Veloverlad – ein interessante Blog, glaubzmer

29/01/2014

Porno für Velofahrer

Filed under: Lesen,Unterwegs — Hotcha @ 09:33

Velowege sind freiwillig, man muss sie nicht benutzen, der Velofahrer hat ein Recht auf die reguläre Fahrbahn wie jedes Auto auch. Zudem dürfen Autofahrer sich nicht als die Erzieher des Velofahrers aufspielen.

Wer nach diesen Regeln lebt, sollte sich gut geschützt in Blech und auf vier Rädern fortbewegen. Denn als Velofahrer hier Recht behalten zu wollen heisst sterben wollen.

Aber so zum Lesen, zu Hause, da tut das doch richtig wohl. Beim Velophil Blog der Zeit gibts noch mehr solche Pornos.

Ich könnte einiges erzählen von meiner letzten Velotour hinter Konstanz, auf rüttligen Velowegen, gejagt von ruppigen Autofahrern, die es partout besser wissen wollten und noch aus 500 Metern Entfernung hupend zu Radwegen hin wedelnd zeigten. Brandgefährliche Leute, das. Ich habe nachgegeben und überlebt, aber Freude war nicht dabei.

28/01/2014

70’000 Franken Steuerabzug für Autopendler, ich glaub‘ ich spinn‘

Filed under: Verkehr — Hotcha @ 14:09

Heute morgen war Doris Leuthard zu Gast beim Westschweizer Radio. Was bei diesem Sender auffällt, wie sehr gewisse deutschsprachige Politiker an ihrem Französisch gefeilt haben, Doris Leuthard ist über die Jahre richtig gut geworden, auch ihre früher oft karikierte Stimme hat sich stabilisiert, sie überlässt nichts dem Zufall, das ist eindeutig.

Beim Zuhören bin ich kurz aufgesprungen, auch der Moderator, als sie sagt, es gebe Steuerabzüge für Autopendler, Fälle bis zu 70’000 Franken pro Jahr, das sei Missbrauch. Da ist sie selber grad ein wenig erschrocken, denn der Moderator fragt überrascht nach: „Un abus?“ – und sie übergeht die Frage einfach, der Moderator, ganz der „Madame la Conseillère fédérale“ hier, dort und immerzu, er lässt den Moment vorbei gehen.

Die Zahl von 70’000 Franken ist gar nicht neu, habe die sofort gefunden, in der NZZ, Link unten. Ich frage mich allerdings, wie kann das möglich sein, dass ein Steueramt so etwas akzeptiert? Das müssen um die 100’000 Kilometer sein, Arbeitsweg pro Jahr. Rechnen wir grosszügig 300 Arbeitstage, dann sind das Tag für Tag – tja, gar nicht mal so viel, das ist Biel – Winterthur oder Biel – St. Gallen, so etwas. Und das machen also Leute jeden Tag, fünf bis sechs Stunden Autofahrt pro Tag. Und wie alle Extremfälle hat auch dieser bestimmt nagelfeste Argumente, dass er durch die Umstände eben dazu gezwungen sei.

Zeit, dass dieser Wahnsinn aufhört. Ich kann ja verstehen, dass man gern auf dem Land günstig wohnt und in Zürich verdient, zudem kosten Wohnungen in Zürich ein Vermögen. Ebenfalls heute morgen am Radio eine Expat, gut ausgebildet, nach Zürich wegen der Arbeit gezogen. Ja, sie habe sofort eine Wohnung gefunden, innert einer Woche. Wieder merke ich auf. Auf die Frage nach der Miete merke ich wieder ab: 4000 Franken.

Es ist aber unerträglich, dass der aufwendige Lebensstil durch Steuerabzüge erst so richtig rentabel wird und wir das alle mit zahlen müssen. Lang ist’s gegangen, aber jetzt scheint es zu Tagen, einfach weil es nicht mehr bezahlbar ist, dieses auf die Häuslebauer an der Peripherie ausgerichtete Luxusverkehrssystem, die sich ja auch nie genieren, lautstark auf ihre angebliche Benachteiligung zu pochen.

