Veloverlad – ein interessante Blog, glaubzmer

25/06/2015

Zwei Tage Regionalzug, dem Velo zu Liebe

Filed under: Fahrradmitnahme — Hotcha @ 15:29

Bin nun also glücklich angekommen in der Bretagne, am Sonntag von zu Hause weg gefahren, in Mulhouse im Hôtel de Bâle günstig übernachtet, um 6:30 von dort aus weiter nach Belfort.

Denkste. Habe den Fahrplan falsch gelesen, ich Schussel – und als ich um 6:22 beim Bahnhof ankomme, fährt der Zug wohl grad ab. 6:20 hätte ich lesen müssen! Der Tag kaputt, der fein ausgewogene Fahrplan bis hinauf im Eimer.

Zum Glück aber war im Fahrplan unnötigerweise etwas Luft genau für diese erste Etappe. Der nächste Zug bringt mich tout juste in Belfort in den nächsten, vorgesehenen Zug, den nach Lyon. Eine alte kaputte Schüssel war’s, drin schon mehrere Bikes reingebeigt, und dann komme noch ich mit meinem Rad plus Anhänger. In der Schweiz wäre der Kondi durchgedreht.

Hier geht alles glatt. Andere Radfahrer helfen mir mit dem Gepäck, ich zuerst schwer am rotieren und um mich schlagen, um ganz sicher mitzukommen. Schweizer Reflex, ist mir dann so peinlich. Irgendwie sind wir alle drin. Kontrolle kommt erst in der Mitte der mehrstündigen Strecke, aber nicht, um zu kontrollieren, sondern um mitzuteilen, wir müssten dann in Besançon umsteigen, ausser Plan, Rollmaterialproblem. Die Franzosen rüsseln, für einmal behalte ich hier die Ruhe. Und spiele mal ein erstes Lied, um mein Repertoire anzutesten. Das Foto zeigt, es kommt gut an.

Im Zug im Veloabteil

Veloabteil Frankreich

Ab Lyon dann mehrere Stunden, wieder Regionalzug, bei Bourges vorbei, urbane Athmosphäre hier. Eine junge Frau steigt ein, in ihr Telefon ranzend, mit schlagenden Argumenten wie ‚bla bla bla‘ und ‚patati patata‘ offenbar einer Trennung hinterher weinend, eine ganz frische, denn ‚ich habe keine Kleider, nur was ich grad auf dem Leib trage, kein Geld‘. Extrem. Widerlich. Setzt sich eine blonde verdorrte Späthippie neben sie und redet auf sie ein, erzählt von einem Buch und zeigt es, eine Missionarin auf Seelenfang, ganz klar. Die Frau weint. Nicht mehr widerwärtig, sondern sie tut mir leid. Die Missionarin lässt nicht locker. Redet auf sie ein.

Ich greife wieder zur Gitarre, und mit grösster Sorgfalt instrumentiere ich herum, sogar mir gefällt es, sie lächelt, ha, Kitschalarm hier. Sicher eine Stunde geht das so weiter, bis ich aussteigen muss, wir winken uns zu, die Missionarin habe ich jetzt hoffentlich ausgebremst. Widerliches Pack!

So geht das weiter bis Nantes, wo ich übernachte. Eine unterschätzte Stadt. Mein Hotel Renova mitten in einer kleinen Ausgehmeile mit alten Beizen, jungen Leuten und viel Alkohol, irgendwie Altstadt. Ich verdiene mir etwas Bier und gehe dann zur Nachtruhe. Unten dröhnt es weiter, mir gefällt’s.

Am Morgen dann sehe ich eine extrem velofreundliche Stadt, und das in Frankreich. Velopiste auf der Mitte der Fahrbahn, zwischen der linken und rechten Spur, sauber abgetrennt, hochsicher. Frauen bringen ihre Kinder im Kübelbike zur Schule. Wirklich, da würde ich hinziehen können. Vielleicht beim Essen Abstriche machen, es ist nicht ganz günstig, nicht ganz gut. So vom Schiff aus, natürlich.

Weiter noch nach Quimper, dreieinhalb Stunden. Und dann kommt’s: Ich habe schon letztes Jahr vom Busfahrer die Auskunft erhalten, Velos nehme er dann keinesfalls mit. Und ich jetzt sogar noch mit Anhänger. Ich folge dem signalisierten Veloweg bis zur ersten Beiz, ein feines Poulet Tajine mit Semoule, und von da an ist nur noch Inferno. Die Signalisation verliert sich, grad als ich mitten im Berg stecke. Die Hügel nehmen kein Ende, sind sie nicht in meiner Richtung, dann in der entgegengesetzten – die, welche ich dann beim Rückweg zu nehmen habe. Gute drei Stunden für rund 30 Kilometer, schweissgebadet komme ich in Plobannalec an.

