Veloverlad – ein interessante Blog, glaubzmer

02/02/2015

Bis ich wieder nach Wien kann…

Filed under: Lesen — Hotcha @ 10:43
Zutaten für Black Bean Sauce

Knoblauch, fermentierte schwarze Bohnen, Sechuan-Pfeffer, Erdnüssli, helle Sojasauce, Zucker, Sesamsahmen, Öl, 5-Gewürze im Vordergrund, noch zu mörsern, wenn dann die mehr Knobli da sind. Zusammenhang zum Posting hier? Black Pepper Sauce!

…. wird es nächste Woche. In der Zwischenzeit unterhalte ich mich durch oder mit Florian Freistetter. Er hat nun auch eine Kolumne im Standard (der TagesAnzeiger von Österreich?). Letztes Mal habe ich mich köstlich amüsiert über das Granderwasser. Schon nur die FAQ der Firma ist einfach der Brüller, wer in aller Welt kann sowas Ernst nehmen?.

Florian Freistetters Kolumne heisst „So ein Schmarrn!“.

Ich habe mich eigentlich dafür interessiert, wieviele Millionen die Österreicher bereits in ihre Granderwasseranlagen gesteckt haben – nicht nur Beizen und Firmen, sondern sogar auch Schulen sollen sonder Zahl damit ausgestattet sein. Aber die Umsatzzahl von 12.7 Millionen Euro für 2010 langt mir eigentlich auch schon. Das habe ich aus der Wikipedia.

14/10/2014

Dokuwiki

Filed under: Lesen — Hotcha @ 10:44

Dank Dokuwiki schreibe ich überhaupt noch. Heute z.B. das da:
Dienstag 14. Oktober

10:35 Schon wahnsinnig, wie innert kürzester Zeit der Drang zum bloggen gestorben ist. Heute wieder mal gestaunt, welch abseitigen Themen sich die vom www.bildblog.de vernetzten Medien, Blogs etc. widmen. RTL zeigt eine falsche Karte, irgendjemand teilt uns mit, warum er keine News mehr konsumiert, die NZZ kritisiert Rankings als Schaumschlägerei (wahrscheinlich, gelesen habe ich es sicher nicht). Etwas über Oliver Pocher gähn und zum Schluss ein Video(!) von Glenn Greenwald. Kein Wunder habe ich Mühe, endlich meinen Bretagne-Bericht für www.veloverlad.ch zu schreiben. Ohne Humus nur Stuss!

29/01/2014

Porno für Velofahrer

Filed under: Lesen,Unterwegs — Hotcha @ 09:33

Velowege sind freiwillig, man muss sie nicht benutzen, der Velofahrer hat ein Recht auf die reguläre Fahrbahn wie jedes Auto auch. Zudem dürfen Autofahrer sich nicht als die Erzieher des Velofahrers aufspielen.

Wer nach diesen Regeln lebt, sollte sich gut geschützt in Blech und auf vier Rädern fortbewegen. Denn als Velofahrer hier Recht behalten zu wollen heisst sterben wollen.

Aber so zum Lesen, zu Hause, da tut das doch richtig wohl. Beim Velophil Blog der Zeit gibts noch mehr solche Pornos.

Ich könnte einiges erzählen von meiner letzten Velotour hinter Konstanz, auf rüttligen Velowegen, gejagt von ruppigen Autofahrern, die es partout besser wissen wollten und noch aus 500 Metern Entfernung hupend zu Radwegen hin wedelnd zeigten. Brandgefährliche Leute, das. Ich habe nachgegeben und überlebt, aber Freude war nicht dabei.

23/11/2013

Dokuwiki – ein Versuch

Filed under: Lesen — Schlagwörter: , — Hotcha @ 08:12

Man muss ja nicht gleich so viel von sich preisgeben wie Julia Seeliger; so ein Dokuwiki kann trotzdem ganz nützlich sein. Ich hab‘ mir also mal eins installiert auf www.webdreinull.ch.

Schreiben tut es sich ganz praktisch dort, Links gehen mit links hahaha bin sicher der erste der diesen Gag macht – und Bilder klappen jetzt auch nach einigen Versuchen.Screenshot meines Dokuwiki

17/11/2013

Investigativer Journalismus hahaha

Filed under: Lesen — Hotcha @ 08:13

Ein Medienjunkie bin ich, seit ich lesen kann, so wenigstens kommt es mir vor. Auf dem Höhepunkt meiner Karriere habe ich manche Woche so 40 bis 50 Franken für Zeitungen und Zeitschriften ausgegeben, entsprechend viel Altpapier musste ich jeden Monat entsorgen.

Ein paar Jahre arbeitete ich gar in einem Beruf, wo ich pro Tag an die 30 Zeitungen durchforsten musste. Nie war Arbeit schöner.

Heute bleibt es bei sporadischer Zeitungslektüre; kaufe ich mir mal eine, ist es die Süddeutsche oder die Zeit, weil es die auf dem Kindle günstig gibt. Ansonsten reicht mir, was in Kantinen, Lesesälen oder Restaurants so rumliegt. Und jeden Sonntag die Tribune Dimanche, das welsche Pendant zur Sonntagszeitung, nur nicht so stinklangweilig, nur nicht so unnötig.

Jetzt entwöhne ich mich auch schon von den elektrischen Zeitungen. Gestern habe ich mir wieder mal die Süddeutsche auf den Kindle gezogen, die dicke Samstagsausgabe. Es blieb bei einem kurzen Durchblättern, nichts konnte meine Aufmerksamkeit wecken. In einem Moment der Langeweile, beim Warten auf das Kochen des Abwaschwassers, habe ich dann doch mal einen Artikel gelesen, pure Zeitverschwendung war das. Ein total fades Interview auf der früher so kontroversen Medienseite. Um keine Leser zu verlieren, mag ich es gar nicht zusammenfassen. Ihr würdet mir noch einschlafen, mitten im Satz.

