Veloverlad – ein interessante Blog, glaubzmer

31/05/2013

SBB App liest meine Handy-Kontakte

Filed under: Uncategorized — Schlagwörter: , — Hotcha @ 08:22

Apps sind ein Segen für die Anwender. Meistens gratis oder wenigstens sackbillig. Viele habe ich nicht installiert, die Analyse mit Bitdefender Clueful listet rund 70 auf. Einige mit hohem Risiko für meine Privatsphäre, die habe ich grad allesamt gelöscht, Hals über Sturz, kann also nicht mehr sagen welche es waren. So unerwartete Kandidaten wie ein Stimmgerät waren dabei und noch ein paar, von denen ich nicht mal mehr wusste, dass ich die installiert hätte. Übrigens ein typisches Muster: installiert, nie gebraucht, und jetzt entpuppen sie sich als Voyeure. Die sogar meine SMS lesen konnten!

Ich habe aber sehr gestaunt, in der mittleren Kategorie ‚Applications à risque modéré‘ die SBB-Apps ‚Mobile CFF‘ und ‚Business‘ zu finden. Auch die habe ich mal installiert in irgend einer Hoffnung, keine Ahnung mehr, welche das war. Jedenfalls habe ich sie dann nie richtig gebraucht, weil man sich vorher glaub’s noch über einen herkömmlichen Weg identifizieren musste oder so, meine Erinnerung kann trügen, ist sicher schon zwei Jahre her. Item, von der SBB brauche ich nach wie vor nur die Fahrplanabfrage Schweiz.

Aber zurück zum Risiko für mein Privatleben. Ich finde unter den 23 Apps dieser Kategorie mittleren Risikos Sachen wie Ricardo (kann mit meinem Telefon anrufen, meinen Kalender lesen, mich lokalisieren); JuiceDefender (kann SMS empfangen, mich lokalisieren); Speed Test (lokalisieren); Wattpad (verschickt Passwort unverschlüsselt für jeden lesbar! Schickt die eindeutige ID meines Telefons an einen Server, der mein Verhalten über mehrere Apps hinweg aufzeichnen kann!); und eben die SBB, die mein Adressbuch liest, hier gehört auch ein Ausrufezeichen hin, so!

Ich habe natürlich zuerst über Facebook nachgefragt und sofort eine Antwort erhalten.

Facebook Screenshot

Ich bin frei zu akzeptieren oder nicht. Danke. Und die SBB respektiert den Datenschutz. Wer hätte das gedacht? Das ist schliesslich nicht freiwillig, sondern Gesetz. Wo Argumente fehlen, argumentiert man gerne mit Selbstverständlichkeiten, „wir befolgen im Fall die Gesetze“. Aber heisst Datenschutz nicht auch, nur die Daten zu sammeln, die auch für die Erfüllung der Aufgabe nötig sind?

Jetzt fehlt mir also noch eine Begründung, warum die SBB meine Kontaktdaten ausliest. Ob man die jemals erhält? Immerhin geht es hier auch um den Billetkauf per Handy, der sich wohl bald als Standard durchsetzen wird. Und da wollen die einfach mal so mein vertrauliches intimes Adressbuch herunterladen?

Wenn ihr jetzt Werbung aufs Handy kriegt, ist vielleicht da der Grund zu finden. Kollegen wie ich, die ratzfatz ihr Adressbuch freigegeben haben. Datenschutzerklärung hin oder her.

Affaire à suivre, wie der Lateiner sagt…

28/05/2013

Bad Bonn Kilbi mit Jandek (Phantom)

Filed under: Unterwegs — Schlagwörter: , , , , , — Hotcha @ 08:00

Das war ein echter Schock, sowohl Jandek wie auch die Flaming Lips fanden sich plötzlich nicht mehr auf dem Programm der Bad Bonn Kilbi. Und ich hatte doch extra den Samstag eingekauft, am ersten Vorverkaufstag schon. Später wäre es wohl gar nicht mehr möglich gewesen, die Festivalpässe gingen alle schon in der ersten Stunde weg. Und nun das: die einzigen Acts, die mich ausserordentlich interessiert hatten, abgesagt?

Man hat mich dann darauf hingewiesen, also das Internet hat mich darauf hingewiesen, dass ich das Programm des Vorjahres konsultiert hatte. Alles gut also. Und ich musste nun herausfinden, wie ich bei dem Hudelwetter ins abgelegene Düdingen komme, besser gesagt, was mache ich nach den Konzerten um 2:00 Uhr morgens ohne Zelt, ohne Hotel sowieso, ohne Schlafplatz?

