Veloverlad – ein interessante Blog, glaubzmer

15/06/2015

Spucke ist weg, Titel im Dreck

Filed under: Verkehr — Hotcha @ 09:27

Die junge Frau im schicken Hipster-Alternativlook aus dem Bieler Prenzlauer Berg lässt ihre Kinder bestimmt nie ohne Helm auf ihr Kinderbike. Und wahrscheinlich wäre im Unfallbericht gestanden, der Velofahrer war ohne Helm unterwegs, untertönend, ihr wisst schon, halt auch ein wenig selber schuld.

Diese Einfahrt dort in eine Bieler Hauptverkehrsachse scheint viele Autofahrer vor Probleme zu stellen, früher war dort sogar Vortritt signalisiert für jene, die von oben einbogen, was zur Folge hatte, dass die Altstadt zum Schleichweg für die Stadtdurchquerung wurde. Dieser ist nun nach sehr langen Kämpfen der Anwohner nur noch beschränkt befahrbar, der Vortritt für die Schleicher wurde endlich aufgehoben, eine Ampel installiert, allerdings nicht für die Einbieger. Die Ampel regelt den Verkehr auf der Hauptstrasse. Die Einbieger können also, unbehindert von Wartezeiten, entweder die Rotphase der Ampel nutzen oder einfach eine Lücke im Verkehr abwarten.

Hier wäre fast Schluss gewesen mit dem Leben, wie ich es kenne. Gopfertami!!!

Hier wäre fast Schluss gewesen mit dem Leben, wie ich es kenne. Gopfertami!!! Die Frau ist sicher gegen AKW… aber dann selber GuckindieLuft – sie sollte das Auto abgeben, bevor was passiert, ganz im Todernst! Selbstgerechtes Pack! Bin ich ungerecht? Fast tot, das bin ich! Fuck! Diese Mama-Taxis gehören geächtet, jetzt. Kind im Hort, Hotcha tot.

Jedesmal, wenn ich dort vorbeifahre, bin ich extra vorsichtig und rechne damit, dass so ein Anwohner des besseren Quartiers dort oben aus lauter Gewohnheit einfach mir vor den Lenker fährt, schaue also wenn möglich dem Fahrer in die Augen. Heute aber, bei Regen, waren keine Augen zu sehen, aber dass der Fahrer weiterfuhr, obwohl ich nun genau vor seiner Kühlerhaube mich befand, das merkte ich sofort, konnte einerseits nach links in die Strasse hinein ausweichen, andrerseits konnte der Fahrer im letzten Moment bremsen, war aber schon deutlich in meiner Spur drin.

Vom Rad springen, zurück zum nun stehenden Fahrzeug, zweimal ein Schimpfwort aus dem Tierreich in das nun heruntergedrehte Fenster geworfen, und „ich bin auf dem Weg in die Ferien, ich bin jetzt 64, mein Leben wäre kaputt gewesen“, und dann sehe ich erst, dass es sich nicht um einen Rowdy handelt, sondern eben, wie oben beschrieben, um eine junge Mutter aus der besseren Wohngegend da oben, im Familienvan. „Es tut mir leid“…. Was will sie sonst schon sagen? Vielleicht „meines aber auch“?

Meine Güte.

PS: Habe eine Facebook-Gruppe gegründet, Mammataxis ächten jetzt. Keine Ahnung, was das dann macht, so eine Facebook-Gruppe, ich glaube, die kommen dann in der Zeitung, wenn es grad so in Linie des Artikels passt. Dafür sind sie glaubs da.

13/06/2014

Berner gutbürgerliche Velorowdies

Filed under: Verkehr — Hotcha @ 09:41

Heute im Bund gelesen: LKW überfährt beim Rechtsabbiegen eine geradeaus weiterfahrende Velofahrerin. Diese hatte Vortritt. Der Lastwagenfahrer wird zwar wegen fahrlässiger Tötung verurteilt, aber dennoch scheint das Gericht der Getöteten eine Mitschuld oder mangelnde Sorgfalt zuzuweisen.

Richterin Christine Schaer bei der Urteilseröffnung. «Mein erster Gedanke war: Wie kann man einen LKW, der rechts blinkt, noch rechts überholen?»

Der Verteidiger zeichnet gar das Bild einer aggressiv auf ihren Rechten beharrenden Velofahrerin:

«Laut Zeugen fuhr sie mit gesenkten Kopf schnell am blinkenden LKW vorbei.»

Aus dem Artikel wird nicht klar, ob das Aussagen vor Gericht waren, wie glaubhaft sie also sind. Aber das Muster passt, leider.