Meine Eltern wohnen im wunderschönen Rheintal. Das würde ich auch gerne, und dann pendler- und ausgangskompatibel mit St. Gallen, Winterthur oder gar Zürich verbunden sein. Billig mit der Bahn, mit massiven Steuerabzügen mit dem Auto.

Der Artikel in der NZZ

24/01/2014

Wien im Januar

Filed under: Unterwegs — Schlagwörter: , , — Hotcha @ 12:14

Jetzt war ich also eine ganze Woche in Wien und habe täglich in mein Arbeitsjournal geschrieben. Statt dass ich das hier verblogge, verlinke ich einfach mal direkt mit meinen Notizen. Möglicherweise werde ich hier im Blog noch näher auf die China-Beizen Wiens eingehen, jetzt aber muss ich grad arbeiten

Die zwei vorherigen Beiträge beschäftigen sich mit der Reservierung, dann habt ihr auch den Zusammenhang richtig, z.B. wenn es um das Update im Hotel geht.

14/01/2014

Backpacking in Wien

Filed under: Unterwegs — Schlagwörter: — Hotcha @ 06:25

Im letzten Jahr war ich zweimal kurz hintereinander in Wien, in der Tiefsaison, weil es mir so gut gefallen hat. Nun bin ich wieder hier, es ist wieder Januar, der Faschoball steht wieder vor der Tür, die Demos werde ich dieses Jahr aber verpassen, am 24. Januar bin ich schon nicht mehr hier. Der Faschoball, das ist dieses Burschenschaftenzeugs, nicht etwa der Opernball. Will jetzt die Details nicht nachgoogeln, vielleicht ergibt sich später eine Gelegenheit, das rechte Wien zu Boden zu bloggen.

Ich hätte wieder ins selbe Hotel wie letztes Jahr gehen können, eindeutig der beste Deal hier, Cyrus im 10. Bezirk. Dort hätte mich die Woche inkl. Frühstück ca. 200 Franken gekostet. Das hätte mich gereizt, aber noch mehr hat mich der Versuch gereizt, jetzt mal eins der zahlreichen Massenlager auszuprobieren. Viele Hotels und Hostels hier bieten Übernachtungen im Mehrbettzimmer an, und ich habe mich für das günstigste entschieden. Sage und schreibe 59 Franken. Für die ganze Woche. Dafür krieg‘ ich andernorts knapp anderthalb Nächte. Hin und her habe ich überlegt, war zwischendurch drauf und dran, zu annullieren und doch ins Cyrus zu gehen – aber der Grind gab es mir nicht zu, und jetzt bin ich also hier, im Sechsbettzimmer bzw. in der Hotellobby, morgens um halb sieben, die Musik ist diese Allerweltspopmusik, die weder an- noch abturnt, in akzeptabler Lautstärke, immerhin aus JBL-Boxen.

Das bringt mich auf den Gedanken, meine gut abdichtenden Kopfhörer aufzusetzen – et voilà.

Diese Kopfhörer haben mir diese Nacht gute Dienste geleistet. Ich habe nicht gewusst dass Männer so schnarchen können. Die armen Frauen. Wäre ich eine, wie würde ich wohl damit umgehen, dass ich vorher nie weiss, was der Kerl für einen Mais macht in der Nacht? Das muss wirklich nicht einfach sein.

Dabei sind wir nur zu dritt im Zimmer, wo zwei Betten dicht nebeneinander stehen, zusätzlich zwei Kajütenbetten in den Ecken. Wenn das voll ist, potz Blitz. Muss noch etwas rausfinden gegen den Geruch fremder Schweissfüsse. Als ich gestern abend ins Zimmer kam, gegen 22 Uhr, lagen die anderen beiden schon im Bett, der eine versuchte zu schlafen, der andere war mit der Fernbedienung für den 12-Zoll-Flachfernseher an der Wand beschäftigt, bei Zimmerlautstärke. Wenigstens darum muss man sich keine Sorgen machen, Parties sind per Hausordnung untersagt, Geräte können sogar beschlagnahmt werden, so ist es wenigstens angeschlagen.