Um eine lange Geschichte kurz zu schneiden, kann man auch direkt zum Thema springen, hier:
1 – Kilbi………
2 – Jandek………Hinfahrt………Rückfahrt

Hinfahrt

Schon klar, die Hinfahrt ist ein Klacks; einzig die Verpflegungsfrage stellt ein Problem. Ich meine, in den Bahnhofunterführungen zu extrem überhöhten Preisen diesen bizarren Ex-und-Hopp-Food verzehren, der seltsamerweise noch als „gesund“ angepriesen wird, ich bin doch nicht blöd.

In Bahnhöfen Essen verkaufen heisst Lügen lernen.

Im Bahnhof essen

Wenigstens findet sich unter all den Blinden ein Einäugiger – eine Migros Fast Food Insel. Dort kaufe ich mir ein

Steinofenbrot.

Als es mir über die Theke gereicht wird, beim ersten Drücken schon bereue ich den Kauf. Ich hätte den Mut haben sollen, das Geld zurück zu verlangen. Ich glaube man nennt diese Konsistenz ‚letschert‘ – schlaff, lampig eben. Das Brot hat mit Sicherheit weder jemals einen Stein noch einen Ofen, geschweige denn einen Steinofen gesehen. Reklamieren ist ausgeschlossen, schliesslich wissen wir alle, dass der Name mit dem Inhalt nichts zu tun hat. Rein gar nichts. Bauernbrot, Wiesenmilch, Tiefkühllasagne. Da ist weder Bauer noch Wiese noch Tiefkühltruhe drin. Steinofenbrot. Salami war drin. Salami? Normalerweise hat die einen intensiven Geschmack, diese hier hatte gar keinen . M-Budget? Aber lassen wir das Thema – es musste bloss wieder mal gemotzt werden, wo es ums Essen geht, kenne ich absolut keine Gnade. Essen ist Politik! Und diese Beutelschneiderei der Faustfoodbranche geht mir schon lange auf den Wecker. Vor allem in den Bahnhöfen, wo es keine anderen Möglichkeiten gibt.

Bad Bonn Kilbi

Ich war mir sicher, dort dann die ganze Szene anzutreffen. Hm… Ein paar Nasen habe ich gekannt, vielleicht 10 von wahrscheinlich 2000. Und den Briggi aus dem Rheintal kennen gelernt. Bei einem Drink, den er mir ginseelig anbietet. Wir hauen uns ein bisschen gegenseitig auf die Schulter, dann muss er pissen gehen und ward nimmer gesehen. Das war ca. um 18:00 Uhr. Er trug keine Sonnenbrille, da war er eine Ausnahme. Er war auch nicht allzu bleich. Immerhin war das Festival in seinem dritten Tag, viele hatten bei Kälte und Regen seit Donnerstag gezeltet. Vermute ich wenigstens. Die Zeltplätze waren voll.

Unter solch erschwerten Bedingungen mutiert gar mancher zum Rock’n’Roll Zombie, die Freundin zu Kate Moss. Finde den Unterschied.

Jandek

Ich war ja wegen Jandek gekommen. Jandek on Corwood. Ein Phantom seit über 30 Jahren. Eine Legende. Ein Mythos. Muss ich noch mehr sagen? Während Jahren war von Jandek nur soviel bekannt: Ein Inserat, eine Postfachadresse. Und dass er auf diesem (seinem?) Label Platte um Platte raushaut, alle von ihm, sicher eine pro Quartal. Langspielplatten, wohlgemerkt. Und die konnte man über das Postfach bestellen. Wir reden hier über die frühen 80er, auch das sei wohl gemerkt.

Heute erst übrigens sehe ich, es gibt unterdessen einen Film bei Youtube, der allerdings das Mysterium nicht aufklären wird, nehme ich an. Ich habe ihn mir noch nicht angesehen. Hier ist der Link, solange er funktioniert.

Hier schon mal das PS (na ja, eigentlich ein MS): ich hatte damals die ganze Produktion bestellt, im ’88 war das, das waren ungefähr ein Dutzend LPs, davon je zwei Exemplare. Versuchte die zu verkaufen. Ein Stück ging weg, danach war fertig lustig; über 20 Jahre habe ich den Packen mitgezügelt, bis ich 2009 mal die ganzen Kisten auspackte.

Unterdessen habe ich einige nachträglich über Discogs verkauft. Selbstverständlich sind die heute das Mehrfache der 9 Franken wert, die ich damals verlangt hatte. Ein weiteres Beispiel für die breite Gültigkeit des Mottos

Be There Or Be Square

… ja das Leben ist eins der Schwersten, wie auch Donald Duck immer schon wusste.

