber so habe ich das Gefühl, es kostet mich ja praktisch nichts. Und ihnen hilfts, irgendwie. Sei es, dass sie sich was kaufen können. Sei es, dass sie am Abend nicht verprügelt werden vom Boss. Was weiss ich da schon.

Es hat auch viel dazu beigetragen, dass ich die Stadt teilweise als extrem klamotten- und handygeil erlebe. In der U-Bahn starren sehr oft drei von vier auf ihren Bildschirm, 8 von 10 tragen ihr Smartphone offen in der Hand, sogar beim Gehen wird die Diretissima bevorzugt, man starrt auf sein Gerät, die anderen werden schon ausweichen. Dann natürlich gestylt von den grossen internationalen Ketten mit den immer neu ausschauenden schwarzen Klamotten, den Sneakers, Stiefel, Stiefeletten. Die Haare.

Und dann so junge Männer, wie der vor der Bäckerei.

Von der Gewalt habe ich noch gar nichts erzählt. Man spürt vielerorts eine gruppenspezifische Aggression. Eine typische Szene habe ich auf einem grossen, stark frequentierten Platz in einem Quartier des sozialen Wohnungsbaus erlebt: Sicher zwanzig bis dreissig Polizisten und Polizistinnen, Einsatzwagen, auf dem Platz, in den Strassen um den Platz. Auf dem Platz selber eine ganz unglaubliche Szene, zwei junge Männer werden offenbar von der Polizei gestellt, sie dürfen auf jeden Fall nicht weg. Dabei zwei Polizisten, ich kann nicht aufhören, die anzustarren, ich habe noch nie solche Kraftbündel gesehen, Arme wie Überseekabel, Körper wie Schränke. Und die zwei Jungs stehen da, wippen auf dem Aussenrist, grinsen herausfordernd, alle warten auf etwas, weiter hinten stehen andere Jungs, ihre Kollegen vielleicht. Die zwei haben hier ihren grossen Moment, und die Polizei gibt ihnen die Kulisse dazu. Zwei Züge, die auf dem selben Gleis aufeinander zurasen. Und niemand tut etwas.

Seit ich mit Polizisten gearbeitet habe, ertrage ich es nicht mehr, wenn Kollegen sie Bullen nennen. Seit ich Männer hier beim Betteln gesehen haben, kräftig, im besten Alter, ertrage ich es nicht mehr, dass man ihnen finstere Motive für ihr Tun unterschiebt. Denn Betteln ist gewiss nicht lustig!

04/01/2016

Jumbo-Jumbo Walti, adieu

Filed under: Essen,Unterwegs — Schlagwörter: — Hotcha @ 12:22

Die Rheinfelder Bierhalle, das muss die Inspiration sein für den Hit des Trio Eugster: „Avez-vousu un petit pain, avez vousu un petit pain – ça fait un franc quatre-vingt“ – wobei die Preise seit den 80ern, als die Single erschien, deutlich gesunken sind – das Bürli kostet nur noch 1.20.

Leider waren diese aus. Vieles war aus, am Sonntagabend. Doch die sicheren Werte, die stunden noch auf der Karte, das Jumbo-Jumbo-Walti Cordon-Bleu, wahrscheinlich 40 cm lang! Und die Rösti-Läberli, für 13.80 ein Geschenk, für Zürcher Verhältnisse. Ehrlich, das wäre sogar bei uns in Biel sehr günstig. Fast hätte ich das Jumbo bestellt, aber die Vernunft obsiegte, und ich griff zu den Läberli. Mit einem grossen gemischten Salat.

Die Rheinfelder Bierhalle, die ich kenne, die war immer und zu jeder Zeit gerammelt voll. Man setzt sich hin, wo noch ein Platz frei ist – einen Tisch für sich alleine, auch zu zweit, das gibt es dort nicht. Sehr angenehm. Und die Bedienung, das war immer eine Klasse für sich. Klassische Zürcherinnen, wie sie in den Filmen von Kurt Früh auftreten, regierten souverän über die Männer in karierten Hemden, mit Rucksack, Zipfelmütze – oder auch Beamte im Anzug, mit bleichen Gesichtern und fahlen Händen. Nie habe ich sie laut werden gehört. Nie habe ich einen dummen Spruch eines Kunden erlebt. Niemandem wäre eingefallen, einer dieser klassisch geschürzten Frauen in altmodischen Gesundheitsschuhen blöd zu kommen.

