Veloverlad – ein interessante Blog, glaubzmer

26/03/2013

Suche Argumente für eine vorschnelle Prognose

Filed under: Unterwegs — Hotcha @ 09:52

Kürzlich im Interview bei Radio Virus wurde ich von Danilo gefragt, wie lange es die CD wohl noch gebe. Und ich Volldepp mache doch tatsächlich eine Prognose, wohl im unterschwelligen Eifer, ja keine Frage unbeantwortet zu lassen. Schüelerlis halt, das verliert man sein Leben lang nicht. Und liefere dummerweise auch eine Zahl, x Jahre. Voll unprofessionell, die typische Selbstüberschätzung, die alle befällt, wenn ihnen ein Mikro entgegen gestreckt wird.

Reflexartig erzähle ich also als Antwort eine Geschichte, eine Anekdote, sie handelte von einer Zugsfahrt und einer Beige CD, die ich in Wien gekauft und nun auf mein Telefon rippte, und einem Mädchen, das völlig verblüfft „wozu brauchst du eigentlich all diese CD?“ quer durchs Abteil fragte.


Im Nachhinein habe ich wahrscheinlich einfach so aus dem Stand richtig geschätzt. Ich bin ja überzeugt, dass die CD-Käufer regelrecht aussterben. Gut, dazu braucht es keine grosse Prognosefähigkeit.

Wozu heute eigentlich noch CD, was ist ihr Vorteil? Ich kaufe ja immer noch oder besser neuerdings recht viele CD, dies sind aber praktisch ausschliesslich Boxsets.

Grad letzte Woche habe ich die LP-grosse Box von Leonard Bernstein teilweise mir angehört. Konkret: Die 14. von Shostakovitsch, eine sehr gute Version hier. Danach dann noch den halben Sibelius. Das habe ich vorher nicht gewusst: Der Mann hat nach seiner 7. Sinfonie aufgehört zu komponieren, weil er mit diesem Werk die Vollkommenheit erreicht habe. Wenn man das dann weiss, ist es einfach, in den 23 Minuten, die die Sinfonie bloss dauert, eine Musik des Verschwindens zu hören. Mir ist es gelungen haha. Aber das auch nur, weil ich es vorher auf Wiki oder so gelesen hatte, das vom Aufhören.

Tja, und damit komme ich nun zum Nachrechnen und Nachdenken über meine Schätzung aus dem Bauch. Angesichts der Schwemme von Boxsets der letzten Jahre scheint dies das letzte Rückzugsgefecht der CD zu sein. Die letzten Zuckungen mit dem Ausmass eines Rundumschlags. Mir solls recht sein. Habe grad kürzlich die neue Verdi „Complete Works“ bestellt, komplett alles, auf 75 CD (obwohl ich mir in den letzten Jahren das alles schon in den Brockenhäusern billigst zusammengekauft habe…).

Diese Boxsets haben natürlich massive Vorteile: zur Einführungszeit oft unschlagbar billig, dabei aber die volle Tonqualität der CD, möglicherweise noch neu gemastert. Denn die CD der Gründerzeit, der 80er und 90er, die klingen oft fürchterlich. Volksmund lastet das gerne dem Medium an, „CD klingen einfach kalt“ und was der einfach zu falsifizierenden Urteile aus der Hüfte mehr sind. Die Wahrheit: Es liegt an der Aufnahme selber und/oder am Mastering.

Ein weiterer Vorteil des Boxsets ist die schiere Menge an Musik, noch der hinterletzte Ton lohnt die Veröffentlichung, da es auf eine CD mehr oder weniger nicht ankommt.

Und dies führt gleichzeitig zum gewichtigen Nachteil: Der Versand dieser Koffer ist nicht gerade günstig, beim Einkauf muss ich auch jedesmal die Zollgebühr von 18 Franken einrechnen, die bei jeder Kontrolle anfallen, ob nun Mehrwertsteuer dazu kommt oder nicht. Weiters sparen die Musikfirmen am Papier, am Druck, an Text und Bild. Verständlich, denn eine aufwändigere Ausstattung würde den Preis wahrscheinlich verdoppeln können.

Was bis dato gegen die Musikdateien à la MP3 spricht, ist einerseits der unbestreitbar miese Sound, andrerseits fehlt das Handfeste, Bildli, Cover etc. Nun, es gibt natürlich bessere Formate als MP3, verlustfreie Formate wie WAV oder FLAC; letzteres verwende ich bei mir. Wenn die Bandbreite mal gross genug ist, dass ich übers Netz den Originalklang übertragen kann, spätestens dann gibt es keinen Grund mehr für die CD. Käufer wie ich werden dann in einer App zwischen verschiedenen Räumen auswählen können, wo nicht nur die gesamte Musik eines Künstlers oder eines Labels oder eines Stils oder einer Bewegung zur Verfügung steht, sondern auch Filme, Videos, Fanzines, Bücher und Zeitschriften. Die Technologien sind alle schon da, nur die Netze, die könnten das noch nicht alles schlucken.

Vorstellbar wäre natürlich auch, dass ich mir einen Speicherwürfel kaufe, so ein NAS, das schon mit der gesamten Produktion eines oder mehrerer Labels bestückt ist, und das sich selber übers Netz à jour hält, beim Abspielen jedoch liegen die Dateien auf diesem Server.

Jetzt muss ich aufhören. Denn das ist ja nur der feuchte Traum eines krankhaften Komplettisten. Dafür gibt es keinen Markt. Ausser natürlich die jetzigen Käufer all dieser Boxsets. Und die Klangfetischisten, die heruntergerechnete Klangdichte nicht mehr aushalten. Da ich mich beiden Gruppen zurechne, sind das schon zwei Interessenten für die App-basierte Musik.

Wie der Zufall es will, fällt mir genau jetzt ein Heft von MOJO in die Hand, wo einerseits eine Komplettausgabe von King Crimsons Larks‘ Tongues In Aspic hervorgehoben,

Limitiertes Box-Set des King Crimson Klassikers mit 13 CDs, einer DVD-Audio und einer Blu-Ray.

(wohlgemerkt: dies betrifft nur eine einzige King Crimson LP!)

andrerseits die neue Doors-App von Doors-Produzent Jac Holzman bejubelt wird. Motto: Alles von den Doors…

Also, geht doch. Ah, noch die Zahl: 10. Jahre.

Und noch ein Hinweis: Wer MP3 aushält, dem empfehle ich meine Radiostation La Triperie, in letzter Zeit habe ich das Mastering in den Griff gekriegt, und die Sachen klingen bei richtig toller Lautstärke gut genug; vor allem spiele ich oft rares Vinyl.

06/03/2013

Hotcha bei Radio Virus: The Making Of The Kassettenmassaker

Filed under: Unterwegs — Hotcha @ 09:42

Ich verweise hier auf einen meiner anderen Blogs, Hotcha’s Calypso Now Label“. Gestern war ich zu Gast bei Virus, der echte 4. Kanal der SRG (oder wie sie heute auch immer heissen mag). Oder doch vielleicht der fünfte? So wie ‚Fünfte Kolonne‘? Ich würde es fast glauben, denn mich zu einem Kassettenmix nachmittags um drei einzuladen, das scheint mir dann doch recht subversiv. Oder?

Alles zum Thema also im Calypso Now Blog.

Ich war übrigens mit dem Zug dort, à propos Veloverlad… Dann aber Tram 11 bis Radiostudio (Züri).