Live

Um 20:00 Uhr sollte Jandeks Auftritt beginnen. Um 19:30 stand ich schon im Zelt, um ja keine Bewegung des Maestros zu verpassen. Und ward reich belohnt. Der Soundcheck war irgendwie ein lockeres Zusammenstehen auf der Bühne, ein wenig Geräusche machen, Jandek instrumental sozusagen.

Ziemlich auf die Minute dann das Konzert. Vorher war noch ein blondes ätherisches Wesen mit einer etwas ungesunden Körperhaltung und viel zu grossen winzigen Klamotten zum Trio gestossen, das perfekte Nico-Zitat in seiner Ausstrahlung, dem original gelangweilten Rezitieren unverständlicher Texte („Flucht“ „Flucht“ „Flucht“ glaubte ich mal verstanden zu haben, aber dann liess ich die Sorge um Inhalt korrekterweise fahren). Viel Luft in der Stimme. Sie dreht ab und an an Knöpfen, dann wirds halliger oder geräuschiger. Derweil der Gitarrist im Hardrockgewande für flächige Geräusche zuständig ist, die er mittels eines Tonbandechos sowie Hauen und Stechen mit dem Instrument erzeugt. Und mit dem Gitarrenhals den Bühnenboden rechen. Diesen Trick habe ich noch nicht gekannt.

Drei Songs spielen sie, um Punkt 21:00 ist fertig. Kurz vorher hatte sich das Ende angekündigt, durch einen schnellen Blick des Drummers auf seine Uhr. Da war dem Kenner klar: Die hören genau zur vertraglich festgelegten Zeit auf.

Der Drummer übrigens spielte als einziger konventionell, aber auf technisch hohem Niveau. Es ist jetzt blöd, Vergleiche zu ziehen. Erinnerte mich an Koryphäen wie Tobi Schramm oder Lionel Friedli, sind halt beide aus Biel. Darum wisst ihr jetzt vielleicht auf Anhieb nicht grad, wer das ist. Das wird noch.

Jandek nun, er blieb die ganze Stunde über an seinem Fender Bass, und wie soll ich seine Spielweise jetzt beschreiben? Plonk Plonk ………….PlPlPlPlPlonkBrumm… Reibgliss – PloinkPlummPlamm…. reiblinksundrechtsgleichzeitigimKreisherum- gliss – Reib Plonk Plooonk Plnk.

Ein wenig wie Frank Zappa, aber total anders: Jandek arbeitet seit seiner ersten LP an seinem ganz eigenen Sound, die Worte sind total wichtig, aber man muss sie nicht verstehen, eine Melodie brauchts nicht, wozu gibt es denn Klangflächen und Pling Plonk? Ein wenig wie Frank Zappa: Schon nach ein paar Sekunden ist klar, wer da spielt.

Jandek live im Bild

Checkin

Jandek 19:38 Soundcheck

19:38 Uhr

Jandek 19:40 Soundcheck

19:40 Uhr

Jandek 19:47 Uhr

19:47 Uhr

Jandek 19:48 Uhr

19:48 Uhr

Jandek 19:52 Soundcheck or waiting

19:52 Uhr

For real

Concert 20:54 5 minutes to go

20:54 Uhr

Jandek 20:57

20:57 Uhr

Jandek 20:58

20:58 Uhr

20:59 Jandek's gig is over
20:59 Uhr

Da in der Konzertkritik heute morgen im Bund Jandek nicht einmal erwähnt worden ist, musste diese Ergänzung unbedingt sein. Voilà!

Eigentlich hätte ich dafür ja auch meinen Musigblog, vielleicht mache ich dort drüben dann auch noch was, beim Calypso Now Blog

Rückfahrt

Hätte ich das Billet schon in der Tasch gehabt, wäre ich ruckzuck zurück in Biel gewesen. Bis ich allerdings das Ticket der eher kryptischen Software entlockt hatte, war der Zug nach Bern schon weg. Und in Düdingen eine Stunde auf den Zug warten ist nicht so toll. Egal jetzt. Hauptsache für den Veloverlader: Der letzte Zug nach Bern – Biel geht erst um 0:37 Uhr! Das sind für jemand wie mich, der noch mit dem TV-Sendeschluss um 24:00 Uhr aufgewachsen ist, ganz neue, ganz hervorragende Töne.

05/05/2013

Hilfe, die SBB rät mir zum Fliegen!

Filed under: Fahrradmitnahme — Schlagwörter: , , , , — Hotcha @ 13:47

Vor dem Fliegen habe ich immer stärkeren Abscheu. Nicht moralischer Natur – ich finde ganz einfach diese Art des Reisens widerwärtig, diesen ganzen Flugzirkus, diese Pendlerei durch die Lüfte, das Verschwinden des Erlebnisses in Stress, Ärger, Hetze, Gedränge. Noch wichtiger fast: Ich reise einfach zu gerne, als dass ich mich dem angeblich so effizienten zeitsparenden Denken in Destinationen unterziehen könnte.