Also, wo ist nun der Unterschied zum richtigen Hotel, wo ich alleine in einem Zimmer bin?

Wäre ich alleine im Zimmer, würde ich jetzt nicht schon in der Welt herumbloggen, so früh am Tag. Man ist halt nur im Zimmer zum Schlafen, ansonsten unterwegs oder eben hier unten in der Lobby, ein riesiger Aufenthaltsraum mit Bar, Automaten, gar einer Kinderspielecke, WC-Anlagen, so muss man nicht am Morgen früh das Zimmer verstinken, ich hoffe bloss, die anderen halten das auch so. Gestern abend hatte ich nicht diesen Eindruck.

Das Hotel ist gleich hinter dem Hauptbahnhof, momentan noch eine gewaltige Baustelle. Gestern abend um 19 Uhr, auf dem Weg hierher, da ist mir eine ganze Gruppe kräftiger verdreckter Männer entgegen gekommen, offenbar eine Brigade aus Polen oder aus früheren habsburgischen Untertanengebieten. Dabei ist doch die Xenophobie in Wien und in ganz Oesterreich allgegenwärtig. Aber wahrscheinlich fällt sie mir hier nur stärker auf, weil die Zeitungen in Oesterreich ja fast ausschliesslich dem härtesten Boulevard frönen, etwas wie den Tagesanzeiger gibt es hier gar nicht, ausser man wolle den eher freakigen Standard mit einer unserer Tageszeitungen vergleichen.

Das ist also das A & O Wien Hauptbahnhof. Ganz neu, ganz billig, ganz nett. Und auch in teureren Hotels hatte ich schon kunststoffbeschichtete Betten. Bin ich der einzige, der da pflotschnass und schweissgebadet erwacht?

Der Link: http://www.aohostels.com/de/wien/wien-hauptbahnhof/

Update

Ein Update, 9 Stunden später, hier in meinem Arbeitsjournal

13/01/2014

Nach Wien ins Männerheim

Filed under: Unterwegs — Schlagwörter: — Hotcha @ 06:53

Heute startet mein Versuch, eine Woche Wien so billig wie möglich. Ich schiesse mich wahrscheinlich ins Knie, wenn ich jetzt ins Detail gehe. Also lasse ich es vorläufig bleiben, gute Adressen soll man für sich behalten, sonst hat die Herrlichkeit bald ein Ende.

Aber soviel kann ich schon verraten: Für den Zug zahle ich 58 Euro Züri-Wien-Züri. Für das Hotel gar noch weniger, Montag bis Samstag 56 Franken! Allerdings: Ohne Frühstück. Da werde ich mir dann ein Warenhaus suchen.

Geheimnisse werden ausschliesslich in meinem Arbeitsjournal verraten, und auch da nicht alle hähähä.

23/11/2013

Dokuwiki – ein Versuch

Filed under: Lesen — Schlagwörter: , — Hotcha @ 08:12

Man muss ja nicht gleich so viel von sich preisgeben wie Julia Seeliger; so ein Dokuwiki kann trotzdem ganz nützlich sein. Ich hab‘ mir also mal eins installiert auf www.webdreinull.ch.

Schreiben tut es sich ganz praktisch dort, Links gehen mit links hahaha bin sicher der erste der diesen Gag macht – und Bilder klappen jetzt auch nach einigen Versuchen.Screenshot meines Dokuwiki

17/11/2013

Investigativer Journalismus hahaha

Filed under: Lesen — Hotcha @ 08:13

Ein Medienjunkie bin ich, seit ich lesen kann, so wenigstens kommt es mir vor. Auf dem Höhepunkt meiner Karriere habe ich manche Woche so 40 bis 50 Franken für Zeitungen und Zeitschriften ausgegeben, entsprechend viel Altpapier musste ich jeden Monat entsorgen.

