Die Rheinfelder Bierhalle, das muss die Inspiration sein für den Hit des Trio Eugster: „Avez-vousu un petit pain, avez vousu un petit pain – ça fait un franc quatre-vingt“ – wobei die Preise seit den 80ern, als die Single erschien, deutlich gesunken sind – das Bürli kostet nur noch 1.20.
Leider waren diese aus. Vieles war aus, am Sonntagabend. Doch die sicheren Werte, die stunden noch auf der Karte, das Jumbo-Jumbo-Walti Cordon-Bleu, wahrscheinlich 40 cm lang! Und die Rösti-Läberli, für 13.80 ein Geschenk, für Zürcher Verhältnisse. Ehrlich, das wäre sogar bei uns in Biel sehr günstig. Fast hätte ich das Jumbo bestellt, aber die Vernunft obsiegte, und ich griff zu den Läberli. Mit einem grossen gemischten Salat.
Die Rheinfelder Bierhalle, die ich kenne, die war immer und zu jeder Zeit gerammelt voll. Man setzt sich hin, wo noch ein Platz frei ist – einen Tisch für sich alleine, auch zu zweit, das gibt es dort nicht. Sehr angenehm. Und die Bedienung, das war immer eine Klasse für sich. Klassische Zürcherinnen, wie sie in den Filmen von Kurt Früh auftreten, regierten souverän über die Männer in karierten Hemden, mit Rucksack, Zipfelmütze – oder auch Beamte im Anzug, mit bleichen Gesichtern und fahlen Händen. Nie habe ich sie laut werden gehört. Nie habe ich einen dummen Spruch eines Kunden erlebt. Niemandem wäre eingefallen, einer dieser klassisch geschürzten Frauen in altmodischen Gesundheitsschuhen blöd zu kommen.
Die Rheinfelder Bierhalle ist eine Insel der Seligen im unsäglichen Zürich.
Doch nun droht Gefahr. Heute, auf dem Weg nach Wien, habe ich absichtlich einen mehrstündigen Aufenthalt in Zürich eingeplant, um wieder mal ein Jumbo-Jumbo zu bestellen. Aktuell kostet es 28 Franken, ein lächerlicher Betrag, mit Pommes Frites als Beilage. Irgend ein Gefühl bewog mich, nur die Grundausstattung Rösti-Läberli für 13.80 zu bestellen, dafür aber mit einem grossen gemischten Salat, 8.50. Für Zürich ist das natürlich dreckbillig. Aber das war schon immer so, dort, und die Qualität war trotzdem immer Top.
Der Salat war wässerig, bestand zur Hauptsache aus grünen Blättern und Rüebli, deren grelle Farbe noch den Beutel verrieten, aus dem sie stammten. Gleichzeitig kamen Rösti-Läberli, 10 Minuten hat es gedauert. Der Tellerrand war heiss. Mikrowellen! Doch glücklicherweise waren die Läberli frisch, die stammten eindeutig aus der Bratpfanne, mit einer herrlichen Fertigsauce angemacht, aber das ist überall so, da sag ich nichts dagegen.
Die Rösti hatte halbe Pfannengrösse, der Rand war ganz arg verkrustet, man konnte diesen zwischen den Fingern zerbröseln. Um diese Trockenheit zu erreichen, muss man vor dem dritten Mal, nämlich jetzt, mindestens zweimal aufgewärmt haben. Für ein Traditionslokal absolut unmöglich, das geht vielleicht in einer Bieler Quartierbeiz nachts um 9, wenn der Koch sich mit Dienst nach Vorschrift begnügt.