Die Rheinfelder Bierhalle ist eine Insel der Seligen im unsäglichen Zürich.

Doch nun droht Gefahr. Heute, auf dem Weg nach Wien, habe ich absichtlich einen mehrstündigen Aufenthalt in Zürich eingeplant, um wieder mal ein Jumbo-Jumbo zu bestellen. Aktuell kostet es 28 Franken, ein lächerlicher Betrag, mit Pommes Frites als Beilage. Irgend ein Gefühl bewog mich, nur die Grundausstattung Rösti-Läberli für 13.80 zu bestellen, dafür aber mit einem grossen gemischten Salat, 8.50. Für Zürich ist das natürlich dreckbillig. Aber das war schon immer so, dort, und die Qualität war trotzdem immer Top.

Der Salat war wässerig, bestand zur Hauptsache aus grünen Blättern und Rüebli, deren grelle Farbe noch den Beutel verrieten, aus dem sie stammten. Gleichzeitig kamen Rösti-Läberli, 10 Minuten hat es gedauert. Der Tellerrand war heiss. Mikrowellen! Doch glücklicherweise waren die Läberli frisch, die stammten eindeutig aus der Bratpfanne, mit einer herrlichen Fertigsauce angemacht, aber das ist überall so, da sag ich nichts dagegen.

Die Rösti hatte halbe Pfannengrösse, der Rand war ganz arg verkrustet, man konnte diesen zwischen den Fingern zerbröseln. Um diese Trockenheit zu erreichen, muss man vor dem dritten Mal, nämlich jetzt, mindestens zweimal aufgewärmt haben. Für ein Traditionslokal absolut unmöglich, das geht vielleicht in einer Bieler Quartierbeiz nachts um 9, wenn der Koch sich mit Dienst nach Vorschrift begnügt.

03/01/2016

Was aus dem Veloverlader wurde…

Filed under: Unterwegs — Hotcha @ 12:20

… ein gewöhnlicher Velofahrer. Veloverlad macht mit den SBB ja schon lange keinen Spass mehr, seit man in den IC reservieren muss. Ich nehme es jetzt nur noch mit, wenn es unbedingt sein muss, und dazu verwende ich den Transportsack, den man für 100 Franken an den Bahnhöfen kauft und bei Sorgfalt jahrelang hält. In diesem fährt das Velo ganz gratis mit. Für wie lange noch? Wetten werden hier angenommen.

Wenn’s geht, fahre ich mehrmals pro Jahr nach Wien zu den Chinarestaurants. Ohne Velo. Zu gefährlich dort, zu gut die ÖV.

Einmal pro Jahr in die Ferien in die Bretagne. Hier im Blog habe ich berichtet. Das bleibt so.

Aus dem Veloverlader ist ein Chinakoch geworden. Auf einer der Reisen nach Wien gekommen und quasi hängen geblieben : Hier habe ich die chinesische Küche kennen gelernt und begonnen, das zu Hause nachzukochen. Meine Küche enthält nun alle Zutaten, die es dazu braucht, dafür aber keine der Europäischen – keinen Platz mehr dafür. So oft als möglich lade ich Leute ein, Freunde Kollegen Bekannte, manchmal gar noch nicht Bekannte.

Heute habe ich wieder den Zugang zum Admin-Bereich gefunden, vielleicht schreibe ich hier wieder weiter. Vielleicht.

25/07/2015

In den Ferien zum Arbeiten!

Filed under: Musik,Unterwegs — Schlagwörter: — Hotcha @ 19:20

Seit Ende Juni in der Bretagne, das ist natürli super langweilig! Darum habe ich jetzt begonnen, mindestens ein Musikvideo pro Tag aufzunehmen. Hardware: Notebook von HP; Software: Windows Movie Maker. Fantastico.

Zum Beispiel meine Hommagen an Beizen dort:


(Fernando)


(Le Bana)


(Ker-Mounette)


(Le Belem)

Oder einfach Songs für unser neues Duo, Pomodori Castrati:


(Autostrada all‘ inferno)


(Fiat Carozza)


(Mia Zia)


Aldo Maccione Pizzaiolo


(Olà Mi)

Und noch ein paar französische, für ein Hochzeit in Bordeaux geschrieben:


(SOS Amour)


(Génération Bérézina)

Wie sagt man doch? Enjoy! And abon me! On Youtube! Please! It goes wider until september, if will be!