Die gedruckten Zeitungen haben mich verloren, als die Redaktionen landauf, landab sich für die Google-Steuer zu Gunsten der Verlage ins Zeug legten. ‚Leistungsschutzrecht‘ nannten sie sie. Die Online-Zeitungen haben mich schon fast ganz verloren, weil die Artikel schamlos und systematisch aus einer Neuigkeit und danach einem Rattenschwanz Archivmaterial zusammengestiefelt werden.

Google und Wikipedia habe ich selber, liebe Verlage, liebe Redaktionen.

Auch die Gewohnheit einiger Presseportale, zu einem Newsartikel weitere Links anzubieten, die sich dann allesamt als Uraltmaterial entpuppen, was man erst nach dem Öffnen des Links sehen kann – auch diese vermeintliche Schlaumeierei vertreibt mich zunehmend. Wer zwanzig Mal derart zum Klickvieh degradiert worden ist, hat seine Lektion gelernt.

Am allerschlimmsten aber ist die permanente Affirmation, die sich breit zu machen scheint. Typisch sind die Interviews mit ‚Experten‘, die natürlich die eigene Recherche ersparen, ich kann das ja verstehen, der Zeitdruck ist gross.

Ich muss sie aber bei allem Verständnis auch nicht lesen.

Richtig muff aber bin ich heute morgen geworden, über dieses Interview mit Alice Schwarzer in Sonntag-Online: 43 Politiker fordern Prostitutionsverbot. Witzig, bei der männernden Überschrift: Im Text ist dann vor allem von Frauen die Rede und

auch etliche Männer unterstützen das Postulat: BDP-Präsident Martin Landolt oder die SVP-Nationalräte Oskar Freysinger, Hans Kaufmann und Hans Fehr gehören dazu.

Aber wer wird denn gleich mit der Goldwaage um sich schmeissen?

Nein, das Ärgernis sind die Interviewfragen.

  • Was sagen Sie dazu, dass die Schweiz auch ein Prostitutionsverbot prüft?
  • Können Sie sich vorstellen, dass ein Verbot Erfolg hat?
  • Ist Ihr Apell [die schreiben das wirklich so!] gegen die Prostitution erfolgreich?
  • Ist ein Verbot nicht kontraproduktiv?

Sonntagsfrage bei Sonntag-OnlineWelche Antworten erwarten wohl die zwei(!) Journalismusprofis auf diese Fragen auf dem Niveau einer Schülerzeitung? Vielleicht, dass sie sagt, es sei schlimm, dass die Schweiz ein Prostitutionsverbot prüfe, dass ein Verbot kaum Erfolg haben dürfte, ihr Appell erfolglos sei, ein Verbot kontraproduktiv?

Wie gesagt, für diese Fragen brauchte es zwei, Journalistin und Journalist!

Da stehen dann unwidersprochen, ungeprüft Sachen wie in der letzten Frage/Antwort:

(Frage) Und wenn die Frauen in den Untergrund abwandern?
(Antwort) Schlimmer kann es für die Frauen in der Prostitution nicht mehr kommen. In Deutschland sind heute Hunderttausende von Armuts- und Zwangsprostituierten vorwiegend aus Rumänien oder Bulgarien im Untergrund. Sie werden als «Frischfleisch» von Grossbordell zu Grossbordell geschoben – und landen irgendwann auf der Strasse. Diese Frauen sind nicht registriert, es gibt keine Gesundheitskontrollen mehr, niemand kennt sie. Sie könnten von heute auf morgen einfach verschwinden. Niemand würde es merken. .

Ich bin ja nur ein gewöhnlicher Leser, aber sogar ich merke, dass diese Antwort völlig an der Sache vorbeizielt und ausschliesslich Emotionen schüren will. Erstens mal ist das, was Schwarzer hier anprangert, bereits heute gesetzlich verboten; zweitens trifft diese Beschreibung nicht für alle Frauen in der Prostitution zu.

Lest dazu, wenn’s denn Lust habt, lieber den Artikel beim Freitag. Verlinkt gefunden bei Julia Seeliger.

Nächstes Mal werde ich dann über den Niedergang der Blogs klönen.

05/09/2013

Rassismus wieder salonfähig

Filed under: Lesen — Schlagwörter: , , , , — Hotcha @ 14:18

Nun lese ich ihn auch in der „Zeit“, den neuen Schlöterlig „weisse alte Männer“ – fehlt noch das „privilegierte“, dann ist das Totschlagargument perfekt. Oder?

Ich kenne ihn erst so richtig seit der berühmt-berüchtigen #aufschrei-Debatte, die möglicherweise bald zur Implosion der deutschen Überfliegerpartei Die Piraten beigetragen haben wird, den Kampfbegriff „Privilegierte alte weisse Männer“, er kommt gern im selben Atemzug mit „Women Of Color“ oder „People Of Color“. Kein Monat, wo nicht irgendwo im Netz damit gekämpft wird.

Darf ich sagen, dass es mich graust?

Vor ein paar Jahren habe ich in einem Antiquariat einen Bericht der Unesco von 1960 entdeckt, „Le racisme devant la science“. Ich war ehrlich bass erstaunt, dass die wissenschaftliche Widerlegung des Rassebegriffs so alt ist. Über 50 Jahre ist das nun her. Damals herrschte noch politische Steinzeit. Und doch konnte schon damals jeder lesen, dass der Begriff der Rasse nicht haltbar ist, es keine Rassen gibt. Dass die Unterschiede innerhalb einer Population grösser sind als die Unterschiede zwischen Individuen verschiedener Völker.

Ich mag das hier nicht referieren, ich empfehle einfach mal das Standardwerk von Cavalli-Sforza, „Genes, Peoples and Languages“. Oder googelt euch durchs Netz, dies ist halt der Stand der Forschung.

Es sind wieder mal die gesellschaftlich unglaublich rückständigen USA, denen wir das Comeback des Rassebegriffs auch unter europäischen Intellektuellen verdanken. Dort wird ja die Race immer noch im Pass eingetragen, von dort werden solche Kategorien in der sog. Frauen- und Geschlechterforschung aufgenommen.

Bitte ‚intellektuell‘ nicht mit ‚intelligent‘ oder ‚gescheit‘ gleichsetzen. Intellektuelle sind nicht unbedingt klug, ihr Werkzeug ist das Denken, das ist auch grad alles.