02/02/2013

Starbucks oder Eduscho?

Filed under: Essen,Unterwegs — Schlagwörter: , , , , , , , , — Hotcha @ 17:35

Die Frage stellen heisst sie beantworten, oder? Man braucht sich nur mal die Fotos ansehen. Ok, sie sind nicht sehr gut, sie sind eigentlich sogar schlecht, aber ihr wisst ja, was da drauf wäre, hätte ich die Stimmung tatsächlich einfangen können.

Ich will es aber noch ausdeutschen, damit ihr mich versteht. Also: Auf dem Bild sieht man ein Starbucks und gleich daneben ein Eduscho…. Es geht also nicht um Raten, was da zu sehen ist, sondern einzuschätzen, welches ich bevorzuge.

Wo der eine Laden alles daran setzt, seinen Kunden das Gefühl von Abrahams Schoss zu vermitteln, verunsichert der andere durch ständig wechselndes Angebot. Leider ist nie etwas für mich dabei. Gut, beim Laptopzubehör, kürzlich, da bin ich fast schwach geworden. Diese violetten und rosa Schutzhüllen, biegsame Gummitastaturen in den selben Farben, Computermäuse mit adretten Öhrchen, die hatten es mir wirklich ernsthaft angetan. Aber glücklicherweise bin ich darüber hinaus, alles haben zu müssen. In einen meiner zahllosen Accounts habe ich ein Foto meiner Wohnung eingestellt, wer es zufälligerweise mal gesehen hat, weiss um meine Platzprobleme.

Alles klar, wo meine Sympathien liegen?

Selbstverständlich habe ich hier einfach der Überschrift halber einen Gegensatz aufgebaut, der so nicht existiert. Denn leider ist Eduscho nicht auf längeres Verweilen eingerichtet. Der wirkliche Antipode von Starbucks heisst zumindest hier in Wien MacDonalds. Und mein Lieblingsladen findet sich am Bahnhof Praterstern.

Wenigstens in Österreich bieten alle MacDos gratis Wlan an – und zwar ziemlich tifiges. Nicht nur das: Zum Teil bemühen sie sich auch um echte Gastfreundschaft. Ich habe dort schon stundenlang frisch gekaufte CD gerippt, um sie dann auf der Heimfahrt auf dem Smartphone hören zu können. Und dabei auch festgestellt, dass die kunstledernen Sitzecken nicht nur mir den Wartesaal ersetzen, den die Bahnen ja immer weniger zur Verfügung stellen. Neben mir etwa sass eine vierköpfige Lerngruppe, Schülerinnen. An einem Tisch schlief ein Mann. Und so habe ich mir diese Woche angewöhnt, dort jeden Morgen mindestens eine Stunde lang zu ‚arbeiten‘ – Blogs und Zeitungen lesen vor allem. Unvorsichtigerweise manchmal auch zu mailen, zugegeben. Unvorsichtigerweise? Nun, es hätte genügt, dass dort jemand mit Backtrack den Router belauscht. Werde auf jeden Fall meine Passwörter ändern, wenn ich wieder zu Hause bin.

Ihr lest richtig, ich bin schon wieder in Wien. Ich war ja dermassen begeistert, letztes Mal, dass ich sofort nach einer Gelegenheit suchte, die Zeit hier zu verlängern.

Und so habe ich einen Besuch in der Ostschweiz dazu genutzt, den Heimweg nach Biel über einen kleinen Umweg von einigen hundert Kilometern zu nehmen. Der Umweg nimmt zwar eine Woche in Anspruch, kostet aber dank oebb.at nur zweimal 29 €! Geheimtipp… Und die Hotels verlangen immer noch nur rund 200 € die Woche, mein neues Lieblingsetablissement Cyrus sogar noch weniger – inklusive ein wunderbares Brotfrühstück.

Wieder bin ich ohne Rad unterwegs, habe aber in den Buchhandlungen gesehen, dass es um Wien herum sehr schöne Velostrecken gibt, vielleicht schreibe ich mal im Sommer über entsprechende Erfahrungen. Schliesslich habe ich sogar Verwandte an der ungarischen Grenze, die liegt nur ein paar Kilometer von hier.

Vorher noch kurz der ultimative Restauranttipp, bevor ich heute wieder zurückreise. Habe jetzt ein paar mal in diesem Sichuan-Restaurant gegessen, und ich muss der gnä‘ Leserschaft hier unbedingt den Umweg dorthin ans Herz legen. Ich will ja nicht lästern, aber oftmals hat man das Gefühl, die wichtigste Qualifikation eines asiatischen Koches sei seine Herkunft. Wir Langnasen können ja die Küche eh nicht bewerten, mangels Vergleich mit dem Original.

Bei Sichuan steht nun wirklich ein gelernter Koch am Herd, die Bouquets der verschiedenen Gerichte sind eindrücklich, weit weg von jeglichem Einheitsgeschmack, zum Teil von einer köstlichen Schärfe, dezent und doch nachhaltig, ich werde das extrem vermissen in der Schweiz. Kann sein, dass ich für unsere Asienküche endgültig verloren bin. Ich bin sogar so weit, dass ich extra einen Kochkurs besuchen würde, einen der Richtung Sichuan. Rindszunge, Schweinszunge, Rindersehnen und Hühnerklauen kann man ja bei uns einfach auftreiben. Schwieriger wird es mit diesen getrockneten Zutaten, die Sojamilchstreifen etwa, Seetang, Wasserlilien – alles Sachen, die man vor ein paar Jahren noch leicht finden konnte. Ob ich wohl jedes Mal nach Basel fahren muss um einzukaufen? Ihr hört von mir.

Und zum Abschluss, bevor ich das da fertig geschrieben und im MacDonalds hochgeladen, war ich nochmals bei den Klauen und Därmen. Insgesamt waren das jetzt dreimal. Und ich beteuere: Auf keinen Fall verpassen!

Beim Durchlesen noch fällt mir ein, eventuell gab es diese Tastaturen etc. nicht bei Eduscho, sondern bei Tschibo. Aber dann hätte sich der Titel ja nicht gereimt mit dem Foto, dem tollen.

12/01/2013

Gegrillte Entenzungen, gekochter Schweinsdarm – die echte Wiener Küche

Noch nie hatte ich eine Ferienwoche so minutiös vorbereitet – die ganze Nacht vor der Abreise hab ich mir den Bildschirm um die Ohren geschlagen, um ja kein kulinarisches Highlight Wiens zu verpassen. Beiz um Beiz habe ich ins OneNote gedruckt, mein eigener Restaurantführer am Bildschirmrand.

Gut, es war bei allem Zeitaufwand relativ einfach, weil ich ziemlich rasch auf die total schräge Seite restauranttester.at stiess. Irgendwie Spinner, dachte ich bei mir, obsessive Hobbytester, die sich des Langen und Breiten über den Eingang zur Beiz, die Speisekarte, das Nichtlächeln des Personals, fehlendes Nachfragen, ob Dessert, aufhalten können. Am Schluss wird sich noch die Toilette kontrolliert, und wehe, es ist nur ein gewöhnliches WC. Weiters laden sie dutzende Bilder von der Eingangstür hoch, zwischendurch glückt auch ein Schnappschuss einer Speise, oft unscharf wegen der geheimdienstlichen Mission, aber die Bilder geben halt Punkte.