23/01/2015

Keine Zähne, keine Hörner, keine Hufen – sonst aber alles

Filed under: Essen,Unterwegs — Schlagwörter: , — Hotcha @ 11:29

Wenn in Wien, tu wie die Wiener tun – auswärts essen und drüber schreiben. Deshalb habe ich auch ein Benutzerkonto bei www.restauranttester.at; schon zu Anfang der Woche habe ich meiner Begeisterung über eine unterbewertete Szechuan-Beiz Luft gemacht und daraufhin Empfehlung um Empfehlung erhalten, wo ich unbedingt noch hin müsste, dort sei auch ‚authentisch‘. Und habe dann mit schlechtem Gewissen doch nur meine zwei Favoriten besucht, jeden Tag, eine am Mittag, eine am Abend.

Immerhin: Ich habe die Empfehlungen genutzt, mir unbekannte Ecken Wiens anzuschauen. So war ich etwa bei den Kaisermühlen draussen, das sind die vom Fernsehen. Bei Youtube kann man alle Folgen von Kaisermühlen-Blues anschauen, ist offenbar die Österreichische Lindenstrasse. Sehr lustig, wenigstens die allererste Folge. Dann beginnt es sozialkitschig zu werden, Lindenstrasse halt. Kaisermühlen, das Tscharnerguet von Wien. Gärten, Wasser, Ufer, Bäume, riesige Wohnblöcke. Danach Business Kitsch. Das haben sie drauf, die Österreicher. So wie hier jeder seinen einmal erworbenen Berufsabschluss sein Leben lang im Titel führt („Putzerei Ing. Watzalatschek“), so sehen auch die neuen Businessquartiere aus: Viel Glas, Stahl, sehr hoch, ein bisschen verzworgelt auch, Türme, die sich nach oben verjüngen, man muss sich das selber anschauen, es sieht einfach total billig aus, will Eindruck schinden und erweckt doch nur Mitleid.

Dort draussen ist auch das Arbeiterstrandbad, eine herrliche Gegend, Häuschen am Fluss, Boote, das schaut mir aber gar nicht nach Arbeiter aus, sondern eher nach privilegiertem Uferzugang. Und dort draussen liegt das Sichuan 1220, der Wahnsinn, wie der Wiener wohl sagt. Ein riesiger Palast im Pagodenstil mit einem riesigen Garten vorne dran mit riesigem Teich. Die nennen das hier einen Schanigarten. Muss die österreichische Version des Biergartens sein. Und dabei trinken doch alle immer nur Wein. Jedenfalls kriegt man den Eindruck, wenn man die Restaurantkritiken liest, wo immer wieder bemängelt wird, dass die Chinesen einfach keinen anständigen Wein auf die Karten haben.

Da habe ich gleich rechtsumkehrt gemacht, es hätte der schicken glänzenden Limousinen auf dem Parkweg gar nicht bedurft.

Auch das No. 27 an der Ungargasse und Meister Xiao im Gerstenhof draussen, gleich neben dem Altersheim (‚Pensionisten‘ heissen die hier, meine Altersgenossen), beide haben mich schon von aussen abgeschreckt. Man isst dort ganz bestimmt wunderbar. Aber diese Kühle, diese Strenge, diese Leere, diese Distanziertheit – das muss ich nicht mehr haben. Ich habe nämlich das Gegenteil gefunden, aus reinem Zufall, und dort gehe ich jetzt jeden Tag hin. Ich bin nämlich mit der Karte noch nicht durch.

Es ist das Aming Dim Sum Profi an der rechten Wienzeile, beim Naschmarkt. Naschmarkt, das scheint hier ein Treffpunkt der Verfressenen zu sein. Gewürze, Gebäcke und Getränke aus allen kulinarisch relevanten Regionen ist hier das Motto. Auch wenn mich manches ein wenig hochgejazzt dünkt. Die Gewürze etwa, die sind einfach schön präsentiert, in kleinen Plastikschälchen, aber wenn man näher hinschaut, sehen die nicht anders aus als im Supermarkt. Ich vermute die Kilopackungen unterm Ladentisch, aus denen wird jeweils nachgefüllt. Industrieware im Biolook. Der Naschmarkt ist ein Touristenmagnet, die besser angezogenen Wiener gehen hier apérölen. Kann mir nicht gefallen.