Und von hier aus gibt es nichts mehr zu berichten. Die Zelte stehen, die Songs kommen, über zwei Monate will ich bleiben.

Kann allerdings sein, dass der Verkauf meiner Wohnung an einen ‚Investor‘ mir einen Strich durch dir Rechnung machen wird. Zwei Tage vor Abreise hat die Städtische Liegenschaftsverwaltung mir mitgeteilt, dass sie für die angenehme Zusammenarbeit danke und mir vom neuen Besitzer dann das Konto für die Mietzahlungen mitgeteilt würde. Tja, dann bin ich aber nicht mehr zu Hause. Ein Mail an die Adresse, die auf seiner Webseite steht, kommt unzustellbar zurück.

Ich mache mir Sorgen. Aber das ist dann für Morgen. Jetzt ist Now.

Jetzt wird täglich gegessen. Im Le Bana, Plobannalec.

Au Bana à Plobannalec

C’est où là où j’ai perdu ma tête

Quand j’avais de leur moules

Et avant des andouilles

Le Bana Le Bana on mange trop bien Au Bana Au Bana Au Bana on mange trop bien Au Bana

 

Je pense que Dieu était breton

Et il habitait ici en-haut

En-dessus du bar du Bana

Et il se réjouissait tout le temps

 

Du Bana Du Bana on mange trop bien au Bana ….

 

Nous en Suisse nous avaz

Nous avaz le Roger (Federer)

Vous ici vous avaz

Vous avaz Le Bana

 

Le Bana, le bana, on mange ….

11/06/2015

Lachsack

Filed under: Fahrradmitnahme — Hotcha @ 06:31

Gepäck

Lacht der mich etwa aus? Weil ich da Gepäck für 3 Monate reinmachen will?


Noch eine gute Woche, und weg bin ich. Melde mich dann aus der Bretagne wieder.

15/05/2015

Bretagne mit Velo : Der Billetkauf

Filed under: Fahrradmitnahme — Schlagwörter: , — Hotcha @ 13:21
Billet von Basel nach Quimper

Drei Seiten Billette von Basel nach Quimper

Letztes Jahr habe ich viel Zeit damit verbracht, Klarheit über die Fahrpläne in die Bretagne zu schaffen. Keine einfache Sache, das. Gut, TGV über Paris, das kann jeder. Aber wenn man mit Velo und Anhänger unterwegs ist, dann wird alles sehr schnell sehr vage. Bei der SBB kann man sowieso keine Auskunft erhalten, wahrscheinlich haben die dort nicht mal Zugriff auf die Fahrpläne der Feinverteilung. Und fragt man nach Veloverlad, wird man an den Güterversand verwiesen. Alles sehr frustrierend.

Letztes Jahr habe ich in Nantes einen deutschen Velofahrer mit Anhänger angetroffen und sofort abgeschöpft. Aber der meinte nur mit beneidenswerter Sorglosigkeit, das sei überhaupt kein Problem, einfach einladen, das Zeugs. Nun, da es aktuell wird, konnte mich diese Nonchalance nicht wirklich beruhigen. Und so habe ich nach einem SNCF-Reisebüro Ausschau gehalten. Mit diesen habe ich in der Bretagne oben sehr gute Erfahrungen gemacht, die nehmen sich wirklich Zeit und geben sich Mühe, auch wenn sie dann nicht wirklich helfen können. Sonderwünsche wie praktikable Velomitnahme sind einfach nicht mehr vorgesehen bei unseren Bahnen.

Unter Prise de rendez-vous kann man bei einem SNCF-Reisebüro einen Termin erhalten. Ich habe das getan und bin begeistert. Das nächstliegende ist in Mulhouse, musste also 40 CHF rausrücken, total vier Stunden Zug fahren, aber das machen wir ja gerne.

Um 09:50 komme ich an und suche schon mal den Schalter, wo ich um 10:20 erwartet werde. Sehe einen grossen Schalterraum und eine wahnsinnig lange Warteschlange. Über diese typische Erfahrung habe ich ja schon mal geschrieben hier, damals wusste ich aber noch nicht, dass das der Normalfall ist. Und mitten im Raum ein Pültchen für die eingeschriebenen Kunden wie mich.