Punkte wozu? Wer so fragt, hat keine Ahnung von gelungener Motivation, weiss nicht, wie einfach Menschen zu gratis Fronarbeit bereit sind, wenn man ihnen Anerkennung bietet – sie beispielsweise als ‚Experte‘ zu betiteln beginnt, wenn sie nur genug derer Punkte gesammelt.

Noch ein Schlenker gefällig? Gerne doch. Die Experten bewerten doch tatsächlich regelmässig und ganz ernsthaft das abgezapfte Bier im Chinarestaurant. Wien. Grien.

Ich reiste also an mit sicher 50 Restauranttipps im Köcher. Für fünf Tage.

Ohne Velo, natürlich. Wien hat ja erst seit Kurzem einen Fahrradbeauftragten. Da warten wir noch ein bisschen, bis er Wirkung entfaltet. Sie haben dort übrigens, ganz neu, eine Fussgängerbeauftragte. Irgendwo habe ich gelesen, auch eine Hundekegelbeauftragte. Wien, k.u.k., heute noch.

Ich habe noch nie versucht, das Velo in den Railjet der OeBB zu verladen. Wozu auch? Wien ist die Stadt der U-Bahnen, Strassenbahnen, Nahverkehrszüge und der Busse. Bei fast jeder Haltestelle leiert der Lautsprecher adrett zusammengesetzte Textbausteine herunter, an welches Verkehrsmittel man hier nun Anschluss hätte – blöd, ich habe es nicht aufgenommen, weil das wird so richtig hart aneinandergeschnitten, mit verschiedenen Stimmen und Tonfällen, es ist jedesmal ein Zusammenzucken, wenn am Schluss der Durchsage in doppelter Lautstärke noch ertönt „UND AN DIE ZüGE DES REGIONALVERKEHRS!“

Um diesen Teil zu Ende zu bringen, hier die Konsumenteninformationen. Am Montag anreisen, ein Wochenticket für die Kernzone 100 = Stadt Wien = alles was man braucht kaufen, 15 €, danach freier Verkehr auf allen Verkehrsmitteln. Der Hammer, sag ich euch. Die U-Bahnen fahren permament ab ca. 5:00 bis 0:30, ich habe nie länger als 5 Minuten auf eine Bahn gewartet. Die Feinverteilung dann mit dem Tram ist ähnlich effizient, Wartezeit war bei mir maximal 10 Minuten. Und da man sich ja nix zu tun hat, ausser nach Beisln Ausschau halten, deren es an jeder Ecke mehrere hat, ist da überhaupt keine Eile notwendig, kein Druck parat (ich versuche mich übrigens gerne ein wenig in Wiener Grammatik, hätten’s gmerkt?).

Damit wären wir wieder beim Thema. Beizen. Essen. Das einzige, was die Wiener mit Leidenschaft zu betreiben scheinen. Ausser Einkaufen. Oder Bier trinken. Oder granteln. Sie nennen das scheints Schmäh. Euphemismus ist eine Wiener Erfindung. Weil beim Wort Schmäh denken sich alle Auswärtigen an etwas Kulturelles. Dabei – Zürcher sind gegen diese Wiener so richtig ein fröhliches, weltoffenes Völklein. In neuster Zeit scheint das allerdings sogar zu stimmen. Ich muss mir meine Züri-Aversion glaubs langsam abschminken. Schon wieder ein Alleinstellungsmerkmal weniger.

Der Empfangschef im Hotel Cyrus, wo ich zu einem Hammerpreis unterkam, hatte einen Akzent, war wohl kein Original Wiener – richtig freundlich war er, ich kam mir für einmal nicht wie ein Dorfdepp vor, der stumpfsinnig lächelnd auf die Leute zugeht, um wieder und wieder durch kalte Indifferenz abgebügelt zu werden. Auch die kleine Bar gegenüber, Gloria, ein echtes Raucherlokal, konnte mich wieder mit der Welt versöhnen. Ein nettes Inhaberpaar, sie an der Bar, er sorgt für den Umsatz, indem er sich dem Kartenspiel mit den Kunden hingibt. Und sie haben richtig schnelles Wlan. Und Budweiser vom Fass.

Das ist die Laxenburgerstrasse. Im 10. Bezirk. Nicht grad das Wien des Opernballs; der grösste Laden war ein Sexshop mit wirklich tollen Ganzkörperpijamas in Rosa, getigert oder mit Löchern überall, um nur 49 Euro. Es hat nicht viel gefehlt – vielleicht nächstes Mal dann.

Und dann Schallplatten Brigitte. Ein schöner Laden, noch voll im Schuss, obwohl laut Zettel an der Tür schon seit einiger Zeit geschlossen, Schlager und volkstümlicher Schlager in allen Fenstern, und in der Mitte dieses Schild.

Michael Jackson Singles lagernd

Dieses Quartier musste mir einfach gefallen. Da haben sich zwei gesucht und gefunden.

Viele Wettlokale. Sportwetten an jeder Ecke. Die Filiale der Stadtbibliothek im Bezirk ist spezialisiert auf fremdsprachige Literatur. Serbisch, kroatisch, türkisch. Der Saturn am Columbusplatz: riesig, vor allem Wasch- und andere Haushaltsmaschinen, Kids, die sich um die neusten Pads scharen, ein paar uninteressante CD und DVD. Der Mainstream des Mainstreams.

Im selben Gebäude der neuste Gag der Wiener Gastronomie: ein Running Sushi. Schlappe, nässende rosa und grüne Teilchen laufen den ganzen Tag an einem Fliessband an den paar Gästen vorbei, die nur den Arm ausstrecken brauchen, um sich soviel zu fischen wie sie mögen, zu einem lächerlichen Pauschalpreis. Es war grad Grippesaison in Wien in dieser Woche. Hoffentlich sind die ungeschützten Sushi nicht krank geworden, so nah, so oft im Kreise gedreht.

Ja, das Quartier ist Hardcore. Aber es geht sich noch härter – eine Station weiter, Endstation der U-Bahn, Reumannplatz. Dort hatte ich ein eher unwohles Gefühl, im Dunkeln, schlecht beleuchtete Ecken. Es war grad Überfallsaison in Wien – Vergewaltigungen und sonstige Gewalt in der U-Bahn, der videoüberwachten, Handtaschenräuberpärchen, so stand es jedenfalls in der Zeitung. Allerdings gibt es in Wien nur Boulevardzeitungen, wenigstens fast. Da ist unser Blick ein gehobenes Intelligenzblatt dagegen. Nicht eine einzige Meldung, die frei von Ressentiments, Hetze oder ideologischer Verdrehung wäre. Unglaublich.

Seid Ihr noch da? Nun, im Titel war ja nie die Rede von Engelszungen.

Kommen wir zu den Entenzungen. Ich habe die ganzen Tage in Wien nie anders als asiatisch gegegessen. Und ich war nur in zwei Restaurants zweimal. Halt, im Wok & More dreimal. Die Berichte in restauranttester.at würdet ihr am besten selbst nachlesen. Dort wo noch nicht alles gesagt war habe ich mich zu Wort gemeldet. Habe dafür den B.B. wieder hervor geholt. Am Ende des Beitrags hier stehen dann die Links.

