Veloverlad – ein interessante Blog, glaubzmer

15/05/2015

Bretagne mit Velo : Der Billetkauf

Filed under: Fahrradmitnahme — Schlagwörter: , — Hotcha @ 13:21
Billet von Basel nach Quimper

Drei Seiten Billette von Basel nach Quimper

Letztes Jahr habe ich viel Zeit damit verbracht, Klarheit über die Fahrpläne in die Bretagne zu schaffen. Keine einfache Sache, das. Gut, TGV über Paris, das kann jeder. Aber wenn man mit Velo und Anhänger unterwegs ist, dann wird alles sehr schnell sehr vage. Bei der SBB kann man sowieso keine Auskunft erhalten, wahrscheinlich haben die dort nicht mal Zugriff auf die Fahrpläne der Feinverteilung. Und fragt man nach Veloverlad, wird man an den Güterversand verwiesen. Alles sehr frustrierend.

Letztes Jahr habe ich in Nantes einen deutschen Velofahrer mit Anhänger angetroffen und sofort abgeschöpft. Aber der meinte nur mit beneidenswerter Sorglosigkeit, das sei überhaupt kein Problem, einfach einladen, das Zeugs. Nun, da es aktuell wird, konnte mich diese Nonchalance nicht wirklich beruhigen. Und so habe ich nach einem SNCF-Reisebüro Ausschau gehalten. Mit diesen habe ich in der Bretagne oben sehr gute Erfahrungen gemacht, die nehmen sich wirklich Zeit und geben sich Mühe, auch wenn sie dann nicht wirklich helfen können. Sonderwünsche wie praktikable Velomitnahme sind einfach nicht mehr vorgesehen bei unseren Bahnen.

Unter Prise de rendez-vous kann man bei einem SNCF-Reisebüro einen Termin erhalten. Ich habe das getan und bin begeistert. Das nächstliegende ist in Mulhouse, musste also 40 CHF rausrücken, total vier Stunden Zug fahren, aber das machen wir ja gerne.

Um 09:50 komme ich an und suche schon mal den Schalter, wo ich um 10:20 erwartet werde. Sehe einen grossen Schalterraum und eine wahnsinnig lange Warteschlange. Über diese typische Erfahrung habe ich ja schon mal geschrieben hier, damals wusste ich aber noch nicht, dass das der Normalfall ist. Und mitten im Raum ein Pültchen für die eingeschriebenen Kunden wie mich.

Lungere dann noch ein wenig um den Mulhouser Bahnhof herum, die Krise lugt aus jeder Ladentür, jeder Bar. Weit und breit keine Bank, um Devisen zu wechseln. Muss ich halt hoffen, dass ich mit den rund 250 Euro im Portemonnaie hinkomme oder am Bahnhof wechseln. Und mit Essen wird dort auch nichts sein, nur Schnellfutter wird angeboten, furchtbar. Werde dann auf dem Rückweg noch in St-Louis im De la Poste vorbeischauen müssen.

Pommes und Rippen im De La Poste in St-Louis

Mittagessen im De La Poste in St-Louis

Punkt 10:20 tauche ich dort wieder auf, die Schlange ist noch (oder wieder?) genau so lang. Kommt ein Herr aus einem Hinterzimmer, führt mich an einen Schalter und nimmt sich dann während rund 50 Minuten meines bizarren Wunsches an: Mit dem Fahrrad und Gepäck in die Bretagne, aber ohne TGV, und bitte nicht über Paris. Die Vorstellung, am frühen Nachmittag mit Velo und Anhänger über die Pariser Boulevards den Bahnhof zu wechseln, die schreckt mich doch gar zu arg.

Diese Sorge hätte ich mir eh nicht machen müssen. Er meint nämlich, mit soviel Gepäck sei eine Mitnahme im TGV unmöglich, es blieben nur Regionalzüge, und auch diese seien nicht alle geeignet.

Dann macht er sich hinter seinen Computer, sucht, druckt, stellt zusammen, rechnet, sucht wieder – verspüre ich im Rücken wirklich die dolchartigen Blicke aus der Warteschlange? Muss meine gutschweizerische Herr-Schüüch-Neurose sein, die mich in die Irre führt.

Um 11:06 werden dann die Billette ausgedruckt, Stücker drei braucht es für mich, mit Abfahrt in Basel um 05:37, mit fünfmal umsteigen und einer Übernachtung in Nantes, weil es nach 20 Uhr nicht mehr weiter geht. Und am nächsten Tag Ankunft in Quimper, grad schön zum Mittagessen.

Was mich dort erwartet, weiss ich schon. Quimper-Lesconil wird durch Regionalbusse bedient, aber der Velomitnahme verweigern sich die Fahrer. Werde ich also die rund 30 Km pedalen müssen.

Kostenpunkt: 65.30 Euro + 60 Euro für die ein Jahr lang gültige Carte Sénior, die ‚des rabais importants sur tous les trains‘ ermöglicht. Die Rückfahrt vom 6. September konnte noch nicht reserviert werden, aber die Fahrpläne habe ich schon.

Soll das mal einer besser machen.

Bitte frei halten

Notausgang frei halten, auch am Wochenende

Notausgang

Notausgang, frei gehalten?