Lungere dann noch ein wenig um den Mulhouser Bahnhof herum, die Krise lugt aus jeder Ladentür, jeder Bar. Weit und breit keine Bank, um Devisen zu wechseln. Muss ich halt hoffen, dass ich mit den rund 250 Euro im Portemonnaie hinkomme oder am Bahnhof wechseln. Und mit Essen wird dort auch nichts sein, nur Schnellfutter wird angeboten, furchtbar. Werde dann auf dem Rückweg noch in St-Louis im De la Poste vorbeischauen müssen.

Pommes und Rippen im De La Poste in St-Louis

Mittagessen im De La Poste in St-Louis

Punkt 10:20 tauche ich dort wieder auf, die Schlange ist noch (oder wieder?) genau so lang. Kommt ein Herr aus einem Hinterzimmer, führt mich an einen Schalter und nimmt sich dann während rund 50 Minuten meines bizarren Wunsches an: Mit dem Fahrrad und Gepäck in die Bretagne, aber ohne TGV, und bitte nicht über Paris. Die Vorstellung, am frühen Nachmittag mit Velo und Anhänger über die Pariser Boulevards den Bahnhof zu wechseln, die schreckt mich doch gar zu arg.

Diese Sorge hätte ich mir eh nicht machen müssen. Er meint nämlich, mit soviel Gepäck sei eine Mitnahme im TGV unmöglich, es blieben nur Regionalzüge, und auch diese seien nicht alle geeignet.

Dann macht er sich hinter seinen Computer, sucht, druckt, stellt zusammen, rechnet, sucht wieder – verspüre ich im Rücken wirklich die dolchartigen Blicke aus der Warteschlange? Muss meine gutschweizerische Herr-Schüüch-Neurose sein, die mich in die Irre führt.

Um 11:06 werden dann die Billette ausgedruckt, Stücker drei braucht es für mich, mit Abfahrt in Basel um 05:37, mit fünfmal umsteigen und einer Übernachtung in Nantes, weil es nach 20 Uhr nicht mehr weiter geht. Und am nächsten Tag Ankunft in Quimper, grad schön zum Mittagessen.

Was mich dort erwartet, weiss ich schon. Quimper-Lesconil wird durch Regionalbusse bedient, aber der Velomitnahme verweigern sich die Fahrer. Werde ich also die rund 30 Km pedalen müssen.

Kostenpunkt: 65.30 Euro + 60 Euro für die ein Jahr lang gültige Carte Sénior, die ‚des rabais importants sur tous les trains‘ ermöglicht. Die Rückfahrt vom 6. September konnte noch nicht reserviert werden, aber die Fahrpläne habe ich schon.

Soll das mal einer besser machen.

Bitte frei halten

Notausgang frei halten, auch am Wochenende

Notausgang

Notausgang, frei gehalten?

13/05/2015

3 Monate Bretagne – ab 22. Juni

Filed under: Fahrradmitnahme — Schlagwörter: — Hotcha @ 11:49
Schlafsäcke, Zelte für meine Bretagne-Reise

2 Schlafsäcke, 2 Zelte, 3 Monate Bretagne

Bald geht’s ab, Veloverlad nach Quimper in der Bretagne. Billet und Fahrplan habe ich schon. Später mehr darüber.

Fast 3 Monate zelten, das kann man entweder maximal oder minimal vorbereiten. Ich habe mich schlussendlich für die Minimallösung entschieden, die ist schon aufwendig genug, zum Beispiel musste ich für das Billet nach Mulhouse fahren. Aber davon später mehr.

Das wichtigste ist bestimmt das Zelt, denn die sind auch in Frankreich teuer, ist also nix mit vor Ort dann kaufen statt aufwändig transportieren. Ein leichtes Tunnelzelt von McKinley hatte ich schon, aber für drei Monate ist das dann schon ein bisschen frugal. Und so habe ich das Angebot von Sherpa Outdoor entdeckt, ein Kuppelzelt unter 3 Kilo für unter 400 Franken, Quattro Stagioni.

Und so habe ich nun das gröbste schon zusammen: einen Daunen-, einen Polyesterschlafsack (man braucht zwei in der Vor- und Nachsaison dort); eine moderne Luftmatratze hatte ich zum Glück im Estrich, überraschenderweise; zwei leichte Zelte, eines zum ‚Wohnen‘, eines für das Gepäck. Werde das aber noch testen, vielleicht langt ja eines, hängt noch von der Menge Gepäck ab wie: Gitarre, einiges an Schuhen, ein paar wenige Kleider, Wasserkocher. Sonnenschirm, Grill, Kaffeemühle, Campingtisch und -Stuhl werde ich dann dort an einem der zahllosen Flohmärkte und Vide-Greniers kaufen, wie schon letztes Jahr, da hatte ich den schönsten Sonnenschirm am ganzen Strand, 60er Jahre aus Baumwolle mit farbigen Troddeln dran.