Nur eins noch: Ich wollte es auf restauranttester.at nicht so offen schreiben, aber der Schweinedarm hatte tatsächlich noch diesen leichten Geruch von Darmausgang. Vor allem dann, wenn ich Rosette kaute. He, das ist überhaupt kein Problem. Es war alles geputzt und sauber. Aber das ist halt wie mit dem Zigarettenrauch. Den bringt man auch nicht mehr weg.

Hier war es gut

Wok & More am Karlsplatz, fein
Die Entenzungen…
Mein erster Wiener Chinese, zeitlich gesehen
Die Top-Empfehlung von mir!
Das Hotel

Noch was:


Ist es Zufall, dass in der Gegend ein sogenannter Plasmapunkt war, ein wenig abseits in einer Seitengasse, klandestin die Tür verschlossen, kein Klingelschild, wohl nur auf Anmeldung. Und in der U-Bahn diese Plakate hingen, wo an den Heldenmut der Spender appeliert wurde und gleichzeitig eine Aufwandsentschädigung „für Ihre Zeit“ von 20 Euro ausgelobt war, und dass die Plakate ausgerechnet in den härteren Gegenden zu finden waren? Ein Argument war auch noch, dass man dann grad gratis ärztlich untersucht ist.

Das härteste in Wien aber ist sowie der alte Lugner mit seiner Katzi. Die Nachfolgerin von Mausi. Der Mann hat seinen eigenen Stadtteil, die Lugner City. Mit eigener Haltestelle. Das muss man gesehen haben. Das Foto, wenn der Link denn bleibt, ist in der Lugner City aufgenommen. Trash as trash can.

Ich glaube, ich liebe diese Stadt.

PS: Im Zug, zurück in der Schweiz, der erste Zeitungsartikel im 20 Minuten: Designerin und Model Blanda Eggenschwiler (27) ist frisch verliebt. Ich weiss, es liegt an mir, wenn sie nicht kenne. Designerin? Ah, da steht’s ja: Blanda stellt heute Abend im Club Cabaret ihre Kollektion von selber designten Handyhüllen vor.

19/11/2012

Pendeln lernen heisst Siegen lernen

Filed under: Fahrradmitnahme — Schlagwörter: , — Hotcha @ 18:15

Ganz objektiv gesehen war ich um den entscheidenden Sekundenbruchteil eher an der Stelle, an der unsere Wege sich kreuzen mussten. Also musste sie kurz vor dem Zusammenprall ihre Schritte ein wenig verlangsamen oder auch zwanzig Zentimeter vom geraden Weg abweichen.

Wieder einmal habe ich meine Pendlernerven unter Beweis gestellt. Ich habe es endlich begriffen. Wer höflich sein will, soll sich zu Stosszeiten nicht auf die gut frequentierten Plätze der Stadt begeben, nicht auf den Bahnhofplatz, vor allem aber nicht in den Bahnhof, nicht aufs Perron, vor allem aber nicht in die Züge. Wer höflich ist und ausweicht, macht unversehens nur noch das: Ausweichen nach links, ausweichen nach rechts. Wer andern den Vortritt lässt, wird mit Garantie als Letzter durchs Nadelöhr gehen, sei es eine Tür, ein Aufzug, eine Rolltreppe. Wer mit dem Ausstieg aus dem Zug nur ein wenig zögert, wird unweigerlich von der einsteigenden Schlange am Verlassen des Zuges gehindert, ausser er setze sich dezidiert durch, auf oberflächlich gesehen ziemlich brüske und nicht ganz höfliche Art.

Wie weit ist es mit mir gekommen? Ich, der noch vor wenigen Jahren sich als Gentleman alter Schule gerierte, der sich nichts armseligeres vorstellen konnte als diese Aussage einer finnischen Politikerin: „Wenn ich Blumen will, kann ich mir die selber kaufen“…. Ich weiss, an den Blumen herbeigezogen, dieser Abschwenker, aber dieser Tiefpunkt der Mann-Frau-Beziehung ist mir direkt durch die Zirbeldrüse ins Gehirn gefahren und wird bei jeder Gelegenheit wieder aktiviert. Schlenker hier vorbei.

Und jetzt widerstrebt es mir schon, drei Mädchen auszuweichen, die mit eingeknickten Handtaschenarmen dahertrippeln, weil ich die Pendlerangewohnheiten schon so stark verinnerlicht habe, ja keine unangebrachten Wartereien anzuzetteln – und Vortritt lassen führt an einer anderen Stelle eben immer zu einer kleinen Verzögerung, mit der Gefahr eines veritablen Staus. Jedenfalls haben alle diese Angst im Nacken und verhalten sich entsprechend.

Mir langt’s nun. Ich kehre wieder zurück zu meiner Kinderstube, lasse wieder den Vortritt, weiche wahrscheinlich gar wieder vermehrt aus, auch wenn es mit dem Velo an der Hand umständlicher ist als ohne. Rücksicht nehmen, auch wenn ich vielleicht lieber schwierig täte. Ich lasse mich doch nicht von der Hetze zum Bünzli machen.

So aufgewertet wird Warten, Zaudern, Schlendern direkt zum Inbegriff von allem was wir alle gern sein möchten.

16/11/2012

Velofahrer Egofahrer?

Filed under: Fahrradmitnahme — Schlagwörter: , , , — Hotcha @ 06:21

Wer Veloverlader ist, hat schon seine negativen Erfahrungen mit der Velopolitik der SBB gemacht. Und kann sie auch mit einigen wenigen Sätzen beschreiben.

Selbstversuch: Wieviele Sätze brauche ich?

  1. Vorrang haben die Passagiere
  2. Velos sollen sich den Platz mit Kinderwagen teilen, die Besitzer der jeweiligen Fahrzeuge sollen sich untereinander arrangieren
  3. Infrastruktur für Velomitnahme wird nicht ausgebaut, sondern es werden die Velovermietungen an den Bahnhöfen forciert
  4. und, ah ja, sperrige Gepäckstücke wie Riesenrollkoffer dürfen ruhig die wenigen Veloabteile mitbenutzen

Dass der Tagesanzeiger heute schreibt, „Die SBB könnte viel velofreundlicher sein“, das bringt mich nur noch müde zum Lächeln. Die im naiven Grundton gehaltene Erzählung ist nur auf Entrüstung gebürstet und bringt wieder mal all die Gruselstories von lüftelnden Zugbegleiterinnen, Fast-Prügeleien mit dem Kondi oder Animositäten gegenüber den anderen Zugbenutzern zum Vorschein.

Man spürt die Absicht und ist verstimmt – purer Populismus, Klickfängerei.

Statt rumzujammern könnte die Zeitung ja mal das Thema recherchieren. Der Fragen wären genug:

  • Wie hoch sind die SBB eigentlich genau subventioniert?
  • Was sieht der Leistungsauftrag des Bundes eigentlich vor zum Thema Velo?
  • Wieviel würde es die SBB denn kosten, die Bedürfnisse der Velo-, Tandem(!)- und Elektro(!)velofahrer zu befriedigen, d.h. an jeden Zug wieder einen Güterwagen anzuhängen?

Denn so wie es aussieht, ist der Politik das Velo so ziemlich egal. Damit sind keine Wählerstimmen zu gewinnen; man vertäubt damit eher die Autofahrer, 80% der Erwachsenen.

Es braucht einen konkreten Auftrag an die SBB, sonst wird hier nie etwas passieren. Denn die Absicht der SBB ist klar, sie war vor Kurzem in der selben Zeitung zu lesen, in der Annette Michel bloggt… Daraus habe ich oben auch die Haltung der SBB destilliert. Es wäre also an der Zeit, Neues zum Thema beizutragen, Tagesanzeiger.