31/05/2013

SBB App liest meine Handy-Kontakte

Filed under: Uncategorized — Schlagwörter: , — Hotcha @ 08:22

Apps sind ein Segen für die Anwender. Meistens gratis oder wenigstens sackbillig. Viele habe ich nicht installiert, die Analyse mit Bitdefender Clueful listet rund 70 auf. Einige mit hohem Risiko für meine Privatsphäre, die habe ich grad allesamt gelöscht, Hals über Sturz, kann also nicht mehr sagen welche es waren. So unerwartete Kandidaten wie ein Stimmgerät waren dabei und noch ein paar, von denen ich nicht mal mehr wusste, dass ich die installiert hätte. Übrigens ein typisches Muster: installiert, nie gebraucht, und jetzt entpuppen sie sich als Voyeure. Die sogar meine SMS lesen konnten!

Ich habe aber sehr gestaunt, in der mittleren Kategorie ‚Applications à risque modéré‘ die SBB-Apps ‚Mobile CFF‘ und ‚Business‘ zu finden. Auch die habe ich mal installiert in irgend einer Hoffnung, keine Ahnung mehr, welche das war. Jedenfalls habe ich sie dann nie richtig gebraucht, weil man sich vorher glaub’s noch über einen herkömmlichen Weg identifizieren musste oder so, meine Erinnerung kann trügen, ist sicher schon zwei Jahre her. Item, von der SBB brauche ich nach wie vor nur die Fahrplanabfrage Schweiz.

Aber zurück zum Risiko für mein Privatleben. Ich finde unter den 23 Apps dieser Kategorie mittleren Risikos Sachen wie Ricardo (kann mit meinem Telefon anrufen, meinen Kalender lesen, mich lokalisieren); JuiceDefender (kann SMS empfangen, mich lokalisieren); Speed Test (lokalisieren); Wattpad (verschickt Passwort unverschlüsselt für jeden lesbar! Schickt die eindeutige ID meines Telefons an einen Server, der mein Verhalten über mehrere Apps hinweg aufzeichnen kann!); und eben die SBB, die mein Adressbuch liest, hier gehört auch ein Ausrufezeichen hin, so!

Ich habe natürlich zuerst über Facebook nachgefragt und sofort eine Antwort erhalten.

Facebook Screenshot

Ich bin frei zu akzeptieren oder nicht. Danke. Und die SBB respektiert den Datenschutz. Wer hätte das gedacht? Das ist schliesslich nicht freiwillig, sondern Gesetz. Wo Argumente fehlen, argumentiert man gerne mit Selbstverständlichkeiten, „wir befolgen im Fall die Gesetze“. Aber heisst Datenschutz nicht auch, nur die Daten zu sammeln, die auch für die Erfüllung der Aufgabe nötig sind?

Jetzt fehlt mir also noch eine Begründung, warum die SBB meine Kontaktdaten ausliest. Ob man die jemals erhält? Immerhin geht es hier auch um den Billetkauf per Handy, der sich wohl bald als Standard durchsetzen wird. Und da wollen die einfach mal so mein vertrauliches intimes Adressbuch herunterladen?

Wenn ihr jetzt Werbung aufs Handy kriegt, ist vielleicht da der Grund zu finden. Kollegen wie ich, die ratzfatz ihr Adressbuch freigegeben haben. Datenschutzerklärung hin oder her.

Affaire à suivre, wie der Lateiner sagt…

05/05/2013

Hilfe, die SBB rät mir zum Fliegen!

Filed under: Fahrradmitnahme — Schlagwörter: , , , , — Hotcha @ 13:47

Vor dem Fliegen habe ich immer stärkeren Abscheu. Nicht moralischer Natur – ich finde ganz einfach diese Art des Reisens widerwärtig, diesen ganzen Flugzirkus, diese Pendlerei durch die Lüfte, das Verschwinden des Erlebnisses in Stress, Ärger, Hetze, Gedränge. Noch wichtiger fast: Ich reise einfach zu gerne, als dass ich mich dem angeblich so effizienten zeitsparenden Denken in Destinationen unterziehen könnte.

Ist denn die Gegend zwischen A und B, zwischen Abfahrt und Ziel wirklich so schlimm, dass man sie am Liebsten in Vollnarkose durchquert?

Für mich beginnen die Ferien genau dann, wenn ich hier in den Zug steige. Und sie enden entsprechend auch erst bei der Ankunft zu Hause. Rechne: Das sind genau zwei Tage länger als üblich, wenn sie erst bei Ankunft am Ferienort beginnen.

Nun hätte ich also dieses Jahr gerne mal Ferien in Portugal gemacht. Und mich vertrauensvoll an meine SBB gewendet. Zum ersten Mal gestern.

Der Nummernautomat hatte mir schlechte Karten ausgeteilt. Und mich an eine Schalterbeamtin alten Zuschnitts verwiesen, nur echt mit dem eingebauten Lätsch. Eigentlich hätte ich gerne einen ungefähren Preis gewusst, einfach so eine Grössenordnung, sind es eher 200 oder doch eher 500 Franken, die man rechnen muss. Nun, die Frage stellen heisst sie sozusagen beantworten, so gesehen scheine ich auf ein Wunder zu hoffen. Aber anstatt mir einen ungefähren Betrag anzugeben, begann die Beamtin unter Stöhnen einen detaillierten Fahrplan über Genf Montpellier Port-Bou Barcelona Madrid in allerhand Bildschirmmasken der verschiedensten Eisenbahnen zusammenzusuchen. Um dann schon bald mal einen Rat zu geben: Pour le Portugal, il faut prendre l’avion.