Also, später mehr über Fahrplan und -Schein, Velo und Anhänger.

24/01/2015

Nach Wien, Fahrrad Adabei

Filed under: Fahrradmitnahme — Schlagwörter: — Hotcha @ 15:26

Wo ich grad in Wien bin, habe ich mich noch schnell kundig gemacht, wie es denn gehen müsste, wollte ich mal das Velo mitnehmen. Unter diesem Link wird angerissen, wie das geht, was das kostet.

Screenshot von Camping Wien

Camping Wien oder Werbung für die Zahnkliniken in Ungarn, gleich über die Grenze?

Zusammenfassend: Sicher geht der Nachtzug Zürich – Wien – Zürich, dort sind scheinbar sechs Veloplätze vorhanden, es muss eine Tageskarte für momentan 12€ und eine Reservation von 3 bzw 3.50€ gelöst werden. Die Platzzahl ist also sehr beschränkt. Das Bahnbillet gibts schon ab 29€ ab Zürich, 19€ nur ab Bregenz. Reservationen über das OeBB-Reisezentrum.

Stellt sich bloss die Frage, was macht man mit dem Velo in Wien? Ich jedenfalls möchte hier nicht Velo fahren, die Öffentlichen sind einfach zu gut und mit der Wochenkarte von aktuell 16.20€ wirklich günstig.

Vielleicht das Hotel sparen und im Sommer zelten, irgendwo bei der Donau draussen? Nach meiner flüchtigen Recherche käme das doch pro Nacht auf 20€ für mich allein, das ist mir eindeutig zu viel. Da geh ich dann doch lieber in die Bretagne. Dort ist das Essen ja auch sehr sehr gut. Fisch und Lamm steht dort jeweils auf meiner Karte. Und das Fernfahrer- bzw. Arbeiterrestaurant in Plobannalec. Le Banna musst Du gucken!

Link zum Camping in Wien:

Hier habe ich kurz hinein geschaut, der erste Eindruck hat gereicht.

13/06/2014

Velo in den Sack

Filed under: Fahrradmitnahme — Hotcha @ 09:14

Schon seit 25. Mai bin ich ohne Jahresabonnement für mein Velo. Zum ersten Mal seit mindestens 7 Jahren. 1400 Franken waren das also bisher, und jetzt reuen sie mich fast ein bisschen. Denn der Verlad mit dem Transbag geht nach ein paar Mal schon recht flink, und überhaupt ist es mir egal, wie lange es dauert, immer dieses blöde Gejufel vor in und hinter den Zügen in den Bahnhöfen zu Stosszeiten.

Vorher, mit Veloabi und ohne Sack, da wurde mir schon mal ein wenig unheimlich, das Velo musste in Nahverkehrszügen von BLS, BTI etc. einfach an die Wand gestellt werden. Zum Ärger der Fahrgäste, die sich an jene gerne angelehnt hätten. Mindestens mit den Augen bekam das Velo manchen Fusstritt ab.

Das ist nun vorbei. Nun braucht das Velo weniger Platz, und es sieht aus wie Gepäck und nicht mehr wie ein Stein des Anstosses. Und es ist gratis, und ich kann es in wirklich jeden Zug mitnehmen. So wenigstens die Theorie. Man wird ja sehen.

Velo im Sack im Zug

21/10/2013

Burka gesucht

Filed under: Essen,Fahrradmitnahme,Tessin — Hotcha @ 14:41

Das ist jetzt schön blöd: Auf dem Weg ins Tessin habe ich meine welsche Sonntagszeitung im Zug entsorgt, heute Montag morgen. Dabei wollte ich doch noch der aus den Augenwinkeln gelesenen Bemerkung auf den Grund gehen, die SP Frauen Schweiz hätten eine differenzierte Haltung zum Burkaverbot gefunden. Man wolle nun einfach die Männer strafrechtlich belangen.

Damit hätte die Burkahysterie wohl eine neue Absurdität geworfen. Denn würde das nicht bedeuten, dass hinter jeder anstössig gekleideten Frau ein Mann steht? Cherchez l’homme… Denn wird die Burka für den Mann getragen, gilt das wohl in verstärktem Masse für Minis, Hotpants, Brust- und Arschpolster, Brust- und Vaginastraffungen etc. Dann hätte Frau ja keinen freien Willen, sondern sie wäre eben eine ‚Puppet On A String‘.