Ist denn die Gegend zwischen A und B, zwischen Abfahrt und Ziel wirklich so schlimm, dass man sie am Liebsten in Vollnarkose durchquert?

Für mich beginnen die Ferien genau dann, wenn ich hier in den Zug steige. Und sie enden entsprechend auch erst bei der Ankunft zu Hause. Rechne: Das sind genau zwei Tage länger als üblich, wenn sie erst bei Ankunft am Ferienort beginnen.

Nun hätte ich also dieses Jahr gerne mal Ferien in Portugal gemacht. Und mich vertrauensvoll an meine SBB gewendet. Zum ersten Mal gestern.

Der Nummernautomat hatte mir schlechte Karten ausgeteilt. Und mich an eine Schalterbeamtin alten Zuschnitts verwiesen, nur echt mit dem eingebauten Lätsch. Eigentlich hätte ich gerne einen ungefähren Preis gewusst, einfach so eine Grössenordnung, sind es eher 200 oder doch eher 500 Franken, die man rechnen muss. Nun, die Frage stellen heisst sie sozusagen beantworten, so gesehen scheine ich auf ein Wunder zu hoffen. Aber anstatt mir einen ungefähren Betrag anzugeben, begann die Beamtin unter Stöhnen einen detaillierten Fahrplan über Genf Montpellier Port-Bou Barcelona Madrid in allerhand Bildschirmmasken der verschiedensten Eisenbahnen zusammenzusuchen. Um dann schon bald mal einen Rat zu geben: Pour le Portugal, il faut prendre l’avion.

Jo, Pfyfeteckel. Und das bei der SBB. Ich verabschiede mich alsbald von dieser Totengräberin des Öffentlichen Verkehrs unter ungespielt ungläubigem Staunen meinerseits – und der festen Absicht, es dann nochmals im Bahnhof der Hauptstadt zu versuchen, dort habe ich einen Schalter für Auslandsbillete in Erinnerung, mit spezialisiertem Personal.

30 Kilometer fahren, um eine Auskunft zu erhalten? Ich versuche mein Glück vorher noch einmal hier, einen Tag später, andere Schicht, neue Chance. Die jetzige Dame wendet sich unter Stöhnen ihrem Computer zu und beginnt in den verschiedensten Masken einen detaillierten Fahrplan nach Lissabon zusammenzustellen, anders scheint es einfach nicht zu gehen. Aber halt: In Montpellier ist Schluss. Montpellier? Das liegt noch mitten in Frankreich, wenn auch unten. Und dann müsse ich aussteigen und dort am Schalter ein Billet bis wahrscheinlich Gerona kaufen. Aufenthalt 1 Stunde 10 Minuten. Hier im Blog habe ich von einer fast einstündigen Warterei an einem Billetschalter der SNCF berichtet. Das sei dort nicht unüblich. Da scheinen mir 70 Minuten ein wenig spitz kalkuliert! Jetzt ohne Kohl. Immerhin reden wir vom Juli, von der Ankunft eines Schweizer TGV, mit möglicherweise mehreren Passagieren mit dem selben Problem, in der Schlange vor einem französischen Billetschalter.

Von eventuell Gerona aus könne ich dann wieder mit einem in der Schweiz gekauften Billet weiter fahren. Und so würde das noch ein paar Mal gehen, bis ich nach vielleicht sieben Umstiegen in Lissabon sein könnte. Möglicherweise. Noch sind wir nicht weiter in der konkreten Reiseplanung als bis Montpellier. Kann sein, dass der Faden irgendwo noch abbricht. Genaues weiss man noch nicht.

Ich solle doch fliegen!

Um nicht als komischer Kauz dazustehen („Aber heute fliegen doch alle!“), lasse ich ein medizinisches Problem anklingen… Sucht die Dame also weiter, gibt aber zugleich zu bedenken, dass sie heutzutage nicht mal mehr direkte Billete nach Barcelona ausstellen könnten. Da gäbe es nur Schweiz-Spanische Grenze, von dort an müsse man wieder vor Ort schauen.

Wieso kommt mir da plötzlich das Postkutschenzeitalter in den Sinn?

Auf jeden Fall weiss ich nun: Wenn es noch eine brauchbare planbare Verbindung nach Portugal gibt, dann kostet sie eher 500 Franken als 200. Hätten sie mir eigentlich auch direkt sagen können.

Ich wäre gerne nach Portugal in die Ferien gefahren, aber so wie’s ausschaut wird es wieder Bretagne, halt. Schade eigentlich. Aber ich bleibe dran. Eventuell.

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