Man kann ein Werkzeug eben auch schlecht oder gar nicht beherrschen.

Wer heute mit Rassen oder gar Farben die Menschen einteilen will, beherrscht sein Werkzeug nicht – er will bloss pöbeln, einen Gegner reizen und vor allem als nicht satisfaktionsfähig ins Abseits stellen.

Da steht ein riesiger Elefant im Raum, warum nur tun alle so, als sähen sie ihn nicht? Wie oft muss ich in letzter Zeit lesen, jemand sei ‚weiss‘. Hahaha – ich kenne viele graue, hellbraune, grünliche, rötliche, ockerfarbene, schwarze, gefleckte und gestreifte Menschen. Weisse Menschen habe ich noch nie im Leben gesehen.

Ausser Donald Duck und seine Familie – die sind tatsächlich alle weiss.

Es hat etwas pubertäres, dieses Revival der Rasse. Es soll provozieren, diskriminieren, seinen eigenen Standpunkt legitimieren. Und dabei zeigt es nur einen Mangel an Argumenten. Häufig wird dieser neue Rassismus übrigens in Blogs verwendet, die strikte Kommentarregeln aufgestellt haben, wo ‚der Gegner‘ nicht oder nur sehr eingeschränkt zu Wort kommen soll.

Ein peinliches Schauspiel.

Links:

Der Kommentar in der Zeit vom 5.9.2013
Wo endet Toleranz, wo beginnt Zensur – carta.info

18/07/2013

Diese furchtbare Qualitätspresse, exekutiert am Beispiel NZZ

Filed under: Lesen — Schlagwörter: , , , , , — Hotcha @ 12:48

Ich könnte die Wände hochgehen vor Ärger, wenn ich solchen Pseudojournalismus lese wie die völlig unkritische, gar absolut lügnerische Berichterstattung über einen sogenannten Heiler; es ärgert mich im Krankenkassenheftli, es ärgert mich im Le Matin Dimanche, es ärgert mich am Radio Suisse Romande, es ärgert mich auch in der NZZ. Am Radio ärgert es mich mehr, weil wir das ja zwangsfinanzieren, aber darüber will ich heute nicht berichten. Obwohl: Ein dicker Hund ist es schon, wie die welschen Kollegen immer wieder für die Alternativmedizinslobby Werbung machen. Hätte ich Zeit, würde ich mich dem mal widmen. Aber vielleicht macht das ja mal ein Organ der Qualitätspresse? Oder eines der Gegenöffentlichkeit, wie Infosperber?

Nun aber zur NZZ. Sie hat rechtzeitig zur Sauregurkenzeit einem Schlachtross des esoterischen Behauptungsjournalismus eine ganze Seite zur freien Verfügung überlassen, und so kam es dann auch heraus. Der Blogger Andreas Von Gunten hat den Artikel gelesen und bei sich verlinkt. Lest es dort mal nach, es lohnt sich.

Warum geht es dort? Der Rieder Georg hat einen Dreh gefunden, wie er seiner Bestimmung als Restaurantkoch entgehen konnte. Er behauptet einfach, er habe einen Röntgenblick, könne die Aura einer Person sehen, die Organe und die Knochen gar, und hat damit ein Gewerbe angemeldet, in Österreich geht das. Obwohl „auch in Österreich ausschliesslich Schulmediziner Diagnosen stellen dürfen“. Er stellt also keine Diagnosen, sondern stellt sich vor die Person hin und guckt, während diese sich um die eigene Achse drehen muss. Das heilt. Fünf bis sechs Gläubige braucht er pro Tag, damit hat er sein Auskommen. Gut, er sagt, mehr sei nicht zu schaffen, es strenge halt so wahnsinnig an. Früher hätte er bis zum Kopfweh durch die Wände hindurch die Nachbarn beim Sex beobachtet, das will er uns tatsächlich glauben machen. Ich meine, wer das glaubt, der glaubt jetzt wirklich alles.

Der glaubt auch, dass der Rieder Schorsch bei einem wissenschaftlichen Test 198 von 200 Personen richtig diagnostiziert hätte. Diagnostiziert! Nicht einfach Erleichterung verschafft, was sich ja durch Placebo und andere Effekte ohne Weiteres erklären lässt. Nein, diagnostiziert. Mit einer praktisch 100%igen Trefferquote! Warum der Rieder Schorsch die Million von James Randi noch nicht abgeholt hat, ist mir allerdings schleierhaft. Eventuell, weil der Test zwar durch einen „Coach mit Doktortitel“ durchgeführt wurde, wie die NZZ-Journalistin Schaum schlägt, aber der Doktortitel hat halt erstens mal mit Naturwissenschaften gar nichts zu tun, und der Test ist unter Garantie nicht echt, sondern pure Reklame. Wahrscheinlich nicht mal auf dem Niveau der Tests der Kosmetikindustrie, wo etwa 30 Sekretärinnen des Herstellers sich auf einer Wohlfühlskala eintragen, nachdem sie ein Falten-Weg-Produkt während zwei Wochen verwendet haben. Kein Witz, lest mal das Kleingedruckte in der Kosmetikareklame.

Der glaubt natürlich auch, dass sogar Ärzte sich vom Rieder Schorsch helfen lassen.

Öffentlich zugeben wolle das jedoch keiner von ihnen. «Die fürchten alle um einen Imageverlust, wenn rauskommt, dass sie sich mit einem wie mir eingelassen haben», sagt Rieder, und er sagt es spöttisch.
(NZZ vom 7. Juli 2013).

Na schau mal, da wacht einer einfach so auf mit der Gabe, dem Geschenk, dem Geheimnis und kann natürlich hinabblicken auf jene, die einer jahrelangen Ausbildung bedürfen und dann trotzdem nicht auf eine fast 100%ige Diagnosesicherheit kommen. Tja, da ist Spott wohl angebracht – Spott nicht über den Schorsch, sondern über die Journalistin, die so was allen Ernstes hinschreibt. Und nicht eine einzige Relativierung des Humbugs zu Stande bringt. Beispielsweise, indem sie der Expertise des „Coach mit Doktortitel“ mal auf den Grund geht. Oder die „bisher einzige wissenschaftliche Ausbeute“ einer Untersuchung des deutschen Physikers „Günter Haffelder in seinem Institut für Kommunikation und Gehirnforschung in Stuttgart“ wenigstens pro Forma hinterfragt.