Jo, Pfyfeteckel. Und das bei der SBB. Ich verabschiede mich alsbald von dieser Totengräberin des Öffentlichen Verkehrs unter ungespielt ungläubigem Staunen meinerseits – und der festen Absicht, es dann nochmals im Bahnhof der Hauptstadt zu versuchen, dort habe ich einen Schalter für Auslandsbillete in Erinnerung, mit spezialisiertem Personal.

30 Kilometer fahren, um eine Auskunft zu erhalten? Ich versuche mein Glück vorher noch einmal hier, einen Tag später, andere Schicht, neue Chance. Die jetzige Dame wendet sich unter Stöhnen ihrem Computer zu und beginnt in den verschiedensten Masken einen detaillierten Fahrplan nach Lissabon zusammenzustellen, anders scheint es einfach nicht zu gehen. Aber halt: In Montpellier ist Schluss. Montpellier? Das liegt noch mitten in Frankreich, wenn auch unten. Und dann müsse ich aussteigen und dort am Schalter ein Billet bis wahrscheinlich Gerona kaufen. Aufenthalt 1 Stunde 10 Minuten. Hier im Blog habe ich von einer fast einstündigen Warterei an einem Billetschalter der SNCF berichtet. Das sei dort nicht unüblich. Da scheinen mir 70 Minuten ein wenig spitz kalkuliert! Jetzt ohne Kohl. Immerhin reden wir vom Juli, von der Ankunft eines Schweizer TGV, mit möglicherweise mehreren Passagieren mit dem selben Problem, in der Schlange vor einem französischen Billetschalter.

Von eventuell Gerona aus könne ich dann wieder mit einem in der Schweiz gekauften Billet weiter fahren. Und so würde das noch ein paar Mal gehen, bis ich nach vielleicht sieben Umstiegen in Lissabon sein könnte. Möglicherweise. Noch sind wir nicht weiter in der konkreten Reiseplanung als bis Montpellier. Kann sein, dass der Faden irgendwo noch abbricht. Genaues weiss man noch nicht.

Ich solle doch fliegen!

Um nicht als komischer Kauz dazustehen („Aber heute fliegen doch alle!“), lasse ich ein medizinisches Problem anklingen… Sucht die Dame also weiter, gibt aber zugleich zu bedenken, dass sie heutzutage nicht mal mehr direkte Billete nach Barcelona ausstellen könnten. Da gäbe es nur Schweiz-Spanische Grenze, von dort an müsse man wieder vor Ort schauen.

Wieso kommt mir da plötzlich das Postkutschenzeitalter in den Sinn?

Auf jeden Fall weiss ich nun: Wenn es noch eine brauchbare planbare Verbindung nach Portugal gibt, dann kostet sie eher 500 Franken als 200. Hätten sie mir eigentlich auch direkt sagen können.

Ich wäre gerne nach Portugal in die Ferien gefahren, aber so wie’s ausschaut wird es wieder Bretagne, halt. Schade eigentlich. Aber ich bleibe dran. Eventuell.

30/09/2012

„Eine Schande ist das, eine Schande für ein Land wie Frankreich“.

Filed under: Essen,Fahrradmitnahme,Unterwegs — Schlagwörter: — Hotcha @ 00:00

„C’est une honte, c’est une honte pour un pays comme la France“.

Betretenes Schweigen rund herum. Eine Herde Schafe kann nicht so geduldig sein wie wir hier, die wir in Saint-Louis vor dem Billetschalter warten, warten, warten – seit 40 Minuten schon stehe ich hier an, und ich bin etwa der Fünfte in der Herde. Die Herde wartet darauf, ein Zugsbillet kaufen zu können. Als geübter Bahnfahrer habe ich es wie so manche zuerst am Automaten versucht. Ich bin ja kein Depp, aber auf die erste Frage des Automaten, wann ich fahren will, um 13 oder um 14 Uhr, habe ich mal auf gut Glück eine der beiden Möglichkeiten ausgewählt. „Sorry, für diese Verbindung habe ich kein Billet“, so sinngemäss der Automat. Die zweite Möglichkeit führt ebenfalls in eine Sackgasse. Sicher mache ich etwas falsch. Aber egal, der Automat nimmt nur Münzen, auch für richtig hohe Beträge – so wenigstens erfahre ich später aus den Gesprächsbrocken, die in der Herde sporadisch ausgetauscht werden. Und wer hat schon am Anfang der Reise so viel Münz im Sack?

Kurz, nach 50 Minuten habe ich dann mein Billet – zum Glück musste ich keinen Zug überspringen, war 55 Minuten zu früh am Bahnhof. Genau genommen also nur 5 Minuten zu früh. Die Franzosen sind sich das offenbar gewohnt, die Dame hinterm Schalter hatte sogar gemeint, das sei noch gar nichts, es könne je nach dem schon mal eine Stunde dauern, bis man an die Reihe kommt.

Man stelle sich mal vor: Da werden Milliarden in die Bahn gesteckt, und dann wegen ein paar Milliönchen, die ein effizienteres Verkaufssystem wohl kostet, bleiben die Kunden aus.

Sollte man meinen.