Lange habe ich auf der Seite der Tribune Le Matin nach dem entsprechenden Artikel gesucht – ich glaube, es stund im Interview mit dem Fribourgischen Bischof, ein angenehm gelassener Mensch. Google half dann, im Nouvelliste kann man es nachlesen. Das ist denen wirklich ernst. Ich hätte es nicht gedacht.

Aber die würden ja auch die Schamhaarrasur verbieten wollen, könnten sie damit bei der Populistik punkten. Solche Sätze gehen mir bei andern auf den Keks, jetzt mach‘ ich’s auch. Total unwitzige und überdehnte Extrapolationen. Sorry. Lösch!

Heute morgen bin ich bis ins Tessin hinunter gefahren, um eventuell mal eine Burka in ihrem natürlichen Lebensraum bewundern zu können. Ohne Erfolg. Dafür aber konnte ich endlich endlich wieder einmal bei La Terrazza Da Teo in Bellinzona einkehren.

Es gab Spaghetti Carbonara mit feinem Köhlergeschmack, danach einen schönen gemischten Salat (fünf Sorten) mit der Original Teo Haus-Sauce, danach Risotto mit merguezdünnen Tessiner Würstli (vier), danach eine Nonnentorte, Kastanien waren schon ausgegangen. Mit dem Merlot 26 Franken. Und einfach grossartig.

Seit ich letztes Jahr fleissig dort eingekehrt bin, hat sich eines geändert: Auf Tripadvisor ist die Terrazza nun als „Sur réservation“ ausgeschildert. Nun, so schlimm ist es wohl nicht, ein Plätzli hat sich noch immer gefunden. Aber sonst hier die Telefonnummer: 091 825 60 64.

Übrigens, Teo fährt auch Velo.

PS: Dank dem Hinweis von Frau Frogg weiss ich um die Existenz der SBB-Ferienpässe. Und habe die Luxusausgabe für 219 Franken gekauft, zwei Wochen freie Fahrt.

Macht euch auf etwas gefasst.

22/08/2013

Das Beste am Thurgau ist …. der direkte Zug Weinfelden – Biel

Ich werfe dem ca. 9-jährigen Knaben mein verschwörerisches Velofahrerlächeln zu – der Nachwuchs gehört schliesslich gepflegt, aufgemuntert, motiviert. Sein Rad ist an Vater’s Velo angehängt, man kennt diese ad hoc Tandems. Beide mit Helm. Eine künftige Velodynastie? Da darf ich natürlich nicht blicklos dran vorbei fahren, da wird gegrüsst.

Allein, der Knabe sieht mich gar nicht. Sein Blick geht nach hinten, sehnend, bewundernd, wo irgend ein knallgelber Tiefgelegter, Ferrari oder so, in der Tiefe der Landstrasse verschwindet.

Ein Thurgauer halt. Ein hoffnungsloser Fall, sobald er sich von Vater’s Hinterrad emanzipieren darf.

Kurz vorher die Strasse nach Roggwil (TG), nach einer langgezogenen Linkskurve eines dieser Strassenopfermemorials: Ein Kreuz, vertrocknete Blumen, verdreckte Kerzen, plastifizierte Föteli liegen im Staub („Wir vermissen Dich – Deine Klassenkameraden“). Zwei Daten, 12.12. 1990, 11.9.2011. Ein Name, Nico. Ein Kreuz, RIP. Eine Aufnahme von zwei geilen Autos bei einem wahrscheinlich gestellten Überholmanöver, die Strasse nass. Ein Computerausdruck hängt an der Mauer.

Lieber Gott, vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern …..
Gib auch ihnen die Kraft, das Geschehene zu verarbeiten und erfülle ihre Herzen mit Zuversicht, Licht und Liebe. Wir hegen weder Groll noch Vergeltung, wir wünschen uns lediglich, dass wir alle wieder glücklich werden.

Nico’s Wesen soll uns Vorbild sein.

Irgendwo dazwischen noch ein Foto eines besten Freundes, „ich bin so dankbar, dass ich dich kennen lernen durfte“, mit mir unverständlichen Schlagwörtern garniert („Industria automobilia“).

Ganz offensichtlich hat da einer die Kurve nicht erwischt und ist in die Mauer geprallt. Diese sieht aus wie eine Friedhofsmauer, jetzt mit dem Kreuz dran sowieso. Dahinter aber nur irgendein Gelände.

Ob im Thurgau oft gestorben wird? Auf jeden Fall ist Velo fahren in diesem Kanton brandgefährlich, obwohl scheinbar ein dichtes Netz von Velowegen signalisiert ist. Velowege?