Da sie das also nicht tut, kann sich der Veloverlader hier mal kurz auf die Spurensuche machen. Und wird natürlich sofort fündig.

So ist etwa Sylvie-Sophie Schindler schon vorher als PR-Schreiberin für Scharlatansmedizin aufgefallen, bei Kathrin Zinkant kann man es nachlesen. Weitere Belege müssen mühsam zusammen gesucht werden, da Sylvie-Sophie Schindler zwar fleissig aus dem Web zitiert, aber keine Adressen angibt, wo man eventuell der geballten Scharlatanerie gewahr werden könnte.

Ich habe immerhin die Webseite des Schorsch gefunden, und dort wird es dann so richtig gefährlich. Denn der Schorsch erzählt gleich auf der Startseite, dass er 100 Menschen von Krebs geheilt hat. Er sagt es zwar nicht so, das wäre wohl juristisch nicht möglich, aber er meint es ganz klar so.

Es gibt über 100 gut dokumentierte Fälle von krebskranken Menschen, welche seinem
Wirken ihre Genesung zuschreiben. (www.georgrieder.com)

Spätestens hier zeigt sich, wie verfälschend die Berichterstattung von Sylvie-Sophie Schindler ist. Denn mit den Hoffnungen von Krebspatienten zu spielen und diese zu leicht verdientem Geld zu machen, das geht nun gar nicht. Und ist in Heilerkreisen in diesem Ausmass auch nicht grad gang und gäbe. Ein Grund mehr, es in einem Stück Qualitätsjournalismus zu erwähnen. NZZ, habt ihr denn nicht mal ansatzweise ein wenig gegoogelt?

Nun, die NZZ-Leser scheinen es getan zu haben. Allerdings nur, um dann im Forum Bitten um Rückrufe zu hinterlassen, mit kompletter Telefonnummer oder Mailadresse. Wie sehr Rieder und seinesgleichen mit den Hoffnungen der Leute spielen, zeigt dann auch ein aktueller Eintrag:

soeben habe ich einen Artikel in der NZZ -CH,von ihren Fähigkeiten gelesen.
meine Enkeltochter 8monate alt,leidet unter Metochondrinstöhrungen,können sie helfen?sie ist taub und die Ärzte geben ihr keine hohe Lebenserwartung,3-4j.
mein Sohn lebt mit der Familie in Hong-Kong,kommt aber fast jeden Monat mit der Tochter zur Untersuchung und Behandlund,in die CH.
Sehen sie eine Möglichkeit,ihrerseits,ihr helfen zu können?
auf eine antwort wartend verbleibe ich mit freundlichen Grüssen

Oder gehen wir mal auf die Webseite von Dr. Franz Minister, der Coach mit dem Doktortitel, der Rieder angeblich getestet hat. Minister ist Dr. rer. oec., hat Wirtschafts- und Sozialwissenschaften studiert. Und der geht hin und will die Richtigkeit medizinischer Diagnosen testen? Wohlweislich hat uns die NZZ diese Information unterschlagen.

Fehlt noch das Institut für Kommunikation und Gehirnforschung in Stuttgart, das nachweist, dass der Rieder Schorsch andere Hirnströme zeigt, wenn er ‚heilt‘. Abgesehen davon, dass das gar nichts bedeutet, handelt es sich hier selbstverständlich um ein privates Institut. Selbstverständlich ist es wissenschaftlich fundiert, wenigstens wird das behauptet.

Arbeitsgrundlage ist ein vom Institutsleiter Günter Haffelder weiterentwickeltes EEG-spectralanalytisches Messverfahren, das in der Forschung und Anwendung eingesetzt wird. Es gibt als bildgebendes Verfahren einen Einblick in funktionelle und dynamische Prozesse des Gehirns in bisher unbekannter Tiefe und ermöglicht differenzierte Aussagen zu individuellen Zusammenhängen von Lernen, Gedächtnis und emotionalen Themen. Interpretationsgrundlage ist die dreidimensional darstellbare Messung, die über ein empirisch validiertes, standardisiertes Testverfahren erfolgt. Die Einsatzgebiete der EEG-Spectralanalyse sind vielfältig und werden über zahlreiche Forschungsprojekte dokumentiert.

„In bisher unbekannter Tiefe“ – spätestens hier müsste man doch hellhörig werden. Die Hirnforschung ist die Vorzeigedisziplin heute, die bis in esoterische Kreise interessiert, und dann kommt da dieser Haffelder und dringt in bisher unbekannte Tiefen vor. Man muss sich nur mal die Webseite anschauen. Grümscheliger geht fast nicht mehr. Ich kann mich noch entsinnen an diese Webseiten mit grauem Hintergrund, Navigation im Frame links, Schrift Times New Roman. Das war der letzte Schrei anno 1995 mit Netscape Navigator 2.0. Wahrscheinlich hat der Gute die Seite selber gebastelt, mit Frontpage 1.0.

Aber klar, Internet ist Tand – Forschung ist es die zählt. Und da schöpft das Institut aus dem Vollen.

Im Institut arbeiten verschiedene wissenschaftliche Mitarbeiter aus den Fachrichtungen Physik, Psychologie, Pädagogik, Sprachen, Biologie, Informatik, Musik und Medizin.

Und woran forschen diese vielen Leute? Da gibt es eine Liste auf der Seite, die schaut etwa so aus:

Forschungsprojekte (Auswahl)

1. Lern- und Cerebralforschung

        Einzelmessungen von Personen mit Lernstörungen, Wirkung von neuroaktiver Musik auf Lernprozesse
        Schulprojekte über Lernen
        Einzelmessungen von Personen mit diversen Cerebralschäden wie Wachkoma, Apoplex, Alzheimer, Parkinson, Multiple Sklerose und Spina bifida, Projekte in Zusammenarbeit mit Ärzten; Wirkung und Anwendung von neuroaktiver Musik
        Neuroplastizität des Gehirns
        usw.