Ein wenig schäme ich mich immer, wenn ich auf ruppige Kinderwagenwegsteller treffe, die Platz für ihr Velo schaffen – schliesslich seien sie die einzigen, die extra dafür bezahlen. Sie finden sich logischerweise in der Kommentarschlange zu Michels Blogbeitrag ein. Lest selber.

Als ob die Gepäckmitschlepper und die Kinderwagen nicht auch ein Recht auf Mitnahme hätten.

Wir, Velofahrer, Kinderwägeler, Rollkofferschlepper, Kondi und Zugbegleiterinnen etc. sollten uns alle ein wenig entspannen, es hat keinen Sinn, sich gegenseitig auf den Grind zu geben. Denn genau das ist eine der Absichten der SBB-Führung, sie betreiben ganz offensichtlich eine Teile-und-Herrsche-Politik. In diese Falle sollten wir nicht laufen.

Der Jammerbeitrag im TA von heute
Das hätte Annette Michel vor dem Jammern mal lesen sollen
Eine interessante Recherche hat z.B. Michael Lütscher hier begonnen

Soll ich jetzt noch über die neue Mode fluchen, als Velofahrer in der Stadt den Tunnelblick aufzusetzen, durch Quartiersträssli zu rasen und Bummler wie mich unversehens und ohne Warnung mit Vollgas rechts zu überholen? Ein andermal vielleicht, für heute nur soviel:

Solche Velofahrer gehören nicht auf die Strasse. Keine Solidarität mit diesem Egopack.

PS: ich habe seit Jahren das Velo-GA, fahre damit überall hin, auch wenn ich etwa irgendwohin in die Pampa zur Arbeit muss – das Velo kommt immer mit. Wenn’s sein muss im Bag.

PPS: ein eingeheirateter Verwandter ist Lokführer auf diesen Intercity-Zügen, wo reserviert werden muss. Er hat die Veloverlader total auf dem Kieker, weil das Veloabteil an die Führerkabine grenzt. Wenn Velos einfach so reingestellt werden, versperren sie seinen Fluchtweg, den Notausgang. Ich kann mich des Verständnisses für seinen Ärger nicht ganz erwehren….

14/11/2012

Bellinzona im Winter: Willy Ritschard spinnt.

Filed under: Unterwegs — Schlagwörter: , , , — Hotcha @ 08:59

Bellinzona im Winter ist wahrscheinlich fast schlimmer als Lyss das ganze Jahr. Ruhig, tot, wo im Sommer eine grosse Pizzeria lockte, zeigt sich heute ein leerer Vorplatz, der zu einem Pub gehört. Die hatten offenbar einfach unter dem Vordach mit zusätzlichem Zelt gewirtet. Zum Glück habe ich dort nie gegessen. In einem Pub essen, eine schauderhafte Vorstellung.

Fast so schlimm wie ein Speisewagen der SBB von Starbucks. Die sollen ja bald kommen. Liebe SBB, dann lasst die Speisewagen lieber weiterhin unbedient mitfahren, so wie heute morgen auf der Rückreise, über Olten nach Biel.

Die ich mit Willy Ritschard antrat. So heisst der Zug von Bombardier und Pininfarina, der wahrscheinlich mit grossem Pomp durch einweihungsfrohe Notablen einer gerührten Öffentlichkeit übergeben worden ist.

«Willy Ritschard, Sohn des Ernst und der Anna Ritschard, volksnah, Sozialdemokrat, liebt das Wandern, liebt Gespräche.»

Dies der Refrain des grandiosen Ohrwurms der Zürcher Hertz, 1982 als Single erschienen, der Text soll aus der offiziellen Biographie des damaligen Bundesrats stammen.

Es ist halt so eine Sache mit den Denkmälern. In Frankreich sieht man ja fast in jedem Dorf diese ehemals edlen Tafeln, „Mort pour la France“, darauf die Namen der gefallenen Söhne im ersten und zweiten Weltkrieg. Und öfters als erwartet sind solche anrührenden Ehrenbezeugungen in einem schlechten Zustand, nicht nur ungepflegt, sondern kaputt, Buchstaben fehlen. Oder ist das in Italien? Oder in Deutschland? In der Schweiz?

In der Schweiz kann es ja nicht sein. Schindluder mit der publikumswirksam eingeweihten Erinnerungsstätte wird diskreter betrieben.

Ich denke noch heute angewidert an die Verschleuderung des Legats des Bieler Bäckermeisters Ganz durch die Migros zurück. Dieser noble Mann hat über Jahrzehnte junge Kunst gesammelt und unterstützt und dann seine umfangreiche Sammlung der Migros vermacht. Während Jahren konnte man im Migros Restaurant Madretsch Bieler Kunst aus dem Nachlass Ganz bewundern. Und ich rede hier nicht von Helgen, sondern von Werken unterdessen arrivierter Künstler.

Ganz rotiert bestimmt in seinem Grab. Oder er ist bereits zurück gekommen und hat Rache genommen. Ich weiss nicht um das persönliche Schicksal der Migroskader, die nach dem Umbau des Restaurants die Werke so definitiv entsorgten, dass auf spätere Nachfrage einer Zeitung die Migros nicht sagen konnte, wo Ganz‘ Erbe abgeblieben ist. Da wird wohl mancher sein Schnäppchen gemacht haben. Und Ganz, der seinem Nachlass Öffentlichkeit garantieren wollte, vermodert vergessen und desavouiert. Dermassen vergessen, dass ich nicht mal mehr seinen Namen im Netz finden kann. Darum kann es übrigens sein, dass ich diesen falsch in Erinnerung habe. Die Verluderung seiner Nachlasses durch die Migros aber, die habe ich noch sehr gut im Kopf.

Warum wohl fällt mir diese Geschichte jetzt ein, hier im Zug „Willy Ritschard“ der SBB? Wahrscheinlich, weil sie mir sowieso immer präsent ist, wenn ich ein Migros-Restaurant sehe. Oder generell Kunst im Öffentlichen Raum. Immer wieder hört man in diesem Zusammenhang von plötzlich fehlenden Kostbarkeiten. Sei es. Zurück zu Willy.

Da stehen ja immer so schöne Sprüche in diesen Zügen.

“ Der liebe Gott hat die Welt erschaffen aus dem Nichts, und das schimmert halt immer ein wenig durch. Willy Ritschard“

Das steht hier. Ich tippe zwar eher auf Peter Bichsel als Autor des träfen Zitats. Bichsel, der so manche Ritschard-Rede geschrieben hat.

„Besserwisser gibt es bekanntlich nur einen einzigen Bessermacher. Willy Ritschard“

Das steht auf der anderen Seite des Gangs. Da muss Bichsel irgendwie ein Blackout gehabt haben. Oder versteht jemand diesen Satz?

Ein kurzes Googeln bringt es an den Tag. Der Satz ist aus irgendeinem Grund verstümmelt, es fehlt ein wichtiger Teil. Komisch. Bin ich der erste, der die Sprüche in den Zügen liest? Ist etwas nicht in Ordnung mit mir? Ist das Absicht, um den Besserwisser, der das liest, sofort als Besserwisser zu entlarven, weil er es ja eben besser weiss (bzw. ergoogelt)?