Ein paar Jahre arbeitete ich gar in einem Beruf, wo ich pro Tag an die 30 Zeitungen durchforsten musste. Nie war Arbeit schöner.

Heute bleibt es bei sporadischer Zeitungslektüre; kaufe ich mir mal eine, ist es die Süddeutsche oder die Zeit, weil es die auf dem Kindle günstig gibt. Ansonsten reicht mir, was in Kantinen, Lesesälen oder Restaurants so rumliegt. Und jeden Sonntag die Tribune Dimanche, das welsche Pendant zur Sonntagszeitung, nur nicht so stinklangweilig, nur nicht so unnötig.

Jetzt entwöhne ich mich auch schon von den elektrischen Zeitungen. Gestern habe ich mir wieder mal die Süddeutsche auf den Kindle gezogen, die dicke Samstagsausgabe. Es blieb bei einem kurzen Durchblättern, nichts konnte meine Aufmerksamkeit wecken. In einem Moment der Langeweile, beim Warten auf das Kochen des Abwaschwassers, habe ich dann doch mal einen Artikel gelesen, pure Zeitverschwendung war das. Ein total fades Interview auf der früher so kontroversen Medienseite. Um keine Leser zu verlieren, mag ich es gar nicht zusammenfassen. Ihr würdet mir noch einschlafen, mitten im Satz.

Die gedruckten Zeitungen haben mich verloren, als die Redaktionen landauf, landab sich für die Google-Steuer zu Gunsten der Verlage ins Zeug legten. ‚Leistungsschutzrecht‘ nannten sie sie. Die Online-Zeitungen haben mich schon fast ganz verloren, weil die Artikel schamlos und systematisch aus einer Neuigkeit und danach einem Rattenschwanz Archivmaterial zusammengestiefelt werden.

Google und Wikipedia habe ich selber, liebe Verlage, liebe Redaktionen.

Auch die Gewohnheit einiger Presseportale, zu einem Newsartikel weitere Links anzubieten, die sich dann allesamt als Uraltmaterial entpuppen, was man erst nach dem Öffnen des Links sehen kann – auch diese vermeintliche Schlaumeierei vertreibt mich zunehmend. Wer zwanzig Mal derart zum Klickvieh degradiert worden ist, hat seine Lektion gelernt.

Am allerschlimmsten aber ist die permanente Affirmation, die sich breit zu machen scheint. Typisch sind die Interviews mit ‚Experten‘, die natürlich die eigene Recherche ersparen, ich kann das ja verstehen, der Zeitdruck ist gross.

Ich muss sie aber bei allem Verständnis auch nicht lesen.

Richtig muff aber bin ich heute morgen geworden, über dieses Interview mit Alice Schwarzer in Sonntag-Online: 43 Politiker fordern Prostitutionsverbot. Witzig, bei der männernden Überschrift: Im Text ist dann vor allem von Frauen die Rede und

auch etliche Männer unterstützen das Postulat: BDP-Präsident Martin Landolt oder die SVP-Nationalräte Oskar Freysinger, Hans Kaufmann und Hans Fehr gehören dazu.

Aber wer wird denn gleich mit der Goldwaage um sich schmeissen?

Nein, das Ärgernis sind die Interviewfragen.

  • Was sagen Sie dazu, dass die Schweiz auch ein Prostitutionsverbot prüft?
  • Können Sie sich vorstellen, dass ein Verbot Erfolg hat?
  • Ist Ihr Apell [die schreiben das wirklich so!] gegen die Prostitution erfolgreich?
  • Ist ein Verbot nicht kontraproduktiv?

Sonntagsfrage bei Sonntag-OnlineWelche Antworten erwarten wohl die zwei(!) Journalismusprofis auf diese Fragen auf dem Niveau einer Schülerzeitung? Vielleicht, dass sie sagt, es sei schlimm, dass die Schweiz ein Prostitutionsverbot prüfe, dass ein Verbot kaum Erfolg haben dürfte, ihr Appell erfolglos sei, ein Verbot kontraproduktiv?