     

2. Geräte und deren Einfluß auf das Gehirn

        diverse Magnetgeräte
        Cave (Cyberraum)
        Elektrosmog in Räumen, Energiesparlampen
        Energiegeräte
        Suggestions-CD
        usw.

 
3. Medizinische Techniken und Medikamente

        Atlastherapie
        Cranio-Sacral-Therapie
        Elektro-Akupunktur
        Siener-Methode
        Kieferschiene
        Homöopathika
        Essenzen
        Bachblüten
        usw.

 
4. Therapien auf manueller Ebene

        Bioenergetik
        Kinesiologie
        Krabbeln
        Fußmassage
        usw.

 
5. Wirkungen von Gesprächs- und Interventionstechniken

        Psychotherapie
        Psychiatrie
        Entspannungstechniken
        usw.

 
6. Kunst

        Tanz
        Musik: Klavier, Streichinstrumente, Didgeridoo
        Theater (Theaterstück im Liegen)
        Akrobatik / Seiltanz / Jonglieren
        interaktive Kunst / Transmedia / cynetart
        Heilgesang
        Sonologie
        usw.

 
7. Kommunikation

        Lehrer - Schüler
        Arzt - Patient
        usw.

 
8. Trainingsmethoden

        Management
        Sportler / Hochleistungssportler
        Gedächtnis- und Rechenkünstler
        usw.

 
9. Verschiedene

        schwangere Frauen
        Schach
        vielsprachige Menschen
        usw.

Genau ein Projekt ist gen aussen verlinkt, zur Uni Bielefeld. Allerdings ist der Link tot.

Was man auf dieser Seite auch anschaut, absolut nichts erweckt das geringste Vertrauen. Ganz offenbar ist das Institut ein Fake, bar jeglicher wissenschaftlichen Reputation, darauf angelegt, verängstigten Kranken Messungen, Geräte und eine individuelle „Neuroaktive CD“, u.a. für cerebral geschädigte zu verkaufen. Schlangenöl. Psiram übrigens belegt diesen Eindruck.

Wo man auch hinschaut, beim Rieder Schorsch, beim ‚Institut‘, beim ‚Coach mit Doktortitel‘, nichts würde die Behauptungen im Artikel der NZZ auch nur ansatzweise unterstützen. Es sind pure Erfindungen, Phantastereien, zum Teil gar blanke schamlose Lügen. Alle ‚Quellen‘ kommen eindeutig aus dem Esoterik- und Geldmacherbereich, was häufig Hand in Hand geht. Ich muss ehrlich sagen, mir gruselt es.

Mir gruselt, weil das Muster ist sattsam bekannt: Etwas behaupten und als Beleg fachfremde Quellen angeben, die schon beim zweiten Hinsehen sich als windig erweisen. Mir gruselt, weil die NZZ so was macht. Mir gruselt, weil die Manipulation nicht immer so einfach zu entdecken ist.

Ich denke oft an Colonel Parker seelig, Elvis‘ Manager. Er hat es auf den Punkt gebracht mit seinem

There’s a sucker born every minute

.

28/06/2012

Zeitungen: Preisdumping für den Kindle

Filed under: Lesen — Hotcha @ 05:22

Eine Preisliste

  • Die Zeit: 3 Euro (50 % billiger als am Kiosk)
  • Süddeutsche Zeitung: 1.60 Euro (60 % billiger als am Kiosk)
  • Libération: 0.80 Euro (60 % billiger als am Kiosk)
  • Le Monde: 1.50 Euro (40 % billiger als am Kiosk)

Seit ich den Kindle habe, den billigsten übrigens, dieser langt vollkommen, lese ich immer mehr Zeitungen auf dem Gerät, die erste habe ich unterdessen sogar abonniert, die Libération. Im Vergleich mit meinen beiden anderen Digitalabos, die auf dem herkömmlichen Weg direkt vom Verlag ausgeliefert werden, kann ich keine Komforteinbusse feststellen. Ganz im Gegenteil.

Der Kindle trumpft mit dem unerreichten Schriftbild, es liest sich halt tatsächlich wie gedruckt. Nicht so die PDF, die mir Le Temps liefert, oder die HTML-Ausgabe, die ich bei Le Monde beziehe.

Plötzlich sieht PDF alt aus

Die Übertragung per Wlan ist blitzschnell. Kein Vergleich zu den mehreren Mega von Le Temps. Nicht mal das das Originalformat der Zeitung entschädigt mich für das manchmal minutenlange Laden, im Adobe Reader liest es sich nicht allzu komfortabel, das ständige herumzoomen stresst. Komfort geht anders, zumal ich nicht mal markieren oder kommentieren kann wie im Kindle. Und dafür zahle ich immerhin gut 20 Franken im Monat. Irgendwann werde ich mich dieser meiner früheren Lieblingszeitung entwöhnt haben, zumal sie inhaltlich massiv an Gewicht verloren hat. Für den Kindle gibt es sie nicht.

Bald werde ich wohl alles zum Kindle transferiert haben. Le Monde müsste ich dann doppelt bezahlen, da das direkte Abo mit dem Amazon-Abo nichts zu tun hat. Das heisst also, das für den Verlag lukrativere Direktabo werde ich aufgeben.

Überzeugende Navigation bei Amazon

Die Amazon-Ausgaben werden von Amazon selber zusammengestellt, formatiert und exklusiv verkauft. Heute hat sich das System so eingespielt, dass die kompletten Inhalte übernommen werden. Die Navigation ist immer die gleiche, bei allen Zeitungen. Hat man sich daran gewöhnt, ist das richtig angenehm.

Die Zeit auf dem Kindle

Ich kann durch die Zeitungsbünde navigieren und sehe rechts eine Liste der Artikel. Oder ich kann sequentiell durch die Artikel brausen. Ich habe mir angewöhnt, zuerst die Anzahl Wörter eines Artikels anzuschauen und so das lästige Kurzfutter allenfalls zu überspringen. Eine Fortschrittsanzeige unten am Bildschirm zeigt mir diskret an, wo in der Zeitung ich mich ungefähr befinde.