Ich habe hier schon einmal über die unsäglichen Mödeli der Berner Velofahrer geschrieben: Blick starr geradeaus und in vollem Tempo über die Velowege brettern, von Vorausschauen kann sowieso absolut keine Rede sein, denn das könnte ja zum Bremsen verleiten, und das macht man nicht, wenn man ja im Recht ist. Ich überquere regelmässig vom Bahnhof her den Hirschengraben, ein neuralgischer Punkt, Fussgänger im Pulk, Tram- und Bushaltestelle, und über dieses Terrain werden Velowege signalisiert, die sich aber auf dem Platz irgendwo zu verlieren scheinen. Ich habe manchmal den Eindruck, ich sei der einzige, der da langsam fährt, so ein gesteigertes Schritttempo.

Ich werde in Bern auch immer wieder rechts überholt, nicht von irgendwelchen Rowdies, sondern von gutbürgerlichen Herren im Nachhaltigkeitslook. Irgendwann fährt mich einer von denen über den Haufen.

Rückspiegel kaufen?

Rückspiegel Mania

Der Bund-Artikel steht im Internet unter Berner Zeitung. Ist identisch

30/03/2014

Der Beweis – Autofahren verdummt

Filed under: Verkehr — Schlagwörter: — Hotcha @ 07:47

Ich bin seit Jahren Mitglied von ProVelo, der einzigen Velolobby der Schweiz. Sie führt zweimal im Jahr eine Velobörse durch. Ein netter Verein, er ist nicht gegen Autos, aber für die Förderung des Velos. Ein aktiver Verein? Schauen wir uns mal seine Webseite an. Weil ich mal nachschauen will, wer vor der aktuellen Führung im Vorstand sass, ein Blick ins Archiv. Dort finde ich grad nichts zum Thema, dafür aber lässt mich stutzen, dass die letzte Mitteilung vom März 2013 stammt. Gut, es ist ein Archiv, aber hört 2013 im März auf? Und seither war Ruhe? Bis auf die Mitteilung, welcher Nationalrat nun neu im Vorstand Einsitz nimmt (Roland Fischer, Grünliberal)?

Hm, das war nun spannend, oder? Die Antwort: Nein, das Jahr hört nicht im März auf. Was danach kommt, ist unter „Aktuelles“ zu finden. Und was finden wir? Velobörsen, Velofahrkurse, Bike To Work, Bike To School, Positionspapiere, die mit Sicherheit auf grosses Interesse stossen („Es braucht mehr Platz für Fussgänger und Velofahrer“ zusammen mit Fussverkehr Schweiz). Fussverkehr Schweiz gibt es seit 1975, hätten Sie das gewusst? Im Vorstand drei Politiker. Sie hat eine Geschäftsstelle in Zürich mit 345 Stellenprozenten. Sie nimmt pro Jahr rund 100’000 Franken an Mitgliederbeiträgen ein, von Privaten, aber auch von Organisationen und Städten. Sie gibt pro Jahr rund 500’000 Franken für die Geschäftsstelle aus, etwa ebensoviel geht für Projekte drauf. Finanziert wird das ganze durch Subventionen und Projekterträge, die offensichtlich ebenfalls öffentlich finanziert werden.

Nichts gegen solche Organisationen, sie haben bestimmt ihre Erfolgsstories vorzuweisen, ich klinke mich hier aus, eigentlich wollte ich nicht über unsere Lobbyorganisationen schreiben, aber ihre Zahnlosigkeit finde ich doch erschreckend. Immerhin blicken wir auf eine 40jährige Geschichte zurück: 1973 wurden die Autofreien Sonntage eingeführt, um in der Krise Öl zu sparen.

Seither ist nicht viel passiert. Ausser natürlich die unglaubliche Verdrängung des nichtmotorisierten Verkehrs, Kinder dürfen nicht mehr alleine zur Schule gehen, die Autos haben sich wohl verdreifacht, rechnet selber mit dem Statistischen Lexikon der Schweiz, falls im Zweifel. Und ausser der Gründung weiterer grüner Verkehrsclubs, deren Vorstände gewählte Politiker waren oder wurden.

Und dann dürfen wir heute in der Zeitung das lesen, was jedem Velofahrer schon lange bekannt ist und was auch hier schon aufs Vehementeste angeprangert wurde: Die kosmetischen Verbesserungen durch Velowege als Allheilmittel.

Ganz ehrlich, ich bin nicht in einem Verband, um für die Behörden Experten und Runde Tische mitzufinanzieren. Ich will langsam echte Verbesserungen, einschneidende, solche, die dem Autofahrer weh tun. Anders geht es nicht. Die müssen etwas abgeben. Schliesslich legen wir alle auf jeden Franken, den der Autofahrer ausgibt, nochmals einen drauf aus unseren Steuern. Sieben Milliarden betragen die ungedeckten Kosten des motorisierten Strassenverkehrs. Das muss ein Ende haben.