Aber der Aming Dim Sum Profi, das ist meine Währung. Ein einfaches Lokal, vielleicht drei Reihen Vierer- und Zweiertische, man sitzt ziemlich nah aufeinander, würden die Anhänger des sogenannten ‚Ambiente‘ nun sagen. Nun, es ist sicher nicht der Ort für ein erstes Date, wo man sich dem Gegenüber im besten Licht präsentieren will, weil alle Umsitzenden hören natürlich die offenkundigen Lügen, die jene mit der rosaroten Brille noch für bare Münze nehmen. Wenn man aber so wie ich zum Essen da ist, zudem keine Menschenseele kennt, dann kann es keinen besseren Chinesen gegen. Den Weitgereisten in mir erinnert es an Chinatown in New York (mehr kenne ich leider nicht).

Dort allerdings habe ich nur das plumpste gegessen, Egg Foo Yong, irgendwelche Noodles, Ente natürlich, ich war ja jung und hatte kein Geld. Hier aber, da esse ich nur das, was ich noch nicht kenne. Highlights bisher: Die Hühnerfüsse ohne Knochen, eine kalte, gut gewürzte Vorspeise. Ich kann es kaum erwarten, das nächste Woche zu Hause zu machen. Dann der Schweinsdarm mit gebratenen Pfefferoni, da habe ich sogar ein Foto gemacht, ausnahmsweise, denn meistens sehen ja diese Food Porn Pix ziemlich daneben aus.

Schweinsdarm wie in China

Schweinsdarm mit gegrillten Pfefferoni

Was war noch? Die Innereienmischung, auch kalt, auch gut gewürzt, mit dem Innenleben von allerhand Tieren. Der Schweinsohrensalat, die Ohren in ganz feinen Streifen, gut gewürzt, der Knorpel noch schön knackig, das war sehr gut, werde ich auch sofort nachkochen in Biel. Die Quallen waren auch nicht schlecht, aber weniger gut als im Sichuan. Dort, im Sichuan, waren auch die Rindersehnen göttlich. Werde ich sofort nachkochen zu Hause. Braucht einfach einen ganzen Haufen Osso Bucco, ohne das Fleisch, eben nur das Zähe am Knochen. In Scheiben geschnitten, gut gewürzt, ich komme ins Träumen, bitte bremst mich hier. Es ist erst 10 Uhr.

So, und damit komme ich zum Ende der intuitiv angelegten Beweisführung: Authentisch chinesisch ist, wenn man: Alles verwertet, was am Tier dran ist, ausser eben – siehe Überschrift. Aber vielleicht haben die einen Weg gefunden, sogar das irgendwie…

Und wohl ist mir beim Aming Dim Sum Profi, unterdessen kann ich den Namen schon auswendig schreiben, weil ich noch jedesmal mit den Tischnachbarn ins Gespräch gekommen bin, ohne im Fall mich in irgend einer Weise ranzuschmeissen. Studentinnen, ein marokkanischer Küchenchef, Bauführer, das ist die Bilanz bis heute, dreimal war ich dort. Das ist doch ganz was andres als diese steifen oder verklemmten oder desinteressierten Mitesser oder Bediener, die sonst so diese Lokale bevölkern.

Ausschnitt aus der Karte von Aming Dim Sum Profi

Ausschnitt aus der Karte von Aming Dim Sum Profi

10:04, schreibe das in meinem Lieblingscafé, dem MacDonalds beim Prater draussen, die haben Wlan, Steckdosen und schöne Kojen. Gut frequentiert, Treffpunkt all jener, die im Moment in der Schule sein müssten, ein wildes Sprachgewirr, nicht alle scheinen etwas zu konsumieren, von Zeit zu Zeit sehe ich einen Angestellten jemanden rausstellen, aber grundsätzlich ist das Klima hier sehr tolerant. Aber es spickt mich immer wiede raus, muss ständig mit CTRL+A – CTRL+C mich absichern gegen Datenverlust. Ich könnte natürlich auch in ein Starbuck. Sind ebenfalls beliebte Arbeitsorte. Aber da sind eher die Leute mit Wollmütze, die früh kommen, lange bleiben, und gerne den Fünfliber zahlen, den dort ein Kaffee kostet. Wenn man bedenkt, dass ein Hauptthema hier im Moment der Kaffeepreis in der Schweiz ist, jetzt, wo der Euro zerfällt. Ein Kaffee in Zürich 5 Euro, hat man mir vorgehalten.