Wer macht hier das Geschäft?

Ich frage mich, wo das Interesse der Verlage liegt. Wenn ich davon ausgehe, dass Amazon 30% vom Verkaufspreis einbehält, kassiert die Süddeutsche zwar jedesmal 1 Euro für einen zusätzlichen Verkauf ihrer Inhalte an Amazon, das wie ein Aggregator funktioniert. Zudem wird ihnen die Adresse des Kunden mitgeteilt. Zusätzlichen Aufwand hat der Verlag nicht.

Aber die Kindle-Ausgabe löscht die Werbung der Druckausgabe. Da der Leser auch nicht auf die Seite des Verlags geht, zählt die über Amazon verkaufte Ausgabe überhaupt nicht für die Werbung. Da geht etwas nicht auf, da Zeitungen sich doch zur Hauptsache über Reklame finanzieren. Wie auch ich werden sich bestimmt weitere bisherige Leser für die Amazon-Ausgabe entscheiden.

Werden die Verlage mir nun E-Mail-Werbung schicken und sich so schadlos halten? Wie werden sie diese Zahlen gegenüber den Agenturen ausweisen, rechtfertigen? Wo ist ihr Interesse? Gibt Amazon ihnen noch mehr über mich bekannt? Werden sie es mit anderen Bewegungsdaten von mir ergänzen können?

Ich rechne mit einer starken Zunahme von Spam-Mail, von mir durch den Kauf bei Amazon stillschweigend genehmigt. Etwas anderes kann ich mir nicht vorstellen.

Für mich sieht es so aus, als ob wir im Moment in einer Übergangsphase stecken, alle Spieler werden versuchen, irgendwie ihr Schäfchen ins Trockene zu bringen. Die Warenhäuser Amazon, Apple und Google versuchen sich als dominierenden Verkaufskanal zu etablieren. Den Verlagen geht es darum, zu retten, was zu retten ist. Der Verkauf über Amazon scheint mir irgendwie panikgetrieben. Ob das am Ende aufgeht?

Irgendwie erinnert mich das alles an das Rotkäppchen-Dilemma: Der Wolf täte es gerne fressen, würde er es aber tun, gäbe es sein Märchen nicht. Noch braucht der Wolf das Rotkäppchen. Irgendwann aber wird er es verschlucken. Glaubzmer.

21/06/2012

Kindle: Aber ja, hahahahaaa, wenn ein Leeeeser – erzehehelt

Filed under: Lesen,Tessin — Hotcha @ 20:53

Wie versprochen: Meine Erfahrungen mit dem Kindle 4, Amazon-locked, welch ein Schreck. Wirklich? Read on…. And on… And on… And on…
Kindle 4Genau so geht es mir. Seit ich den Kindle habe, eigentlich eher versehenlich bestellt, lege ich ihn fast nicht mehr aus den Händen, lese die wildesten Sachen, ersetze Laufmeter an Laufmeter an Büchern durch ein paar wenige Mega auf der 2-Giga-Speicherkarte. Halb voll ist er möglicherweise schon fast, ist aber kein Hindernis, weiter auszubauen. Kann ja auf den PC auslagern.

Der Kindle 4 ist der kleinste, einfachste und natürlich billigste Reader auf dem Markt, der überhaupt was taugt. Rund 120 Eier. Bei mir stand er in Konkurrenz zum Sony Reader PRS-T1, immerhin 200 Dukaten im Ladengeschäft. Als androider Open Sourcer war der Sony eigentlich gesetzt, aber für 200 Kröten gibt’s recht viele Papier- oder E-Bücher, oder ein Jahresabo von Libération auf dem Kindle. Bin ich blöd?

Was sprach für den Sony? Er liest PDF, scheint’s aber nicht sehr toll; er geht per WLan ins Netz, scheint’s aber nicht so toll; man kann damit auch Musik hören, aber dafür habe ich schon genügend Geräte, z.B. das Smartphone; er liest das Gutenberg’sche Epub-Format, und das war das Wichtigste. Ich war auch sehr angetan von der Möglichkeit, mit einem Stift Notizen zu zeichnen, in die Bücher zu kritzeln.

Und nun habe ich trotzdem den Kindle. Und möchte nicht mehr tauschen. Ich möchte auch keinen anderen, grösseren und damit auch schwereren Kindle, einen mit Tastatur oder Streichelbildschirm. Es gibt absolut keinen Grund dafür. Zumal ich auch beim kleinen, 180 Gramm schweren Klein-Kindle Anmerkungen machen kann – tue ich selten – und ich wichtiges unterstreichen kann, um es dann in einem Buchauszug wieder zu finden, als Sprungmarke zurück ins Buch. Bewährt sich total gut für Fachliteratur, die man diagonal durchliest und die Highlights bzw. das, was man brauchen kann, markiert. Wirklich, ausgezeichnet. In jeglichem Sinne.

Zunächst mal habe ich auf dem Kindle bereits die wichtigsten Klassiker der mir so lieben französischen Literatur des 19. Jahrhundert. Will ich noch mehr, brauch‘ ich unbedingt mehr Lesezeit. Dumas, Flaubert, Stendhal, Zola, Balzac, der grosse Michelet! Etwas Rousseau (wer will das schon alles lesen?), einzig von Chateaubriand fehlt mir bisher ein Band seiner Memoiren – den werde ich halt gelegentlich auf Papier kaufen, aus unerfindlichen Gründen ist es derselbe, der mir in den Pléïades abhanden gekommen ist. So, Ende Bildungshuberei, aber das musste jetzt sein. Ah, noch nicht fertig, Victor Hugo, Daniel Defoe (english), dann die ganzen Zeitungsfortsetzungsromänler wie Eugène Sue, Paul Féval, den ganzen Rouletabille, es hört nimmer auf – von George Sand bin ich abgekommen, seid ich ihr dümmliches Mallorca-Buch gelesen habe. Schade, die Idee mit dem schwülstigen Orientalismus war gut.
Kindle Shop
Also, all diese Sachen gibt’s bei Amazon, sei es gratis in Einzelausgaben, sei es in Gesamtausgaben für runde 2 Taler je. Habe ich in den letzten Tagen runtergeladen. Bald sind ja Ferien. Nicht falsch verstehen, ich lese schon jetzt wie halbwild.