Wieder einmal trügt der Schein. Denn im Unterschied zur Schweiz verkauft Frankreich seine Billette auch im Zug. Gegen eine Gebühr von 4 €. Für einen Schweizer, der Zuschläge von 100 € für den Billetkauf im Zug gewohnt ist, ein Klacks, eine Offenbarung, ein Lichtblick in der Hölle, wo sogar Charon neuerdings 25 € für die Überfahrt nimmt.

Beim nächsten Mal mache ich es also besser: In Montbéliard steht grad ein Zug auf den Gleisen, die Nase der Lok zeigt gen Schweiz, ich will heim, also eile ich, Velo unterm Arm, die Treppe hinauf, grad als der Zug abfährt. Ich rufe irgendwas Unartikuliertes, der Sinn ist ja aus dem Zusammenhang klar ersichtlich, und das erste Wunder des Tages: Der Zug stoppt! Hält für mich nochmals an!! Unglaublich.


Dann suche ich den Zugführer. Denn so lautet die Regel: Du musst dem Kontrolleur aktiv sagen, du hättest kein Billet, bevor er auf Kontrollgang vorbeikommt. Ich bin zwar im falschen Zug, wie er mir erklärt, aber ich komme auch so in die Schweiz, ein wenig komplizierter zwar, aber ich habe ja Zeit. Und er verkauft mir einen Regionenpass für 12 €, gültig den ganzen Tag. Sollte ich da nicht noch ein bisschen herumkutschieren, statt nun hier in Besançon im tristen Bahnhof diesen Beitrag zu schreiben? Drei Stunden noch, dann geht der Zug nach La Chaux-de-Fonds. Aber da jetzt grad Mittag ist, suche ich mir doch mal ein Plat du jour in einem der wenigen Restaurants in der Umgebung, welches nicht tot ausschaut.


3 Stunden später – 18 € ärmer, um eine Enttäuschung reicher.


Es ist einfach immer wieder verblüffend, wie vor allem die Nahrungsszene auf die suggestive Kraft des Wortes baut. Und es funktioniert oft. Wenn der Bäcker „saftige Berliner“ anschreibt, kann ich nur schwer tief innen drin dagegen halten. Und realitätsgerecht das „saftig“ durch das eher zutreffende „ölig“ bzw. „fettig“ bzw. „fetttriefend“ ersetzen.


So habe ich auch gewusst, dass das Plat Du Jour auf der Tafel vor einer Bäckerei kaum jemals einen Bauernhof gesehen hat, obwohl da stand: „Poulet fermier, frites, € 8.80“ – aber weit und breit war sonst nix anmächeliges, Baustellen, soweit das Auge reicht, etwas weiter vorne bot eine Metzgerei faltige Grillpoulets mit fettigen Kartoffeln für nur 7 € an – aber auf diese nach Fischkleister stinkenden Vögel falle ich nicht mehr rein, seit ich in Le Landeron vor zwei Jahren bei einem dieser fliegenden Hähnchengrillstationen einen halben Vogel gekauft hatte – Camping Blues. Irgendwo muss ich noch ein Beweisfoto gespeichert haben. Kurz, das Pouletbrüstli ohne Haut schmeckte nach altem Öl, dafür waren die Pommes Frites besser als die in der Schweiz allgegenwärtigen Tiefkühl-Frites, die wahrscheinlich ja aus Kartoffelstaub zusammengepappt werden, merkt ja keiner.


Das war ja fast schon eine Bildungsreise, bilanziere ich hier schon mal. Gestern hatte ich in einem Bistro zwei Weisswein, einmal den billigen, danach den teureren. Die Pointe lohnt fast das Schreiben nicht mehr: Natürlich war der billige besser. Grund: es war ein Tischwein, der teurere war mit A.O.C. angeschrieben. Heisst doch logischerweise, ein Tischwein ohne Herkunftsbezeichnung darf nach geschmacklichen Kriterien zusammengemixt werden, wo hingegen der Herkunftswein sich auf die Trauben aus der Region beschränken muss.

So war ich in der Bäckerei zumindest vom Wein nicht enttäuscht, ausdrücklich hatte ich den „Vin ordinaire“ bestellt.


Das alles war erst die Rückfahrt. Vielleicht habe ich nächstens sogar Lust, auch die Hinfahrt und den Aufenthalt zu beschreiben. Sollte ich, ich habe nämlich eine gute Adresse, wo in Saint-Louis man gut und günstig isst. Hat viele Übergwändli dort am Mittag, ein wichtiges Kriterium. Und wo in Montbéliard man günstig und familiär nächtigt, nach einem ausgiebigen Nachtessen. Auch dort hatte es viele Übergwändli.

Aber eigentlich weiss ich gar nicht, ob hier überhaupt jemand liest. Statistiken pflege ich nämlich keine anzulegen und anzuschauen, also schreibt hier mal was rein, vertelli!

29/06/2012

Live dabei: Von Bellinzona ins Rheintal

Filed under: Fahrradmitnahme,Tessin,Unterwegs — Schlagwörter: , , — Hotcha @ 06:27
Sie sind hier schon richtig, Server went down, will be fixed soon – Sie werden vorübergehend auf diesen meinen neuen Blog umgeleitet – Calypso Now etc. will be up again soon

07:30

Die Hotelbar ist total leer, still. Sonst ist hier bereits ab 6:00 ein rechter Betrieb, Eingeborene beim Espresso, Gestikulieren, Multitasken (Zeitung durchblättern, Gipfeli mampfen, gleichzeitig telefonieren). Es sei Ferien, alles geschlossen, er werde nachher auch schliessen, sagt der Patron.