Von Biel zum Bodensee, zurück über die Rheinroute Basel – Jura, das war der Plan. Die erste Etappe liess ich schon in Fislisbach (AG) ausklingen, nach zwei herrlichen Bratwürsten und ebensovielen Flaschen Bier beim Metzger Häusermann in Lenzburg. Ich schlage mich in den Forst, da weit und breit kein Campingplatz zu finden ist. Pflanze mein Zelt in den weichen Waldboden und verkrieche mich – nach 20 Minuten schlafe ich tief wie ein Ziehbrunnen.

Da, plötzlich, um vier Uhr früh ein blökendes schreiendes heiseres lautes Bellen, stossweise, in grösseren Abständen. Mein Herz rast: Ein wildernder Hund? Ich schäle mich aus dem Zelt, so leise wie möglich natürlich, und hetze zu Tale, ins nächste Dorf, wo ich auf dem Dorfplatz unter Linden zwei Stunden auf die Dämmerung warte. Kein Witz.

Unterdessen habe ich mir sagen lassen, es sei wahrscheinlich ein Hirsch gewesen.

Item, so kann ich wenigstens in aller Frühe weiter fahren. Zurück zum Wald, Zelt zusammenräumen, um sieben Uhr bin ich schon wieder auf der Strecke. Gondle bald durch frühlingshafte Aussenquartiere von Zürich, Vöglein pfeifen, Kräutlein riechen – wer hier wohnt, wohnt fantastisch, mit Blick auf die Stadt weiter unten. Wunderbar. Ruhige Tea-Rooms, beschauliche Terrassen, belehrende Slogans wie „kill den bullen – im revier und in dir!!“. Doppelte Ausrufezeichen machen mich immer vorsichtig – da haben wir es mit Hysterikern zu tun. Ich hätte es mir vielleicht noch überlegt – aber so????

Gegen Mittag bin ich in Winterthur, die Stadt ist ruhig. Irgendwie habe ich keine Lust auf die Strecke nach St. Gallen und entscheide mich stattdessen für den längeren Weg via Frauenfeld – Kreuzlingen. Keine so gute Idee. Viel Verkehr und trotzdem beschleunigt unterwegs, von Sicherheitsabstand haben viele noch nie was gehört. Ich werde häufig knapper überholt als gewohnt, kämpfe mich in grosser Hitze meinem Ziel entgegen, schliesslich wird die Mutter mit Garantie eine Ankunft zur normalen Essenszeit erwarten.

Anderntags nehme ich den Rückweg unter die Räder. Der Plan ist, in drei Tagen über Singen – Waldshut – Basel nach Biel zu fahren. Ein heisser Sonntag. Eine idyllische Uferpromenade bei Rorschach. Ein Netz von Velowegen, die urplötzlich in Kieswege münden, unvermittelt in die Hügel hinein führen, in weiten Schleifen durch die Rheinauen sich winden. Nach einem Umweg von 10 km auf einer Distanz von deren 30 wird es mir dann zu viel. Da ohne Karte unklar ist, wohin diese Wege letzlich führen werden und wie deren Beschaffenheit ist, erfahrungsgemäss eher holprig, ergebe ich mich in mein Schicksal als Veloverlader. Und suche die Station heraus, die einen direkten Zug nach Biel anbietet. Weinfelden.

Es geht nun darum, auf dem direktesten Weg von Rorschach nach Weinfelden zu kommen. Die Velowege habe ich frustriert aufgegeben. Die Landstrassen aber, die sind wie weiter oben schon gesagt im Thurgau brandgefährlich. Die erfrechen sich tatsächlich, einen Velostreifen von nur einem Meter mit einer durchbrochenen gelben Linie abzutrennen. Ein Meter. Dabei beträgt der Sicherheitsabstand schon 1 Meter 50! Den natürlich kein Thurgauer einzuhalten gedenkt. Witzigerweise aber ändert sich das, kaum habe ich meine gelbe Signalweste angezogen, der Hitze zum Trotz. Jetzt machen die Kerle doch tatsächlich einen Bogen!

Ich werde mir eine Signalweste mit dem Aufdruck „Polizei“ beschaffen müssen, das wird Wunder wirken.

Man kann nun nicht sagen, das Thurgauer Strassenverkehrsamt oder die Thurgauer Polizei, kurz die Behörden täten zu wenig für das Velo. Schliesslich will der Kanton ja auch eine Tourismusregion sein. Scheint allerdings nicht super zu laufen, ich sehe etliche Übernachtungsangebote für nur 45 Franken. Das entspricht einem Abschlag von mindestens 50 Prozent, schätze ich.