Dann gibt’s die Zeitungen: Libération, Zeit, Süddeutsche, Le Monde. Eine Tageszeitung für rund 1.50 Pistolen, die Zeit etwas mehr, deutlich billiger aber als am Kiosk. Teilweise nicht mal halb so teuer. Die Süddeutsche kostet bei uns mehr als 5 Eier! Der bittere Tropfen: Die Zeitungen werden von Amazon zusammen gestellt, nicht von der Redaktion. Am Anfang soll das ein Problem gewesen sein, unterdessen merkt man keinen Unterschied zwischen Original und Kindle-Ausgabe mehr, inhaltlich wenigstens. Die Präsentation ist am Anfang schockierend, irgendwie wird das kleinste Schnipsel aus der Zeitung gleich wichtig wie die ganzseitige Reportage behandelt. Zwei, drei Ausgaben gelesen, und man hat’s im Griff und navigiert darin herum wie im Papierblatt. Vorteil: Überall erhältlich, wo es Wlan gibt. Und nochmals: Der Preis! Wenn ich nur denke, immer dieses Gerenne in den Ferien, um eine halbwegs anständige Zeitung zu kriegen. Heute reicht mir ein Campingplatz in der Pampa mit Wlan-Anschluss, und ich bins zufrieden. Übrigens: Ich suche immer noch einen günstigen Campingplatz in oder um Bellinzona, so für die Zeit um den 6. Juli, wenn ich dann Zeit habe, so hoffe ich wenigstens.

Schweizer Zeitungen gibt es glaub’s noch nicht – habe ich aber nicht überprüft, wozu auch? Dumm ist der Fall bei Le Monde: die habe ich schon elektrisch abonniert, kann sie aber aus dieser Quelle nur auf dem Smartphone lesen. Für den Kindle müsste ich sie ein zweites Mal abonnieren. Im Extremfall würde ich sie halt einzeln kaufen oder für einen Monat abonnieren, 11 Zechinen. Aber das Smartphone habe ich ja immer dabei, ziehe die Zeitung über dessen Wlan-Anschluss herunter, also nicht mal ein künstliches Problem, das. Ebenso die PDF-Ausgabe von Le Temps.

Mehr zu den PDF: kein Spitz, die mit Calibrate oder so nach Kindle zu konvertieren, die Zeilenumbrüche bilden ein total irritierendes Treppenmuster, kein konzentriertes Lesen möglich. Schade, ich hätte gerne die 350 Bände der Rudolf-Steiner-Gesamtausgabe mit mir herumgetragen. Was wären das, rund 10’000 Seiten wirres Zeugs, ich mag so was. Aber dafür habe ich den Panizza gefunden, auch bei Amazon, auch gratis, die waren jahrzehntelang richtiggehend verboten, die Erben schämten sich des punkigen Literaten und klemmten einfach – manchmal konnte man eine Raubkopie finden, aber das ist auch schon 30 Jahre her… Nun ist das Urheberrecht verfallen, so lange ist der Mann also schon tot, 70 Jahre gab es ihn einfach nicht mehr!

Ein letzter Vorteil: Alles, was ich im Amazon Shop zu vollen Preisen gekauft habe, ein paar Fachbücher sind das, kann ich nun auch auf dem Kindle dabei haben. Und was ich nicht von Amazon, sondern vom Verlag direkt gekauft habe, lese ich auf dem Smartphone. So.

In Kombination mit dem internettauglichen Smartphone für mich perfekt. Und der Kindle kostet mich ja jetzt nichts mehr, keine Verbindungskosten, und das Schriftbild ist halt unschlagbar. Kein Vergleich zum Lesen auf den gepixelten Monitoren von Handy, Tablett, Note- oder Netbook.

Die Verbindung von Notebook zu Kindle geht mit dem beigelegten USB-Kabel, zum Aufladen habe ich ein USB-Universalaufladegerät gekauft, war etwa 12 Einerli, damit kann ich nun jedes Gerät mit PowerOnUSB aufladen, das Telefon z.B. Keine Angst, es ist leicht, und etwa so gross wie eine Aprikose.

Hat man ein solches Gerät, merkt man, wohin die Reise der Buchkultur geht. Irgendwann stirbt das Papier wirklich aus, die Geräte werden ihre Software verbessern, und vielleicht bleibt am Schluss ein einziger Anbieter übrig, dann kostet alles wieder wie vorher. Sony hat eine ähnliche Strategie wie Amazon, sie bieten auch vor allem den Zugriff auf die Klassiker von Gutenberg – und die freibeuterhaft eingescannten Google-Books.

Kann sein, dass man allein für diese mal noch den Sony kaufen muss. Wäre das so schlimm?

Für die Hapdick kann man ja anderes anfassen, wenn einem das so wahnsinnig fehlt. Blödes „Untergang der Kultur“-Gejammer.
Pizza Calzona bei Terrazza Da Teo, Bellinzona, ca. 40 cm lang und extrem gut!

Das alles geschrieben nach der besten Pizza Calzone meines Lebens, wirklich. Frische knackige Pilze waren drin, feiner Qualitätsschinken, nicht dieses Gummizeugs wie sonst. 40 cm war sie lang! Und nur Killer drin, keine Filler, wie sonst immer. Danke, Terrazza Da Teo, Bellinzona – bald wieder.Das blieb noch übrig von der Pizza Calzone
PS: die letzten 2 cm habe ich einfach nicht mehr geschafft – zum Glück hatte ich heute kein Mittagessen!
PPS: Vor dem Kauf habe ich hin und her überlegt, Kindle, Sony? Und im Netz nach einem guten Vergleich, einem echten Erfahrungsbericht gesucht, nicht einfach so Techblog „Wir packen mal das Gerät aus und reden über das erste Einschalten“-Rattenfänger-Talk. Habe ich nirgends gefunden. Dies ist also somit der bisher beste Vergleich der zwei Geräte von einem echten Leser, nicht einem Techfuzzy. Ausschneiden und Aufbewahren, zusammen mit den Silva-Pünkten im Wohnzimmerbuffet.