08:30

Ich versuche meine Reservation im Postauto vorzuverlegen – was will ich hier noch, die Stadt ist wie ausgestorben.

Info:

Für das Postauto muss man reservieren, es nimmt Velos mit! Zwei Stunden dauert die Fahrt nach Chur, über irgend einen Pass hier. Nachtrag: Es ist der San Bernardino.

08:34

Zu viele Rollkofferschlepper warten hier auf den Bus, ich lege mich doch lieber noch ein Stündchen hier am gemütlichen altertümlichen Bahnhof auf ein Bänklein oder in eine Blumenrabatte (ui, der Geruch – Ammoniak, Pisse?)

Das schöne an den alten Bahnhöfen: Die haben noch richtige WC-Anlagen, gratis!

9:30

Super – diesmal hat es noch mehr Rollkoffer, die auf das Postauto warten. Und eine ganze Schulklasse, Neunteler auf Abschlussreise offensichtlich. Die sich schon blonde Sorgen machen, ob wohl alle Platz finden würden. Die Lehrerin sagt ihnen, was sie tun müssen: „Dir müend aifach sofort d’Plätz bsetze!“ Schöne Aussichten…

Wir wuchten unsere Gepäckstücke in den Bauch des Busses, währenddem die Schulklasse den Bus stürmt. Ich hänge noch mein Velo hinten an, es hat übrigens Platz für vier oder fünf Velos in der Aufhängevorrichtung. Komme als letzter zum Bus hinein, der Chauffeur, gestresst, will nicht mal mein Billet sehen, ihm langt meine mündliche Bestätigung. Da sehe ich, oh Wunder, gleich zu vorderst einen freien Platz neben einem der Schüler. Ich setze mich sofort hin, worauf „Do isch aber scho bsetzt“, und ich nur „Was bsetzt?“, und mache definitiv klar, dass ich hier sitzen bleiben würde. Hahaha.

Die Lehrerin: „Wir haben hier reserviert“, und ich „Sicher nicht“… Bleibe sitzen. Höre ein paar Schlämperlige, zuerst von der Lehrerin, dann von den Kindern, so im Stil „Alte Sack, sicher 50, näi, 60“ – hahaha. Und „es git Lüt, für diä häts kä Platz uff däre Wält“… Na ja, bei der vorbildlichen Lehrerin kein Wunder.

Zum Glück bin ich als sporadischer Pendler durch überlastete Bahnhöfe (Biel, Bern) abgehärtet. Hehehe.

09:48

Danach aber ist Ruhe, die Kinder holen ihren Schlaf nach. Der Schüler neben mir hat sich nach hinten zu seinen Kollegen verzogen. Na ja. Mich hat er nicht gestört. Nochmals he he he?

12:00

Chur. Suche ein Restaurant. Aber irgendwie behagen mir die Angebote nicht. Hinterm Bahnhof, ein bloss alternatives Restaurant, so mit Sprossen auf irgendwelchen Schäumchen, aber sicher auch Fleisch, um doch bei der Wahrheit zu bleiben, aber halt nicht währschaft, das passt mir überhaupt nicht – glücklicherweise ist alles reserviert, sicher 30 oder mehr Plätze in einem lauschigen Gärtlein, so bin des Entscheids enthoben.

Aufgrund von Kritiken auf tripadvisor.fr hatte ich mich ursprünglich für das Hotel Drei Könige interessiert, aber dann sehe ich, auch dort müsste man reservieren. Und der Speiseplan an dem Tag war mir dann doch zu gewöhnlich, siehe Bild.

12:09

Ich nehme den Zug nach Sargans. Von dort aus will ich bis Altstätten fahren, ca. 50 Km auf dem Rheindamm, Höhendifferenz 80 m.

12:40

Kehre im Hotel Ritterhof Sargans ein, der Garten gefällt mir, auf der Tafel draussen ist ein Menü mit Aelplerhörnli und Apfelmus angeschrieben. Teigwaren sind immer gut vor einer langen Fahrt. Meine Ansprüche sind auch nicht allzu gross in dem Moment. Die Webseite voller Platitüden lese ich erst später, übrigens. ‚Seele baumeln lassen‘, ‚behagliches Ambiente‘, ‚gediegene Athmosphäre‘, ‚kulinarische Höhepunkte‘ – da hat jemand den Mund sehr voll genommen, lies weiter….

13:00


Die baumelnde Seele fühlt sich verköstigt und ist vor allem sehr zufrieden mit der freundlichen Bedienung. Die Küche gibt eher zu Kritik Anlass, das habts ja kommen sehen. Suppe fein, aber deutlich versalzen. Salat frisch, aber einfach ein paar Frisé-Blätter, übergossen mit einer crèmigweissen Sauce, hopp hopp. Apfelmus schmeckt so wie jenes aus der Dose. Ich will ja nichts unterstellen, ich hätte fragen können, aber wenn es schon so schmeckt…. Die Teigwaren etwas verkocht, der Koch hat das Nachgaren nicht einberechnet. Kartoffeln sind auch drin, gut so. Ein paar Schinkenstücke lassen sich ausmachen in der grosszügigen Menge heller Sauce. Ich tippe auf Carbonara-Sauce aus dem Päckli. Kurz – eine gute Idee durch lieblose Ausführung unnötig abgewertet.