Da gibt es wie gesagt die Velowege. Gut für kleine Ausflüge. Nichts für den Tourenfahrer. Dem sei die Strasse empfohlen. Für die Einhaltung der Geschwindigkeitsbegrenzung sorgen fix installierte Radarfallen. Sie sind schon von weitem zu sehen, die Standorte wohl bekannt, bei einem Beispiel sah ich sogar so 20 Meter vorher noch das Warnschild „Halt bevor’s knallt“ – und ich muss wirklich sagen, die Massnahme tut ihre sichtbare Wirkung.

Ich habe dort eine Weile fotografiert – Bremslichter habe ich fotografiert. Weil nämlich fast jedes Auto diese kurz vor dem Passieren der Anlage aufleuchten liess.

PS: !!!!!

05/05/2013

Hilfe, die SBB rät mir zum Fliegen!

Filed under: Fahrradmitnahme — Schlagwörter: , , , , — Hotcha @ 13:47

Vor dem Fliegen habe ich immer stärkeren Abscheu. Nicht moralischer Natur – ich finde ganz einfach diese Art des Reisens widerwärtig, diesen ganzen Flugzirkus, diese Pendlerei durch die Lüfte, das Verschwinden des Erlebnisses in Stress, Ärger, Hetze, Gedränge. Noch wichtiger fast: Ich reise einfach zu gerne, als dass ich mich dem angeblich so effizienten zeitsparenden Denken in Destinationen unterziehen könnte.

Ist denn die Gegend zwischen A und B, zwischen Abfahrt und Ziel wirklich so schlimm, dass man sie am Liebsten in Vollnarkose durchquert?

Für mich beginnen die Ferien genau dann, wenn ich hier in den Zug steige. Und sie enden entsprechend auch erst bei der Ankunft zu Hause. Rechne: Das sind genau zwei Tage länger als üblich, wenn sie erst bei Ankunft am Ferienort beginnen.

Nun hätte ich also dieses Jahr gerne mal Ferien in Portugal gemacht. Und mich vertrauensvoll an meine SBB gewendet. Zum ersten Mal gestern.

Der Nummernautomat hatte mir schlechte Karten ausgeteilt. Und mich an eine Schalterbeamtin alten Zuschnitts verwiesen, nur echt mit dem eingebauten Lätsch. Eigentlich hätte ich gerne einen ungefähren Preis gewusst, einfach so eine Grössenordnung, sind es eher 200 oder doch eher 500 Franken, die man rechnen muss. Nun, die Frage stellen heisst sie sozusagen beantworten, so gesehen scheine ich auf ein Wunder zu hoffen. Aber anstatt mir einen ungefähren Betrag anzugeben, begann die Beamtin unter Stöhnen einen detaillierten Fahrplan über Genf Montpellier Port-Bou Barcelona Madrid in allerhand Bildschirmmasken der verschiedensten Eisenbahnen zusammenzusuchen. Um dann schon bald mal einen Rat zu geben: Pour le Portugal, il faut prendre l’avion.

Jo, Pfyfeteckel. Und das bei der SBB. Ich verabschiede mich alsbald von dieser Totengräberin des Öffentlichen Verkehrs unter ungespielt ungläubigem Staunen meinerseits – und der festen Absicht, es dann nochmals im Bahnhof der Hauptstadt zu versuchen, dort habe ich einen Schalter für Auslandsbillete in Erinnerung, mit spezialisiertem Personal.

30 Kilometer fahren, um eine Auskunft zu erhalten? Ich versuche mein Glück vorher noch einmal hier, einen Tag später, andere Schicht, neue Chance. Die jetzige Dame wendet sich unter Stöhnen ihrem Computer zu und beginnt in den verschiedensten Masken einen detaillierten Fahrplan nach Lissabon zusammenzustellen, anders scheint es einfach nicht zu gehen. Aber halt: In Montpellier ist Schluss. Montpellier? Das liegt noch mitten in Frankreich, wenn auch unten. Und dann müsse ich aussteigen und dort am Schalter ein Billet bis wahrscheinlich Gerona kaufen. Aufenthalt 1 Stunde 10 Minuten. Hier im Blog habe ich von einer fast einstündigen Warterei an einem Billetschalter der SNCF berichtet. Das sei dort nicht unüblich. Da scheinen mir 70 Minuten ein wenig spitz kalkuliert! Jetzt ohne Kohl. Immerhin reden wir vom Juli, von der Ankunft eines Schweizer TGV, mit möglicherweise mehreren Passagieren mit dem selben Problem, in der Schlange vor einem französischen Billetschalter.