Wie gesagt, für diese Fragen brauchte es zwei, Journalistin und Journalist!

Da stehen dann unwidersprochen, ungeprüft Sachen wie in der letzten Frage/Antwort:

(Frage) Und wenn die Frauen in den Untergrund abwandern?
(Antwort) Schlimmer kann es für die Frauen in der Prostitution nicht mehr kommen. In Deutschland sind heute Hunderttausende von Armuts- und Zwangsprostituierten vorwiegend aus Rumänien oder Bulgarien im Untergrund. Sie werden als «Frischfleisch» von Grossbordell zu Grossbordell geschoben – und landen irgendwann auf der Strasse. Diese Frauen sind nicht registriert, es gibt keine Gesundheitskontrollen mehr, niemand kennt sie. Sie könnten von heute auf morgen einfach verschwinden. Niemand würde es merken. .

Ich bin ja nur ein gewöhnlicher Leser, aber sogar ich merke, dass diese Antwort völlig an der Sache vorbeizielt und ausschliesslich Emotionen schüren will. Erstens mal ist das, was Schwarzer hier anprangert, bereits heute gesetzlich verboten; zweitens trifft diese Beschreibung nicht für alle Frauen in der Prostitution zu.

Lest dazu, wenn’s denn Lust habt, lieber den Artikel beim Freitag. Verlinkt gefunden bei Julia Seeliger.

Nächstes Mal werde ich dann über den Niedergang der Blogs klönen.

10/11/2013

Schlachtplatte

Filed under: Essen — Hotcha @ 09:18

Die meisten haben schon fertig gegessen, das sehen wir sofort beim Eintreten. Tief die Diele, nur fünf Tische, alle voll besetzt, bis auf den einen direkt neben dem Eingang, wo nur ein offenkundiger Habitué sitzt und grad in dem Moment die dicke Blutwurst schneidet.

Bitte Herrgott mach‘ dass wir hier auch noch essen können, nachmittags um drei.

Am Schluss waren’s dann:

  • Krautsalat mit Specksauce
  • Eine Platte mit Adrio und fein gemahlenem Kartoffelbrei
  • Eine Platte mit Blutwurst und Apfelmus
  • Eine Platte mit Bratwurst und Sauerkraut
  • irgendwo waren noch Teigwaren dabei, Cravättli
  • ah, das war glaub’s beim Prägu
  • Bier, Wein, Café Lutz

Mit dem Autobus eine halbe Stunde von Biel entfernt, den Rückweg empfehle ich zu Fuss, geht ja alles hinunter, bis es dann bei Orvin wieder für eine gute halbe Stunde ansteigt, dann mit dem Bähnli runter nach Biel.

Geöffnet Donnerstag bis Sonntag, es hat auch ein Massenlager mit 25 Plätzen, eine wunderbare Aussicht auf die Aare, Büren und das Berner Oberland.

Ich bring‘ kein Wort mehr raus, sorry.

Papp!

PS: damit ihr nicht Google-Strom verschwenden müsst, habe ich es im Nachhinein doch noch oben verlinkt, wie ihr seht. Aber wehe ich will nächstes Mal dort essen und es ist alles besetzt wegen diesem Tipp hier.

09/11/2013

Radio La Triperie hören

Filed under: Uncategorized — Hotcha @ 07:56

Vor ein paar Jahren habe ich mir mal einen Kanal bei laut.fm gemischelt. Und damit angefangen, aus meinem Musikzimmer digitalisiertes hochzuladen, kratzige Schallplatten am liebsten. Eine Heidenarbeit. Klassisches Prokrastinieren, im Fall.