14:10

Nach einer Stunde Fahrt in der Mittagshitze über einen völlig baumlosen Rheinuferdamm völlig kaputt, wohl ozonoid angeschlagen komme ich in Buchs an – Ende der Fahrt, ich kann nicht mehr. Ruhe mich aus in einer bedenklich desolaten Kleinstadt. Ein stickig stinkiger Bahnhof, Übelkeit steigt hoch. Eine ruhige bäumchenbestandene Einkaufsstrasse, viele Snacks, Imbisse und dergleichen mit Bänken draussen, ein paar Leute verlieren sich vor ihrer Billigkonsumation, Kebab, Pizza, Eistee, Bier – ruhig, zu ruhig, eher trist.

Höhepunkt ist der Tschibo-Laden mit geilen Ipod-Zubehören, Boom-Boxen, violette Ipad-Hüllen für 14.90 – hätte ich einen solchen, hätte ich die ganze Produktelinie gekauft, inklusive eine schreiend farbige, einrollbare Gummitastatur – Pimp Up My Apple, Designer Jobs stürbe tausend Tode. Fehlt noch ein Tschibo-Kleber, um den penetrant leuchtenden Apfel auf dem Bildschirm abzudecken.

15:00

Endlich der Zug nach Altstätten – ich verdurste, der Bahnhof scheint ohne anständige Wasserversorgung, einzig ein dünnstrahliges Bassin bei den Veloständern, belagert von einer ganzen Schulklasse, die ihre Wasserflaschen zu füllen versucht.

15:30

Finde im Brockenhaus Altstätten, gleich neben dem Bahnhof, drei Vintage American Optical Fliegerbrillen, höchsten 60er Jahre, wenn nicht noch älter. Und das, nachdem ich für meine vor einem halben Jahr verzweifelt weltweit Ersatzteile (Bügel) gesucht und mich mit Replikas zufrieden geben musste. Nun schwimme ich in einem Ersatzteillager. Es gibt eine Gerechtigkeit auf der Welt. Glaubzmer.

25/06/2012

Liveblogging ist der neue Journalismus?

Filed under: Fahrradmitnahme,Tessin,Unterwegs — Schlagwörter: — Hotcha @ 10:45

Habe ich heute morgen am Radio gehört. Gut, die Aussage ist sicher arg verkürzt wiedergegeben, sie fiel im Verlauf eines längeren Gesprächs auf Radio Romande mit einem Redakteur von Le Monde, die eine Art Akademie für neuen Journalismus ins Netz werfen.

11:30

Komme vom Zahnarzt, wo ich mir die Fäden habe ziehen lassen. Muss auf’s WC. Beschliesse, im Café Brésil auf dem Bieler Bahnhofplatz eine Cola zu trinken und zu pissen. Eigentlich in umgekehrter Reihenfolge, doch an der WC-Tür prangt unübersehbar ein filzgeschriebenes Schild: WC 2 Franken für Passanten. Kein Problem, ich will ja was bestellen. Doch die Tür ist verschlossen, meine Frage nach dem Schlüssel wird zuerst mit einem Hinweis auf die Kosten beantwortet, „WC kostet 2 Franken“, posaunt die Buffethilfe durch das Lokal. „Ich will ja was bestellen….“ „Was wollen Sie bestellen?“, gellt es wieder. „Nachher, jetzt muss ich mal“ – doch den Schlüssel würde ich erst kriegen, wenn ich jetzt vor der WC-Tür stehend eine Bestellung abgeben täte. Wo sind wir denn? Ich verlasse das Lokal, bei Guitol’s Atomic Café, gleich nebenan, darf ich zuerst pissen und nachher bestellen

12:00

Pisse noch mal, verlasse dann das Atomic. Kaufe ein Sandwich für unterwegs, in der Bäckerei auf dem Bahnhofplatz. Vollkorn mit Rohschinken – nicht schlecht, zwei Scheiben Rohschinken, Schnittsalat, sonst aber nicht viel mehr. Das kann man mit wenig Aufwand besser machen. Zum Glück habe ich noch ein Tomaten- und ein Olivenbrötli dazu gekauft, die waren mir schon letzte Woche willkommener Proviant, noch am Abend nach Ankunft im Hotel. Heute dieselbe Reise

12:15

Verlade das Velo mit den zwei glücklicherweise wasserdichten Saccochen, gleichzeitig kommt der Rollstuhlfahrer, der jeweils sehr lautstark mit allen Buschauffeuren, Kondukteuren und sonstigem SBB-Personal schwatzt: „Salü, Housi, ou wider do“, brüllt es über das ganze Perron. Ein sehr kommunikativer Mensch. Manchmal auch peinlich, wenn er über die „Ussländer“ herzieht, nachdem er jemanden zuerst in ein Gespräch verwickelt hat.

12:25

Zug fährt, unterwegs nach Bern

12:40

Wo kommen bloss all die Leute her, die in Lyss zusteigen? Wo wollen die bloss hin?