Wahrscheinlich wurde da mal ein Panel ausgewechselt und ein Satzteil beim neu beschriften einfach vergessen. Die Beschriftung hat man vielleicht in China billig neu machen lassen. Niemand hat mal kurz kontrolliert.

Denn nach der Einweihung ist ja so ein Denkmal nur noch ein Kostenfaktor.

Eigentlich sollte mir das ja egal sein. Ist es aber nicht. Denn wenn das Denkmal nur bei der Einweihung interessiert, dann sind mir die Kosten für einen einmaligen Akt zu hoch, der vermutlich vor allem der Beweihräucherung der Einweihenden dient. Denn bezahlt wurde es auch aus meinem Geld.

Steuergeld.

Und es ist mir nicht egal, weil ich solche Heucheleien unerträglich finde.

P.S.: in Olten umgestiegen in den Zug C.F. Ramuz. Ich konnte es mir nicht verkneifen, einen kurzen Blick auf das erstbeste Zitat zu werfen. Und wurde nicht überrascht. Aber wir wollen jetzt nicht auch noch fehlende Buchstaben monieren, das wäre dann doch zu kleinlich. Oder?

PPS: In Facebook einen Gruss von Terrazza Da Teo erhalten, „Danke für den Besuch“ – leider war nur über Mittag geöffnet, da langte es mir nicht für eine der famosen Pizzas/Pizzae/Pizzi wieauchimmer. Die sehr herzliche Begrüssung aber, wie ein Mitglied der Familie, das hat entschädigt.

Bei Tripadvisor habe ich die Pizzeria schon mal gelobt, die Fotos dürftet ihr kennen. Auch das Hotel Moderno, wo ich diesmal wieder zum unschlagbaren Preis sehr gut logierte. Wehe, ich komme das nächste Mal hin und es ist alles durch Leser dieses Blog belegt!

30/09/2012

„Eine Schande ist das, eine Schande für ein Land wie Frankreich“.

Filed under: Essen,Fahrradmitnahme,Unterwegs — Schlagwörter: — Hotcha @ 00:00

„C’est une honte, c’est une honte pour un pays comme la France“.

Betretenes Schweigen rund herum. Eine Herde Schafe kann nicht so geduldig sein wie wir hier, die wir in Saint-Louis vor dem Billetschalter warten, warten, warten – seit 40 Minuten schon stehe ich hier an, und ich bin etwa der Fünfte in der Herde. Die Herde wartet darauf, ein Zugsbillet kaufen zu können. Als geübter Bahnfahrer habe ich es wie so manche zuerst am Automaten versucht. Ich bin ja kein Depp, aber auf die erste Frage des Automaten, wann ich fahren will, um 13 oder um 14 Uhr, habe ich mal auf gut Glück eine der beiden Möglichkeiten ausgewählt. „Sorry, für diese Verbindung habe ich kein Billet“, so sinngemäss der Automat. Die zweite Möglichkeit führt ebenfalls in eine Sackgasse. Sicher mache ich etwas falsch. Aber egal, der Automat nimmt nur Münzen, auch für richtig hohe Beträge – so wenigstens erfahre ich später aus den Gesprächsbrocken, die in der Herde sporadisch ausgetauscht werden. Und wer hat schon am Anfang der Reise so viel Münz im Sack?

Kurz, nach 50 Minuten habe ich dann mein Billet – zum Glück musste ich keinen Zug überspringen, war 55 Minuten zu früh am Bahnhof. Genau genommen also nur 5 Minuten zu früh. Die Franzosen sind sich das offenbar gewohnt, die Dame hinterm Schalter hatte sogar gemeint, das sei noch gar nichts, es könne je nach dem schon mal eine Stunde dauern, bis man an die Reihe kommt.

Man stelle sich mal vor: Da werden Milliarden in die Bahn gesteckt, und dann wegen ein paar Milliönchen, die ein effizienteres Verkaufssystem wohl kostet, bleiben die Kunden aus.

Sollte man meinen.

Wieder einmal trügt der Schein. Denn im Unterschied zur Schweiz verkauft Frankreich seine Billette auch im Zug. Gegen eine Gebühr von 4 €. Für einen Schweizer, der Zuschläge von 100 € für den Billetkauf im Zug gewohnt ist, ein Klacks, eine Offenbarung, ein Lichtblick in der Hölle, wo sogar Charon neuerdings 25 € für die Überfahrt nimmt.

Beim nächsten Mal mache ich es also besser: In Montbéliard steht grad ein Zug auf den Gleisen, die Nase der Lok zeigt gen Schweiz, ich will heim, also eile ich, Velo unterm Arm, die Treppe hinauf, grad als der Zug abfährt. Ich rufe irgendwas Unartikuliertes, der Sinn ist ja aus dem Zusammenhang klar ersichtlich, und das erste Wunder des Tages: Der Zug stoppt! Hält für mich nochmals an!! Unglaublich.


Dann suche ich den Zugführer. Denn so lautet die Regel: Du musst dem Kontrolleur aktiv sagen, du hättest kein Billet, bevor er auf Kontrollgang vorbeikommt. Ich bin zwar im falschen Zug, wie er mir erklärt, aber ich komme auch so in die Schweiz, ein wenig komplizierter zwar, aber ich habe ja Zeit. Und er verkauft mir einen Regionenpass für 12 €, gültig den ganzen Tag. Sollte ich da nicht noch ein bisschen herumkutschieren, statt nun hier in Besançon im tristen Bahnhof diesen Beitrag zu schreiben? Drei Stunden noch, dann geht der Zug nach La Chaux-de-Fonds. Aber da jetzt grad Mittag ist, suche ich mir doch mal ein Plat du jour in einem der wenigen Restaurants in der Umgebung, welches nicht tot ausschaut.


3 Stunden später – 18 € ärmer, um eine Enttäuschung reicher.


Es ist einfach immer wieder verblüffend, wie vor allem die Nahrungsszene auf die suggestive Kraft des Wortes baut. Und es funktioniert oft. Wenn der Bäcker „saftige Berliner“ anschreibt, kann ich nur schwer tief innen drin dagegen halten. Und realitätsgerecht das „saftig“ durch das eher zutreffende „ölig“ bzw. „fettig“ bzw. „fetttriefend“ ersetzen.


So habe ich auch gewusst, dass das Plat Du Jour auf der Tafel vor einer Bäckerei kaum jemals einen Bauernhof gesehen hat, obwohl da stand: „Poulet fermier, frites, € 8.80“ – aber weit und breit war sonst nix anmächeliges, Baustellen, soweit das Auge reicht, etwas weiter vorne bot eine Metzgerei faltige Grillpoulets mit fettigen Kartoffeln für nur 7 € an – aber auf diese nach Fischkleister stinkenden Vögel falle ich nicht mehr rein, seit ich in Le Landeron vor zwei Jahren bei einem dieser fliegenden Hähnchengrillstationen einen halben Vogel gekauft hatte – Camping Blues. Irgendwo muss ich noch ein Beweisfoto gespeichert haben. Kurz, das Pouletbrüstli ohne Haut schmeckte nach altem Öl, dafür waren die Pommes Frites besser als die in der Schweiz allgegenwärtigen Tiefkühl-Frites, die wahrscheinlich ja aus Kartoffelstaub zusammengepappt werden, merkt ja keiner.