Darum noch ein paar Anmerkungen: Mein Gerät hat Werbeeinblendungen. Ich hätte darauf verzichtet und die 20 Nuggets mehr bezahlt, normalerweise, war aber nicht erhältlich. Nun stören die aber gar nicht, es ist also nicht so, dass die plötzlich beim Umblättern oder so dazwischen funken, sondern in einer längeren Lesepause erscheinen sie als Bildschirmschoner. Also, kein Problem. Zur Akkulaufzeit: Amazon gibt die mit zwei Wochen an, wenn Wlan ausgeschaltet ist. Mit eingeschaltetem Wlan ist er innert ein bis maximal zwei Tagen leer. Aber auch das kein Problem. Wlan muss nur eingeschaltet werden, wenn man einkauft. Dann einfach wieder ausmachen. Das einzige: Bei jedem erneuten Einschalten muss man den Code wieder über die Tastatur eingeben, und dann braucht es manchmal mehrere Versuche, bis die Verbindung steht. Sobald man sich daran gewöhnt hat, findet man den optimalen Zeitpunkt zum hysterischen Gerät in Richtung Router ausrichten – einfach total Zen bleiben, es geht dann schon. Und noch ein Letztes: Die Bildschirmtastatur scheint auf dem Prospekt der Ablöscher, aber so schlimm wie all die Touchscreentastaturen ist sie beileibe nicht. Nur so im Fall.
PPPS: Vorsicht ist angebracht, wenn Leseproben heruntergeladen werden. Ist mir passiert, ich öffne die, klicke ein wenig zu schnell, schon ist der Titel gekauft. Nun, bei 2 Hupen kein Problem, ich hätte ihn aber auch grad zurückgeben können. Einfach aufpassen. – so, und jetzt kauf‘ ich mir noch den Proust, nach dieser Anstrengung hier.
PPPPS: Der Kindle hat ein paar Wörterbücher drauf, Larousse, Duden, englische, italienische, aber entgegen dem nun entstandenen Eindruck kein Synonymwörterbuch. Ist alles von mir geprägt, die Münzen. Glaubzmer!

19/06/2012

Trotz Gotthard mit dem Velo ins Tessin

Filed under: Fahrradmitnahme,Lesen,Tessin — Hotcha @ 18:57

Von Bern nach Bellinzona

Durch den Gotthard fährt ja kein Zug mehr, es wird mit Ersatzbussen gefahren. Velos können unter keinen Umständen mitgenommen werden, auch nicht im Tranzbag. Ich habe zwar bei den Mannen in den orangen Signaljacken nachgefragt, die in Göschenen für die Kanalisierung der Zugpassagiere sorgen. Der Tenor ist: Wenn’s Platz hat, nimmt der Busfahrer das Velo im Tranzbag vielleicht mit. Sonst muss man halt warten, und das kann dauern, problemlos eine Stunde. Das bedeutet: Auch mehr.

Vom Zug aus fotografiert, Matterhorn Oberland BahnIch habe es nicht darauf ankommen lassen. Es gibt da ein wunderbares Bähnli von Brig nach Göschenen, tucker tucker, dauert ewig, aber die haben sogar Velowagen dabei, absolut zu empfehlen, die Landschaft ist zum reinbeissen, saftige Hügel, wilde Flüsse, und in Brig vor dem Bahnhof kann man französische Aprikosen kaufen. Unbedingt viel Wasser mitnehmen, es ist heiss und stickig in diesen Zügen, manchmal wenigstens.

Schöne Campingplätze habe ich vom Zug aus gesehen, ein paar alte VW-Busse mit Sonnensegel und so, schon wieder Mannen, mit dicken Ranzen diesmal, hocken drunter – vielleicht mach‘ ich dort dann noch ein paar Tage Ferien, diesen Sommer.

Die ganze Reise ab Bern dauert gute 5 Stunden bis Bellinzona. Aber das Velo ist dabei. Und ganz ohne Bag. Aber mit Billet, achtung dann. Sonst kann’s teuer werden – die SBB soll in letzter Zeit kräftig Umsatz mit den neuen Strafzuschlägen gemacht haben, ich war selber Zeuge eines gnadenlosen Kondis, 120 Franken hat er für ein fehlendes Velobillet aufgeschrieben!

Bei der SBB ist die Strecke schwer zu finden, wohl wegen der Privatbahn dazwischen? Bei ‚Via‘ muss man Andermatt eingeben, dann sollte es klappen.

Viel Glück, lasst von euch hören. Wenn ich später noch Zeit habe, gebe ich euch die Geheimtipps in Bellinzona durch…

Aber jetzt will ich ein bisschen in meinem Kindle rumlesen, meine Güte, ein total unterschätztes Gerät – habe mir grad die Lektüre für die 20 nächsten Jahre runtergeladen, das meiste gratis oder so um die 1 bis 2 Euro: die gesamten Werke von Dumas, Stendhal, Balzac, Zola, Flaubert, Maupassant, wenn ich denke, dass ich dafür bisher gute 1000 Euro in Plèiades angelegt habe… ein Meter im Regal, und das nur für das berühmte fremdwörtliche Erlebnis (Haptik Hapdick Habdich oder so…) – im Moment lese ich gerade den Robinson Crusoe, im Original, logisch, Weicheier!

Ein detaillierter Erfahrungsbericht meinerseits ist geplant, ist das wirklich mein Ernst? Vielleicht schon, denn fast hätt‘ ich es vergessen: Ich habe im Kindle Amazon Shop auch die bisher unterdrückten verbotenen vergriffenen seltenen schwer aufzutreibenden Werke von Oskar Panizza gefunden, Tagebuch eines Hundes, Genie und Wahnsinn, Das Liebeskonzil – alles kraft Urheberrecht von der erbberechtigten Familie im Giftschrank weggeschlossen, bei Strafandrohung, klar. Jetzt gibt es die Sachen also wieder. Allein das wiegt den Hunderter für das simple Gerät mehrfach auf! Glaubzmer!

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