12:46

Ankunft in Bern – am Sieben Ab fährt der Zug nach Brig

12:55

Da ich weiss, dass nun bis Bellinzona keine schlaue Beiz mehr auftaucht, halte ich Ausschau nach einem Kaffee. Ein Segafredo bietet allerhand moderne Kaffeemixgetränke an, diese bescheuerten, aus den USA importierten Modekaffees. Ich muss eine Zeitlang suchen, bis ich in der Mitte der Karte einen gewöhnlichen Kaffee entdecke, Lungo heisst er. Das bestelle ich, und gleichzeitig erschrecke ich – was wird das für ein Gesöff sein, das Lungo heisst? Sicher wässrig. Ich rufe der Bestellung hinterher, er soll nur eine Mezza Lungo machen, vorher zurückziehen.

Keine Antwort. Heisst das nun, er hat es nicht gehört? Ich sehe, der Kaffee wird nicht zurückgezogen. Als es ans Einkassieren geht, reklamiere ich, er habe ja nicht zurückgezogen. Stellt sich heraus, der Kaffeemaschinenbediener hat das Wasser vorher abgestellt. Wieder mal typisch: Man fragt, sagt, bestellt etwas. Antwort kommt keine. Man wiederholt seine Frage, Sage, Bestellung. „Jaja ich habe auch nur zwei Hände“, kommt dann die Antwort, mit Garantie. „Ja, aber kein Maul“, ist man versucht zurückzublaffen.

13:00

Wuchte mich mit meiner glücklicherweise relativ geringen Bagage, dem Velo und dem Kaffee in den Zug. Pisse zuerst mal. Man weiss ja nie, ob dann nicht plötzlich stundenlang besetzt ist.

13:11

Wo bleiben die Rentnerehepaare hier im Zug? So entfällt leider das immer wieder schöne Schauspiel, Wandersleute beginnen ihre Uhren anzustarren, im Minutentakt wird die Verspätung kommentiert. Nichts dergleichen. Würde ich nicht live bloggen, wäre es mir vermutlich nicht aufgefallen: Wir sind mit 4 Minuten Verspätung losgefahren. Kein Wunder, haben die Züge in Brig regelmässig längere Verspätungen.

13:13

Gleich lege ich den Blog weg, um ein bisschen im erst gestern eingekauften Les Strauss-Kahn weiter zu lesen. Auf dem Kindle. Spart mir wieder mal mindestens zwei Kilo Gepäck, ich werde ja eine ganze Woche im Tessin sein, fernab jeglicher Lesekultur. Bellinzona hat zwar zwei Buchhandlungen, darunter die legendäre Libreria Casagrande, aber liest offenbar nur italienisch. Ich halt nicht.

13:25

Da die 3G-Verbindung nun schon mal steht, schaue ich schnell noch bei 6-vor-9 vorbei. Sechs ‚handverlesene‘ Links. Wie so oft wird kalter Käse serviert, den Spiegel-Artikel über Lothar Matthäus habe ich schon am Freitag über Rivva gelesen. Zudem stelle ich mir unter ‚handverlesenen Links‘ etwas anderes vor als Hinweise auf Artikel in Spiegel, Stern, Taz, Heise oder gar Verlinkungen von Videos. Von sechs Links zeigt heute nur genau einer auf einen Blog, magere Ausbeute, aber so ist es in letzter Zeit oft.
Bei Rivva ist es nicht viel besser. Auch dort wird immer mehr auf die grossen Verlage verlinkt. Als ob ich nicht selber in der Lage wäre, periodisch die einschlägigen Adressen von Spiegel Stern pipapo abzuklappern. Die Lage scheint wirklich verzweifelt: Am Samstag etwa war dort an prominentester Stelle, ganz oben, ein Blog verlinkt, wo eine Karin Friedli ihre Absicht kund tut, nun jeden Tag einen Gegenstand loszuwerden. Spannend…. Ri vadis?

Wenn mal was interessantes auftaucht, verschwindet es gleich wieder, so scheint es. Das war am Wochenende bei Rivva angezeigt, als ich es lesen wollte, schon gelöscht. Warum wohl? Habe es dann im Google-Cache gelesen, jetzt verstehe ich noch weniger, warum es gelöscht worden ist. Hype? Teaser? Honeypot?

13:45

Die Verbindung wird kritisch, immer wieder fällt sie ins langsame Edge zurück. Sind halt in den Bergen, bei Spiez.Spiez Wie das wohl die Live bloggenden Journalisten machen werden, in so einem Fall, Bericht von einem Bahnreisli mit Alt-Bundesrat Adolf Ogi etwa (der in letzter Zeit plötzlich wieder extrem präsent ist, ist wohl was im Busch?)?. – Glücklicherweise macht die Webcam des Notebook kleinste Bilder, ab 3 Kilo. Das hier ist fast doppelt so gross, mit 5 KB.

14:15

Wir kommen in Brig an. Vorher noch schnell beim Mitreisenden mit dem Sony-Reader vorbeigeschaut, um PDF auf dem Gerät auszuchecken. Er hat leider keine. Noch schnell Pissen vor dem Aussteigen.
Will am Bahnhof ein Wasser kaufen. Die Bäckerei im Gebäude hat leider nur Mineral um die 3 Franken. Zudem aus dem Kühlschrank. Muss ich noch mehr pissen. Nein danke. Sowieso, der Preis ist jenseits. Sollen sie an die Japaner verkaufen. Sehe zwar grad keine hier. Ausnahmsweise. Für sie muss die Gegend einfach paradiesisch sein. Kunststück, mir geht es ja genau gleich.