Das war ja fast schon eine Bildungsreise, bilanziere ich hier schon mal. Gestern hatte ich in einem Bistro zwei Weisswein, einmal den billigen, danach den teureren. Die Pointe lohnt fast das Schreiben nicht mehr: Natürlich war der billige besser. Grund: es war ein Tischwein, der teurere war mit A.O.C. angeschrieben. Heisst doch logischerweise, ein Tischwein ohne Herkunftsbezeichnung darf nach geschmacklichen Kriterien zusammengemixt werden, wo hingegen der Herkunftswein sich auf die Trauben aus der Region beschränken muss.

So war ich in der Bäckerei zumindest vom Wein nicht enttäuscht, ausdrücklich hatte ich den „Vin ordinaire“ bestellt.


Das alles war erst die Rückfahrt. Vielleicht habe ich nächstens sogar Lust, auch die Hinfahrt und den Aufenthalt zu beschreiben. Sollte ich, ich habe nämlich eine gute Adresse, wo in Saint-Louis man gut und günstig isst. Hat viele Übergwändli dort am Mittag, ein wichtiges Kriterium. Und wo in Montbéliard man günstig und familiär nächtigt, nach einem ausgiebigen Nachtessen. Auch dort hatte es viele Übergwändli.

Aber eigentlich weiss ich gar nicht, ob hier überhaupt jemand liest. Statistiken pflege ich nämlich keine anzulegen und anzuschauen, also schreibt hier mal was rein, vertelli!

29/06/2012

Live dabei: Von Bellinzona ins Rheintal

Filed under: Fahrradmitnahme,Tessin,Unterwegs — Schlagwörter: , , — Hotcha @ 06:27
Sie sind hier schon richtig, Server went down, will be fixed soon – Sie werden vorübergehend auf diesen meinen neuen Blog umgeleitet – Calypso Now etc. will be up again soon

07:30

Die Hotelbar ist total leer, still. Sonst ist hier bereits ab 6:00 ein rechter Betrieb, Eingeborene beim Espresso, Gestikulieren, Multitasken (Zeitung durchblättern, Gipfeli mampfen, gleichzeitig telefonieren). Es sei Ferien, alles geschlossen, er werde nachher auch schliessen, sagt der Patron.

08:30

Ich versuche meine Reservation im Postauto vorzuverlegen – was will ich hier noch, die Stadt ist wie ausgestorben.

Info:

Für das Postauto muss man reservieren, es nimmt Velos mit! Zwei Stunden dauert die Fahrt nach Chur, über irgend einen Pass hier. Nachtrag: Es ist der San Bernardino.

08:34

Zu viele Rollkofferschlepper warten hier auf den Bus, ich lege mich doch lieber noch ein Stündchen hier am gemütlichen altertümlichen Bahnhof auf ein Bänklein oder in eine Blumenrabatte (ui, der Geruch – Ammoniak, Pisse?)

Das schöne an den alten Bahnhöfen: Die haben noch richtige WC-Anlagen, gratis!

9:30

Super – diesmal hat es noch mehr Rollkoffer, die auf das Postauto warten. Und eine ganze Schulklasse, Neunteler auf Abschlussreise offensichtlich. Die sich schon blonde Sorgen machen, ob wohl alle Platz finden würden. Die Lehrerin sagt ihnen, was sie tun müssen: „Dir müend aifach sofort d’Plätz bsetze!“ Schöne Aussichten…

Wir wuchten unsere Gepäckstücke in den Bauch des Busses, währenddem die Schulklasse den Bus stürmt. Ich hänge noch mein Velo hinten an, es hat übrigens Platz für vier oder fünf Velos in der Aufhängevorrichtung. Komme als letzter zum Bus hinein, der Chauffeur, gestresst, will nicht mal mein Billet sehen, ihm langt meine mündliche Bestätigung. Da sehe ich, oh Wunder, gleich zu vorderst einen freien Platz neben einem der Schüler. Ich setze mich sofort hin, worauf „Do isch aber scho bsetzt“, und ich nur „Was bsetzt?“, und mache definitiv klar, dass ich hier sitzen bleiben würde. Hahaha.

Die Lehrerin: „Wir haben hier reserviert“, und ich „Sicher nicht“… Bleibe sitzen. Höre ein paar Schlämperlige, zuerst von der Lehrerin, dann von den Kindern, so im Stil „Alte Sack, sicher 50, näi, 60“ – hahaha. Und „es git Lüt, für diä häts kä Platz uff däre Wält“… Na ja, bei der vorbildlichen Lehrerin kein Wunder.

Zum Glück bin ich als sporadischer Pendler durch überlastete Bahnhöfe (Biel, Bern) abgehärtet. Hehehe.

09:48

Danach aber ist Ruhe, die Kinder holen ihren Schlaf nach. Der Schüler neben mir hat sich nach hinten zu seinen Kollegen verzogen. Na ja. Mich hat er nicht gestört. Nochmals he he he?

12:00

Chur. Suche ein Restaurant. Aber irgendwie behagen mir die Angebote nicht. Hinterm Bahnhof, ein bloss alternatives Restaurant, so mit Sprossen auf irgendwelchen Schäumchen, aber sicher auch Fleisch, um doch bei der Wahrheit zu bleiben, aber halt nicht währschaft, das passt mir überhaupt nicht – glücklicherweise ist alles reserviert, sicher 30 oder mehr Plätze in einem lauschigen Gärtlein, so bin des Entscheids enthoben.

Aufgrund von Kritiken auf tripadvisor.fr hatte ich mich ursprünglich für das Hotel Drei Könige interessiert, aber dann sehe ich, auch dort müsste man reservieren. Und der Speiseplan an dem Tag war mir dann doch zu gewöhnlich, siehe Bild.

12:09

Ich nehme den Zug nach Sargans. Von dort aus will ich bis Altstätten fahren, ca. 50 Km auf dem Rheindamm, Höhendifferenz 80 m.

12:40

Kehre im Hotel Ritterhof Sargans ein, der Garten gefällt mir, auf der Tafel draussen ist ein Menü mit Aelplerhörnli und Apfelmus angeschrieben. Teigwaren sind immer gut vor einer langen Fahrt. Meine Ansprüche sind auch nicht allzu gross in dem Moment. Die Webseite voller Platitüden lese ich erst später, übrigens. ‚Seele baumeln lassen‘, ‚behagliches Ambiente‘, ‚gediegene Athmosphäre‘, ‚kulinarische Höhepunkte‘ – da hat jemand den Mund sehr voll genommen, lies weiter….

13:00


Die baumelnde Seele fühlt sich verköstigt und ist vor allem sehr zufrieden mit der freundlichen Bedienung. Die Küche gibt eher zu Kritik Anlass, das habts ja kommen sehen. Suppe fein, aber deutlich versalzen. Salat frisch, aber einfach ein paar Frisé-Blätter, übergossen mit einer crèmigweissen Sauce, hopp hopp. Apfelmus schmeckt so wie jenes aus der Dose. Ich will ja nichts unterstellen, ich hätte fragen können, aber wenn es schon so schmeckt…. Die Teigwaren etwas verkocht, der Koch hat das Nachgaren nicht einberechnet. Kartoffeln sind auch drin, gut so. Ein paar Schinkenstücke lassen sich ausmachen in der grosszügigen Menge heller Sauce. Ich tippe auf Carbonara-Sauce aus dem Päckli. Kurz – eine gute Idee durch lieblose Ausführung unnötig abgewertet.