Aber das hat ja die Wahrnehmung so an sich – sie muss selektiv sein, sonst würde man durchdrehen. Sonst wäre es wie permanent auf LSD. Und das soll tödlich sein, kann man lesen.

Der Linkblock noch:

04/07/2014

Morgen zu den Schweinen

Filed under: Essen,Unterwegs — Hotcha @ 21:45

Mein Ferienradius wird zunehmend enger. Eigentlich wäre ich ja gerne nach Portugal gefahren, aber die Zugverbindungen sind unmöglich und unter 500 Franken ist nix. Bus will ich nicht fahren, zu oft hört man von übermüdeten oder sonstwie beeinträchtigten Fahrern. Bleibt praktisch nur noch Frankreich oder Deutschland. Italien war mir beim letzten Mal zu teuer, das Essen nicht der Hammer, eingepackte Früchtegipfeli zum Zmorge? Den Respekt vor meinem grauen Haupt habe ich geschätzt. Aber das kriege ich auch in der Bretagne.

Und so geht es also wieder mal dort hinauf. Zu den Schweinen, den ominösen, die man aber nie zu sehen kriegt. Ihre Pisse und Scheisse allerdings, die ist unübersehbar. Nicht direkt, aber scheints soll die Algenplage mit der grossen Schweinepopulation zusammenhängen, der temporären. Lange sind die ja nicht dort, eine Saison nur, dann sind sie Wurst. Ich lästere nun hier, dabei liebe ich die Andouillette über alles. Schweinearschlöcher, zusammengepappt und mit Fett eingekleidet. Wenn man sich mal dran gewöhnt hat, braucht man seine wöchentliche Dosis. Es gibt sogar eine Vereinigung, die sich der Huldigung dieser wunderbaren Wurst verschrieben hat. Sie heisst: AAAAA.

Ich verarsche euch nicht.

Olivia Mokiejewski, die mit dem frechen Coca-Cola-Film, hat einen Film über die Säuli gedreht. Une vie de cochon.

Das Billet kostet 260 Franken, wenn’s mir recht ist, damit kann man drei Tage lang durch Frankreich brettern, so man einen Platz im TGV kriegt. Das Velo bleibt zu Hause, werde mir so einen komischen Wandergöppel mieten müssen.

Vielleicht in zwei Wochen hier mehr davon. Wenn es die Lastwagenbeiz im Nachbardorf noch gibt, die mit dem offenen Wein auf dem Tisch, den Terrinen und Crudités zum Entrée, Choucroute de mer als Hauptgang und der Apfeltorte zum Dessert.

Platz.

26/06/2014

Bin in St-Maurice

Filed under: Essen,Unterwegs — Hotcha @ 20:32

[das ist halt direkt aus meinem Arbeitsjournal]

19:45 den Ranzen endlich vollschlagen können. In St-Maurice ist das gar nicht so einfach. Ich wäre lieber in Martigny geblieben, wohin es mich per Irrtum verschlagen hat. Aber das ist eine lange Geschichte. Auf jeden Fall hat es dort Dutzende interessanter Beizen gehabt, sogar einen Fastfood-Chinesen, der gar nicht so übel ausgesehen hat. Viele Leute auf Stühlen, in Gassen auf Plätzen und Terrassen. Da scheint Leben. In St-Maurice irgendwie die pure Depression. Vielleicht erfahre ich morgen mehr darüber. Ob das eine dieser vom Militär verlassenen Städte ist?