14:23

Unterwegs mit der Matterhorn Oberland Bahn nach Göschenen, das wird jetzt etwa 2 Stunden durch die Berge ruckeln, mit einer nur sporadisch funktionierenden Edge-Verbindung, Kriechspur ins Internet. Mal schauen, ob ich da weiter live bloggen kann.
Unterwegs mit der MOB

15:24

Während Dörfli um Dörfli vorbei döst, lese ich in ‚Les Strauss-Kahn‘ – momentan ist DSK abgehalfterter Wirtschaftsminister der Regierung Jospin. Jospins Versprechen, keine Minister unter Anklage weiter zu beschäftigen, wurde eingehalten. Anne Sinclair kauft einen königlichen Palast in Marrakech und lässt ihn über zwei Jahre umbauen. Es muss ein ganz wunderbares Anwesen geworden sein, mit einer kleinen Dienerschaft rund ums Jahr, Brunnen, Becken, Garten – und das alles mitten in der Medina. Atemberaubend muss es auf die noblen Gäste aus Paris gewirkt haben. Ein Trostpreis für ihren Dominique, um sein Comeback in angenehmer Athmosphäre abzuwarten.

Während dieser Zeit werden seine jungen, gewieften Berater in einer PR-Agentur parkiert, eingestellt von den Besitzern, DSK zu Gefallen. Eine Investition in die Zukunft, der Mann ist schliesslich noch nicht abgeschrieben, gestolpert über eine simple Formalie, sozusagen, etwas aus der tristen Sphäre der Kleingeister.

Liest man dies, wie sich ein Klüngel auf die Machtübernahme vorbereitet, ihren Chef vergöttert, sich durch die Nähe selber Bedeutung verschafft – erstaunlich ist dies alles nicht, so läuft es oft, aber total schockierend ist es doch. Wir lesen hier nämlich über Sozialisten. Deren Sozialismus scheint nicht sehr politisch, sondern es ist der Sozialismus einer Carla Bruni: Chic gauchiste. Lifestyle.
Bruni hat ja nach ihrer Heirat mit dem Mann mit den hohen Schuhen für ihren damaligen Sozialimus wenig gute Worte gefunden: Es sei halt ein Cliquending gewesen. Als ob wir das nicht gewusst hätten.

Unsympathische Leute allesamt.

16:14

Man hat den Eindruck, der Zug fahre durch Gebirgstäler, über wilde Bergbäche, vorbei an artenreichen Wiesen, wie ich sie als Kind überall angetroffen habe, um Biel herum. Vielleicht müsste ich wieder mal spazieren gehen, vielleicht sehen ja die Wiesen bei uns auch so aus?

Hier ist typisches Heidiland, „in wenigen Minuten treffen wir in Andermatt ein“. Nass und neblig, dicke Schwaden auf den Bergkuppen wurden zu zähem Brei hier im Tal, Windjackenzeit. Die Kreuze, die an manchem Stein- oder Holzhaus hängen, erinnern uns daran, das ist hier eine Hochburg des Aberglaubens. War es nicht im Wallis, dass kürzlich ein Lehrer seine Stelle verlor, weil er das Kreuz im Schulzimmer abgehängt hatte?

16:47

Ankunft im feuchtkalten Göschenen, der Zug ins Tessin wartet schon, hier drin auch abgestandene Kälte. Ich höre grade von anderen Passagieren, das WC ist zugeklebt. Gut, habe ich noch bei der MOB profitiert.

Wir warten offensichtlich auf den Bus – die Normalstrecke ist ja unterbrochen, der Gotthard wird mit Bussen befahren. Ich bin mit der Bergbahn gefahren, damit ich das Velo mitnehmen kann. Eine andere garantierte Möglichkeit gibt es zurzeit nicht! Ich fahre jetzt diese Strecke zum dritten Mal, der Umweg schreckt mich nicht mehr, es lässt sich halt angenehm lesen, bloggen, träumen, schlafen während dieser fünfeinhalb Stunden.

17:09

Airolo, wir sind wieder in der Zivilisation angelangt. Die ersten Coiffeusen steigen ein: Shorts, Ballerinas, gestrecktes Haar, Tasche in der Armbeuge. Gibt es tatsächlich soviele Arbeitsplätze im Frisörgewerbe?

17:20

Keine Ahnung, wo wir genau sind, aber ich muss mein Glücksgefühl unbedingt hier herausjauchzen: Tessin, deutlich wärmer, alles wird gut.

Im August muss für ein paar Tage nach Avenches und Posieux, ist grad ein Mail eingetrudelt. Scheint nicht einfach zu sein, dort ein günstiges Hotel zu finden. 500 Franken für 4 Übernachtungen ist schon schwer teuer, heute werde ich genau die Hälfte zahlen müssen (gut, noch 20 Franken weniger, 240/4 Nächte….). Vor allem scheint es nicht einfach zu sein, übers Netz ein Bed&Breakfast dort zu finden, ein erster Versuch wirft vor allem Klickfängerseiten aus („Hotels 1 – 5 Sterne“ – in Posieux oder Avenches? Geht’s noch plumper, um mich auf eine Nullresultatsseite zu locken?)

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