Nicht nur das Aufbereiten der Tracks, auch deren Verwaltung bei laut.fm ist richtige Arbeit, wenn man nicht einfach nur bewusstlos den kleinsten gemeinsamen Nenner runternudeln will. So habe ich zum Beispiel gemerkt, dass ich mich besser nicht bei den Uploads anderer bediene; das Risiko, an ein mieses MP3 zu geraten, ist einfach zu gross. Ich spiele nur noch selbst konvertiertes. Und habe den Prozess unterdessen sehr gut im Griff: Aufnehmen einer LP mit Audacity, Zerlegen in einzelne Stücke, Taggen, raufladen, zu Sendungen zusammenstellen – all das kann ich nun so nebenher erledigen. Heute bin ich bei fast 10’000 Tracks angelangt, Material für einen ganzen Monat (24/24 7/7) ununterbrochenes Spielen ohne Wiederholung!

Zudem ist mir aufgefallen, dass stilistisch enge Sendungen nicht so gut ankommen wie ich das gerne hätte. Nur Funk, nur Soul, nur Leftfield, nur Experimentelles, nur Schlager, nur Jesus People, nur Kassetten aus Asien, nur Afrikapop aus den 70ern, nur Home Recording aus den 80ern, nur Kitsch, nur Mist, nur Bop, nur Billy, nur Trash, nur Junk, nur jüdisch-arabischer Pop, nur Variété Française, nur Bad Taste, nur Krautrock, nur italienische Flexis aus den 60ern, nur Fanzine-Singles von Howl, nur Gospel etc (wenn ich noch lange weiterschreibe, werde ich unsicher, ob man ’nur‘ nicht ’nuhr‘ schreibt, also fertig jetzt) – also, nur-Sendungen kommen weniger gut an als Kraut-und-Rüben.

„Hast Du immer noch dein Radio im Internet, das wo man nie weiss was als nächstes kommt?“

Ja, und es hat nun eine Struktur: Wochentags zwischen 9 und 11 Uhr spiele ich eine ganze Oper oder auch Operette(!) – danach Sendungen wo man nie weiss was als nächstes kommt. Fürs Wochenende habe ich noch keinen Plan.

Die Hörerzahlen haben sich seitdem verdoppelt. Von zwei auf vier. Und auch mir gefällt das am besten so.

Link zur Station

30/10/2013

Griessbrei in St. Louis

Filed under: Essen,Unterwegs — Schlagwörter: , , , — Hotcha @ 08:03

Darmbakterien, MRSA-Erreger (im Volksmund auch Spitalkäfer – multiresistente Bakterien), dann aber auch Hundescheisse, Spöifer, Köderlig, Grüne – das tummelt sich alles auf den Böden unserer Züge. Deshalb solle man niemals eine Tasche auf den Boden stellen, die dann später auf Stühle gelegt, aufs Bett geworfen, auf einen Tisch gehoben wird. Irgendwie einsichtig und doch überraschend, oder nicht? Wer denkt denn schon an sowas?

Vis-à-vis von mir, die Dame im Basler Trämli inspiriert sich sichtlich vom Daig, also den oberen paar Dutzend der Basler Bourgeoisie. Soll ich es ihr wohl sagen? Da nimmt sie aus ihrem Säckli ein Heft „NZZ Residence“ hervor, ganz offensichtlich die gehobene Variante von „Schöner Wohnen“. Sie würde besser „Heim und Keim“ lesen, vielleicht stellte sie dann ihr über alle Massen gediegenes Papiertäschli aus der Edelboutique Irgendwas, Paris nicht auf den Fussboden.

Hösch!

Ich verfahre immer noch mein 2-Wochen-Ferien-GA – heute wollte ich mal ganz ganz früh auf die Piste, um 6 Uhr war ich schon am Bahnhof und in einen Bummler nach Neuchâtel-Yverdon-Morges gestiegen. Nur hatte ich dummerweise meine ganzen Geräte nicht aufgeladen über Nacht, und in diesen Zügen wird mit Steckdosen noch gegeizt. Ich fand jedenfalls keine. Und musste deshalb in Neuchâtel aussteigen, um einen Zug mit Auflademöglichkeit zu finden. Das war nicht ganz einfach. In allen Regionalzügen: Kein Strom.