Nun endlich zur Dummheit der Autofahrer. Sie ist mir erstmals so richtig aufgefallen bei den Taxifahrern. Die leiden ja direkt unter dem Dichtestress auf unseren Strassen, und sie lassen ihn gerne an den Schwächeren aus, den Velofahrern. Ein Velo ist schnell mal im Weg, und schon wird gedrängelt, gefeixt, gehupt. Typisches Autofahrerverhalten halt. Kann auch jederzeit auf Autofahrersolidarität rechnen. Das gibt ihrem Protest zusätzliche Kraft.

Blöd ist nur, dass der typische Taxikunde wahrscheinlich nicht Autofahrer ist.

Jetzt verlangt mal von einem Autofahrer, er müsse etwas für die Förderung des Veloverkehrs tun, etwas Wirksames, etwas, was auch den Autoverkehr beeinträchtigen wird. Da wird sofort die Allzweckformel angewendet: KNIF – kommt nicht in Frage.

Dabei wäre der Automobilist der erste, der von mehr Velofahrern profitieren würde. Die würden alle nicht die Autospuren verstopfen. Aber bringe das einmal einem Autofahrer bei.

Man muss ja dumm sein, wenn man nicht merkt, dass man wohl ein bis zwei Monate pro Jahr ausschliesslich für die Finanzierung seines Autos arbeitet.

Links

Le Matin: Les villes romandes se moquent des cyclistes
Statistisches Lexikon der Schweiz
Pro Velo Aktuelles
Publikation von Fussverkehr Schweiz

Nicht vergessen – mein Arbeitsjournal

Webdreinull dokuwiki. Dort kann aber nicht kommentiert werden – hier schon, also tut es.

28/01/2014

70’000 Franken Steuerabzug für Autopendler, ich glaub‘ ich spinn‘

Filed under: Verkehr — Hotcha @ 14:09

Heute morgen war Doris Leuthard zu Gast beim Westschweizer Radio. Was bei diesem Sender auffällt, wie sehr gewisse deutschsprachige Politiker an ihrem Französisch gefeilt haben, Doris Leuthard ist über die Jahre richtig gut geworden, auch ihre früher oft karikierte Stimme hat sich stabilisiert, sie überlässt nichts dem Zufall, das ist eindeutig.

Beim Zuhören bin ich kurz aufgesprungen, auch der Moderator, als sie sagt, es gebe Steuerabzüge für Autopendler, Fälle bis zu 70’000 Franken pro Jahr, das sei Missbrauch. Da ist sie selber grad ein wenig erschrocken, denn der Moderator fragt überrascht nach: „Un abus?“ – und sie übergeht die Frage einfach, der Moderator, ganz der „Madame la Conseillère fédérale“ hier, dort und immerzu, er lässt den Moment vorbei gehen.

Die Zahl von 70’000 Franken ist gar nicht neu, habe die sofort gefunden, in der NZZ, Link unten. Ich frage mich allerdings, wie kann das möglich sein, dass ein Steueramt so etwas akzeptiert? Das müssen um die 100’000 Kilometer sein, Arbeitsweg pro Jahr. Rechnen wir grosszügig 300 Arbeitstage, dann sind das Tag für Tag – tja, gar nicht mal so viel, das ist Biel – Winterthur oder Biel – St. Gallen, so etwas. Und das machen also Leute jeden Tag, fünf bis sechs Stunden Autofahrt pro Tag. Und wie alle Extremfälle hat auch dieser bestimmt nagelfeste Argumente, dass er durch die Umstände eben dazu gezwungen sei.

Zeit, dass dieser Wahnsinn aufhört. Ich kann ja verstehen, dass man gern auf dem Land günstig wohnt und in Zürich verdient, zudem kosten Wohnungen in Zürich ein Vermögen. Ebenfalls heute morgen am Radio eine Expat, gut ausgebildet, nach Zürich wegen der Arbeit gezogen. Ja, sie habe sofort eine Wohnung gefunden, innert einer Woche. Wieder merke ich auf. Auf die Frage nach der Miete merke ich wieder ab: 4000 Franken.

Es ist aber unerträglich, dass der aufwendige Lebensstil durch Steuerabzüge erst so richtig rentabel wird und wir das alle mit zahlen müssen. Lang ist’s gegangen, aber jetzt scheint es zu Tagen, einfach weil es nicht mehr bezahlbar ist, dieses auf die Häuslebauer an der Peripherie ausgerichtete Luxusverkehrssystem, die sich ja auch nie genieren, lautstark auf ihre angebliche Benachteiligung zu pochen.

Meine Eltern wohnen im wunderschönen Rheintal. Das würde ich auch gerne, und dann pendler- und ausgangskompatibel mit St. Gallen, Winterthur oder gar Zürich verbunden sein. Billig mit der Bahn, mit massiven Steuerabzügen mit dem Auto.

Der Artikel in der NZZ

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