Auf jeden Fall habe ich sicher während einer Stunde Runden gedreht, Menükarten ausgecheckt, in düstere Höhlen geschaut (Beizen Pubs Restaurants), Hölle Hölle Hölle, tut mir leid. Am Bahnhof war ich kurz versucht, für einen geschätzten Totalbetrag von 40 Franken mich auf die Cuisine du terroir valaisan einzulassen. Habe das Restaurant betreten, allerdings schon im Vorgarten, wo eine nicht allzu abgefuckte Grossfamilie irgendwas lokales durchhechelte, dort überkam mich schon ein metaphysisches Gruseln – es passte alles einfach nicht zu den grossen Worten von ‚Spécialités du Valais‘, ’notre boucher local‘ blabla – und dann drinnen wieder das nackte Grauen, düster, ein Mann in Kochjacke am Kreuzworträtsel lösen, eine subtil keifende Frau hinter der Bar, ich nix wie weg. (Gut, die Kochjacke habe ich mir glaubs eingebildet, er sah einfach aus wie einer von dort). Niemand hatte meinen Gruss erwidert. Die Beiz sonst total leer. Um 19 Uhr. An einem Donnerstag. Selten war ein Fake so offensichtlich.

Der lokale Asiate dann mit einer langen Riemen von Karte, sicher 99 Gerichte. Wie soll da irgend etwas frisch sein? Setchuan war auch aufgeführt, ich war kurz versucht, der Berichterstattung halber dort zu essen, aber was soll ich mich einiger träfen Tiefschläge wegen, zu denen ich mich als Rechercheur in China-Cuisine nun mal berufen fühlte, zu Tode frustrieren lassen? Auch dort – obzwar geöffnet, alles dunkel. Und natürlich leer. Gerichte um die 18 Franken. Manche lernens einfach nie. Unverkennbar in der Todesspirale.

Tastatur klemmt schon wieder . Pause. Speichern. Datenverlust droht. Foto vom schlussendlich gewählten Restaurant. War irgendwie geil. Der macht den Beizern Feuer unterm Arsch, bloss merken die das nicht. Zwei Kebab! Im selbstgemachten Brot, Spitze. Drei Bier (portugiesisch, kalt)! 25 Franken. Vollgefressen.
Ein schlechtes Foto eines geilen Kebab
Der Name ist die Provokation: Au pouce GOURMAND! Drinnen hängen die Kabel überall rum, es ist einfach herrlich. Dabei sagen sie auf der Webseite, es sei frisch renoviert. Muss unbedingt mal mit Mehmet da hinfahren.

Warum ich schlussendlich dort gegessen habe, ist ganz einfach. Habe den Besitzer gefragt, ob die Falafel hausgemacht seien. Er hat mich fast ausgelacht, nein, natürlich nicht. Ehrlichkeit währt einfach am Längsten.

29/01/2014

Porno für Velofahrer

Filed under: Lesen,Unterwegs — Hotcha @ 09:33

Velowege sind freiwillig, man muss sie nicht benutzen, der Velofahrer hat ein Recht auf die reguläre Fahrbahn wie jedes Auto auch. Zudem dürfen Autofahrer sich nicht als die Erzieher des Velofahrers aufspielen.

Wer nach diesen Regeln lebt, sollte sich gut geschützt in Blech und auf vier Rädern fortbewegen. Denn als Velofahrer hier Recht behalten zu wollen heisst sterben wollen.

Aber so zum Lesen, zu Hause, da tut das doch richtig wohl. Beim Velophil Blog der Zeit gibts noch mehr solche Pornos.

Ich könnte einiges erzählen von meiner letzten Velotour hinter Konstanz, auf rüttligen Velowegen, gejagt von ruppigen Autofahrern, die es partout besser wissen wollten und noch aus 500 Metern Entfernung hupend zu Radwegen hin wedelnd zeigten. Brandgefährliche Leute, das. Ich habe nachgegeben und überlebt, aber Freude war nicht dabei.

24/01/2014

Wien im Januar

Filed under: Unterwegs — Schlagwörter: , , — Hotcha @ 12:14

Jetzt war ich also eine ganze Woche in Wien und habe täglich in mein Arbeitsjournal geschrieben. Statt dass ich das hier verblogge, verlinke ich einfach mal direkt mit meinen Notizen. Möglicherweise werde ich hier im Blog noch näher auf die China-Beizen Wiens eingehen, jetzt aber muss ich grad arbeiten

Die zwei vorherigen Beiträge beschäftigen sich mit der Reservierung, dann habt ihr auch den Zusammenhang richtig, z.B. wenn es um das Update im Hotel geht.

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