14:10

Nach einer Stunde Fahrt in der Mittagshitze über einen völlig baumlosen Rheinuferdamm völlig kaputt, wohl ozonoid angeschlagen komme ich in Buchs an – Ende der Fahrt, ich kann nicht mehr. Ruhe mich aus in einer bedenklich desolaten Kleinstadt. Ein stickig stinkiger Bahnhof, Übelkeit steigt hoch. Eine ruhige bäumchenbestandene Einkaufsstrasse, viele Snacks, Imbisse und dergleichen mit Bänken draussen, ein paar Leute verlieren sich vor ihrer Billigkonsumation, Kebab, Pizza, Eistee, Bier – ruhig, zu ruhig, eher trist.

Höhepunkt ist der Tschibo-Laden mit geilen Ipod-Zubehören, Boom-Boxen, violette Ipad-Hüllen für 14.90 – hätte ich einen solchen, hätte ich die ganze Produktelinie gekauft, inklusive eine schreiend farbige, einrollbare Gummitastatur – Pimp Up My Apple, Designer Jobs stürbe tausend Tode. Fehlt noch ein Tschibo-Kleber, um den penetrant leuchtenden Apfel auf dem Bildschirm abzudecken.

15:00

Endlich der Zug nach Altstätten – ich verdurste, der Bahnhof scheint ohne anständige Wasserversorgung, einzig ein dünnstrahliges Bassin bei den Veloständern, belagert von einer ganzen Schulklasse, die ihre Wasserflaschen zu füllen versucht.

15:30

Finde im Brockenhaus Altstätten, gleich neben dem Bahnhof, drei Vintage American Optical Fliegerbrillen, höchsten 60er Jahre, wenn nicht noch älter. Und das, nachdem ich für meine vor einem halben Jahr verzweifelt weltweit Ersatzteile (Bügel) gesucht und mich mit Replikas zufrieden geben musste. Nun schwimme ich in einem Ersatzteillager. Es gibt eine Gerechtigkeit auf der Welt. Glaubzmer.

28/06/2012

Zeitungen: Preisdumping für den Kindle

Filed under: Lesen — Hotcha @ 05:22

Eine Preisliste

  • Die Zeit: 3 Euro (50 % billiger als am Kiosk)
  • Süddeutsche Zeitung: 1.60 Euro (60 % billiger als am Kiosk)
  • Libération: 0.80 Euro (60 % billiger als am Kiosk)
  • Le Monde: 1.50 Euro (40 % billiger als am Kiosk)

Seit ich den Kindle habe, den billigsten übrigens, dieser langt vollkommen, lese ich immer mehr Zeitungen auf dem Gerät, die erste habe ich unterdessen sogar abonniert, die Libération. Im Vergleich mit meinen beiden anderen Digitalabos, die auf dem herkömmlichen Weg direkt vom Verlag ausgeliefert werden, kann ich keine Komforteinbusse feststellen. Ganz im Gegenteil.

Der Kindle trumpft mit dem unerreichten Schriftbild, es liest sich halt tatsächlich wie gedruckt. Nicht so die PDF, die mir Le Temps liefert, oder die HTML-Ausgabe, die ich bei Le Monde beziehe.

Plötzlich sieht PDF alt aus

Die Übertragung per Wlan ist blitzschnell. Kein Vergleich zu den mehreren Mega von Le Temps. Nicht mal das das Originalformat der Zeitung entschädigt mich für das manchmal minutenlange Laden, im Adobe Reader liest es sich nicht allzu komfortabel, das ständige herumzoomen stresst. Komfort geht anders, zumal ich nicht mal markieren oder kommentieren kann wie im Kindle. Und dafür zahle ich immerhin gut 20 Franken im Monat. Irgendwann werde ich mich dieser meiner früheren Lieblingszeitung entwöhnt haben, zumal sie inhaltlich massiv an Gewicht verloren hat. Für den Kindle gibt es sie nicht.

Bald werde ich wohl alles zum Kindle transferiert haben. Le Monde müsste ich dann doppelt bezahlen, da das direkte Abo mit dem Amazon-Abo nichts zu tun hat. Das heisst also, das für den Verlag lukrativere Direktabo werde ich aufgeben.

Überzeugende Navigation bei Amazon

Die Amazon-Ausgaben werden von Amazon selber zusammengestellt, formatiert und exklusiv verkauft. Heute hat sich das System so eingespielt, dass die kompletten Inhalte übernommen werden. Die Navigation ist immer die gleiche, bei allen Zeitungen. Hat man sich daran gewöhnt, ist das richtig angenehm.

Die Zeit auf dem Kindle

Ich kann durch die Zeitungsbünde navigieren und sehe rechts eine Liste der Artikel. Oder ich kann sequentiell durch die Artikel brausen. Ich habe mir angewöhnt, zuerst die Anzahl Wörter eines Artikels anzuschauen und so das lästige Kurzfutter allenfalls zu überspringen. Eine Fortschrittsanzeige unten am Bildschirm zeigt mir diskret an, wo in der Zeitung ich mich ungefähr befinde.

Wer macht hier das Geschäft?

Ich frage mich, wo das Interesse der Verlage liegt. Wenn ich davon ausgehe, dass Amazon 30% vom Verkaufspreis einbehält, kassiert die Süddeutsche zwar jedesmal 1 Euro für einen zusätzlichen Verkauf ihrer Inhalte an Amazon, das wie ein Aggregator funktioniert. Zudem wird ihnen die Adresse des Kunden mitgeteilt. Zusätzlichen Aufwand hat der Verlag nicht.

Aber die Kindle-Ausgabe löscht die Werbung der Druckausgabe. Da der Leser auch nicht auf die Seite des Verlags geht, zählt die über Amazon verkaufte Ausgabe überhaupt nicht für die Werbung. Da geht etwas nicht auf, da Zeitungen sich doch zur Hauptsache über Reklame finanzieren. Wie auch ich werden sich bestimmt weitere bisherige Leser für die Amazon-Ausgabe entscheiden.

Werden die Verlage mir nun E-Mail-Werbung schicken und sich so schadlos halten? Wie werden sie diese Zahlen gegenüber den Agenturen ausweisen, rechtfertigen? Wo ist ihr Interesse? Gibt Amazon ihnen noch mehr über mich bekannt? Werden sie es mit anderen Bewegungsdaten von mir ergänzen können?

Ich rechne mit einer starken Zunahme von Spam-Mail, von mir durch den Kauf bei Amazon stillschweigend genehmigt. Etwas anderes kann ich mir nicht vorstellen.

Für mich sieht es so aus, als ob wir im Moment in einer Übergangsphase stecken, alle Spieler werden versuchen, irgendwie ihr Schäfchen ins Trockene zu bringen. Die Warenhäuser Amazon, Apple und Google versuchen sich als dominierenden Verkaufskanal zu etablieren. Den Verlagen geht es darum, zu retten, was zu retten ist. Der Verkauf über Amazon scheint mir irgendwie panikgetrieben. Ob das am Ende aufgeht?

Irgendwie erinnert mich das alles an das Rotkäppchen-Dilemma: Der Wolf täte es gerne fressen, würde er es aber tun, gäbe es sein Märchen nicht. Noch braucht der Wolf das Rotkäppchen. Irgendwann aber wird er es verschlucken. Glaubzmer.

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