Und so landete ich dann in Basel, frisch aufgeladen. Immer noch in aller Frühe. Wohin jetzt? Ins Tram nach St. Louis, grad an der Grenze. Noch eine halbe Stunde Fussweg, und man steht mitten im irgendwie elsässischen Städtchen. Grad hinter der Grenze regiert noch der Depro, geschlossene Restaurants, ein paar Bewohner führen ihren Hund aus, meist nur notdürftig bekleidet, im Trainer, hinten drauf steht noch ‚Novartis‘.

Im Städtchen ein richtig schöner Buchladen mit Papeterie, Filmen, CD, eine gute Auswahl. Sie hebt sich angenehm ab von den Panikbuchläden in der Schweiz, die mit Engels- und sonstiger Esoliteratur zu überleben versuchen. Im Inneren Zettel, man solle sie doch durch Einkäufe unterstützen, sie würden bald von ihrer Kette ausgegliedert und durch die Angestellten übernommen, Einkäufe sicherten Arbeitsplätze. Fast wäre ich eingeknickt und hätte die Memoiren von Salman Rushdie gekauft, aber die französische Übersetzung kann mich nicht richtig packen. Oder George A. Romeros ‚Zombies – The Dawn Of The Living Dead‘ für nur 9.99 € stelle ich wieder zurück ins Regal – jetzt habe ich den doch grad vor ein paar Tagen anderswo gefunden.

Stunden scheinen vergangen – ich komme an einem elsässer Markt vorbei und kaufe frisches Geflügel, um dann aber endlich am Ziel meiner Wünsche anzulangen: Eine richtige französische Beiz, ein Wirtshaus, Leute sitzen draussen an der Sonne, weitere bilden eine kleinere Traube am Tresen. Da will ich essen, auf der Tafel steht auch Osso Bucco angeschrieben.

Eine hohe Decke, ein recht grosser Saal, effiziente Damen im Service und ein imposanter Wirt, der die meisten Gäste persönlich begrüsst. Es ist 11 Uhr, die Tische werden für das Mittagessen gedeckt, der riesige Flachbildfernseher mit dem Regionalprogramm angeworfen, zwischendurch ein Schwätzchen mit einem der Gäste, die immer mal wieder zum Rauchen auf die sonnige Terrasse raustreten, alle schon älter, dem Apéro zugetan, die Jackenärmel gern auf Halbmast raufgekrempelt, der frischen Herbstluft zum Trotz. Das ist das Restaurant La Poste in St. Louis, Frankreich – in komfortabler Gehdistanz vom Basler Zoll.

Das wird hier jetzt zu lang, Essen kennen wir ja alle, ihr wisst unterdessen auch was ich gern habe: Alles was aufwendig lange gekocht oder gebraten oder geschmort werden muss. Hier bin ich voll auf meine Rechnung gekommen: Das Entrée war ein Kruditätsteller mit ausgezeichnetem Schinken, und dann der Hammer: Osso Bucco, etwa 4 der Pfoten, lange geschmort, schon fast ein wenig karamelisiert, und dazu Semoule de blé, Griessbrei! Aber so wunderbar fein, ein wenig wie Polenta, aber cremiger. Eine Überraschung, ja eine Inspiration.

Wieder mal Das Kochbuch für den hauswirtschaftlichen Unterricht aus dem Regal ziehen. Unbedingt.

PS: habe das im Migros Restaurant Grenchen fertig geschrieben, zwischen zwei Zügen. Als ich den letzten Schluck Kafi runterschütte und mich eilig ans Aufschliessen meines Velos mache, kommt schon eine alte Frau auf die Terrasse und weist mich zurecht: „Und de wägruume, do mues me wägruume!“

Das Wort hat Marc, Stude. Im Hintergrund: Besagte Terrasse.

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