Von eventuell Gerona aus könne ich dann wieder mit einem in der Schweiz gekauften Billet weiter fahren. Und so würde das noch ein paar Mal gehen, bis ich nach vielleicht sieben Umstiegen in Lissabon sein könnte. Möglicherweise. Noch sind wir nicht weiter in der konkreten Reiseplanung als bis Montpellier. Kann sein, dass der Faden irgendwo noch abbricht. Genaues weiss man noch nicht.

Ich solle doch fliegen!

Um nicht als komischer Kauz dazustehen („Aber heute fliegen doch alle!“), lasse ich ein medizinisches Problem anklingen… Sucht die Dame also weiter, gibt aber zugleich zu bedenken, dass sie heutzutage nicht mal mehr direkte Billete nach Barcelona ausstellen könnten. Da gäbe es nur Schweiz-Spanische Grenze, von dort an müsse man wieder vor Ort schauen.

Wieso kommt mir da plötzlich das Postkutschenzeitalter in den Sinn?

Auf jeden Fall weiss ich nun: Wenn es noch eine brauchbare planbare Verbindung nach Portugal gibt, dann kostet sie eher 500 Franken als 200. Hätten sie mir eigentlich auch direkt sagen können.

Ich wäre gerne nach Portugal in die Ferien gefahren, aber so wie’s ausschaut wird es wieder Bretagne, halt. Schade eigentlich. Aber ich bleibe dran. Eventuell.

19/11/2012

Pendeln lernen heisst Siegen lernen

Filed under: Fahrradmitnahme — Schlagwörter: , — Hotcha @ 18:15

Ganz objektiv gesehen war ich um den entscheidenden Sekundenbruchteil eher an der Stelle, an der unsere Wege sich kreuzen mussten. Also musste sie kurz vor dem Zusammenprall ihre Schritte ein wenig verlangsamen oder auch zwanzig Zentimeter vom geraden Weg abweichen.

Wieder einmal habe ich meine Pendlernerven unter Beweis gestellt. Ich habe es endlich begriffen. Wer höflich sein will, soll sich zu Stosszeiten nicht auf die gut frequentierten Plätze der Stadt begeben, nicht auf den Bahnhofplatz, vor allem aber nicht in den Bahnhof, nicht aufs Perron, vor allem aber nicht in die Züge. Wer höflich ist und ausweicht, macht unversehens nur noch das: Ausweichen nach links, ausweichen nach rechts. Wer andern den Vortritt lässt, wird mit Garantie als Letzter durchs Nadelöhr gehen, sei es eine Tür, ein Aufzug, eine Rolltreppe. Wer mit dem Ausstieg aus dem Zug nur ein wenig zögert, wird unweigerlich von der einsteigenden Schlange am Verlassen des Zuges gehindert, ausser er setze sich dezidiert durch, auf oberflächlich gesehen ziemlich brüske und nicht ganz höfliche Art.

Wie weit ist es mit mir gekommen? Ich, der noch vor wenigen Jahren sich als Gentleman alter Schule gerierte, der sich nichts armseligeres vorstellen konnte als diese Aussage einer finnischen Politikerin: „Wenn ich Blumen will, kann ich mir die selber kaufen“…. Ich weiss, an den Blumen herbeigezogen, dieser Abschwenker, aber dieser Tiefpunkt der Mann-Frau-Beziehung ist mir direkt durch die Zirbeldrüse ins Gehirn gefahren und wird bei jeder Gelegenheit wieder aktiviert. Schlenker hier vorbei.

Und jetzt widerstrebt es mir schon, drei Mädchen auszuweichen, die mit eingeknickten Handtaschenarmen dahertrippeln, weil ich die Pendlerangewohnheiten schon so stark verinnerlicht habe, ja keine unangebrachten Wartereien anzuzetteln – und Vortritt lassen führt an einer anderen Stelle eben immer zu einer kleinen Verzögerung, mit der Gefahr eines veritablen Staus. Jedenfalls haben alle diese Angst im Nacken und verhalten sich entsprechend.

Mir langt’s nun. Ich kehre wieder zurück zu meiner Kinderstube, lasse wieder den Vortritt, weiche wahrscheinlich gar wieder vermehrt aus, auch wenn es mit dem Velo an der Hand umständlicher ist als ohne. Rücksicht nehmen, auch wenn ich vielleicht lieber schwierig täte. Ich lasse mich doch nicht von der Hetze zum Bünzli machen.

So aufgewertet wird Warten, Zaudern, Schlendern direkt zum Inbegriff von allem was wir alle gern sein möchten.

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