Kürzlich im Interview bei Radio Virus wurde ich von Danilo gefragt, wie lange es die CD wohl noch gebe. Und ich Volldepp mache doch tatsächlich eine Prognose, wohl im unterschwelligen Eifer, ja keine Frage unbeantwortet zu lassen. Schüelerlis halt, das verliert man sein Leben lang nicht. Und liefere dummerweise auch eine Zahl, x Jahre. Voll unprofessionell, die typische Selbstüberschätzung, die alle befällt, wenn ihnen ein Mikro entgegen gestreckt wird.

Reflexartig erzähle ich also als Antwort eine Geschichte, eine Anekdote, sie handelte von einer Zugsfahrt und einer Beige CD, die ich in Wien gekauft und nun auf mein Telefon rippte, und einem Mädchen, das völlig verblüfft „wozu brauchst du eigentlich all diese CD?“ quer durchs Abteil fragte.

Im Nachhinein habe ich wahrscheinlich einfach so aus dem Stand richtig geschätzt. Ich bin ja überzeugt, dass die CD-Käufer regelrecht aussterben. Gut, dazu braucht es keine grosse Prognosefähigkeit.
Wozu heute eigentlich noch CD, was ist ihr Vorteil? Ich kaufe ja immer noch oder besser neuerdings recht viele CD, dies sind aber praktisch ausschliesslich Boxsets.

Grad letzte Woche habe ich die LP-grosse Box von Leonard Bernstein teilweise mir angehört. Konkret: Die 14. von Shostakovitsch, eine sehr gute Version hier. Danach dann noch den halben Sibelius. Das habe ich vorher nicht gewusst: Der Mann hat nach seiner 7. Sinfonie aufgehört zu komponieren, weil er mit diesem Werk die Vollkommenheit erreicht habe. Wenn man das dann weiss, ist es einfach, in den 23 Minuten, die die Sinfonie bloss dauert, eine Musik des Verschwindens zu hören. Mir ist es gelungen haha. Aber das auch nur, weil ich es vorher auf Wiki oder so gelesen hatte, das vom Aufhören.

Tja, und damit komme ich nun zum Nachrechnen und Nachdenken über meine Schätzung aus dem Bauch. Angesichts der Schwemme von Boxsets der letzten Jahre scheint dies das letzte Rückzugsgefecht der CD zu sein. Die letzten Zuckungen mit dem Ausmass eines Rundumschlags. Mir solls recht sein. Habe grad kürzlich die neue Verdi „Complete Works“ bestellt, komplett alles, auf 75 CD (obwohl ich mir in den letzten Jahren das alles schon in den Brockenhäusern billigst zusammengekauft habe…).
Diese Boxsets haben natürlich massive Vorteile: zur Einführungszeit oft unschlagbar billig, dabei aber die volle Tonqualität der CD, möglicherweise noch neu gemastert. Denn die CD der Gründerzeit, der 80er und 90er, die klingen oft fürchterlich. Volksmund lastet das gerne dem Medium an, „CD klingen einfach kalt“ und was der einfach zu falsifizierenden Urteile aus der Hüfte mehr sind. Die Wahrheit: Es liegt an der Aufnahme selber und/oder am Mastering.
Ein weiterer Vorteil des Boxsets ist die schiere Menge an Musik, noch der hinterletzte Ton lohnt die Veröffentlichung, da es auf eine CD mehr oder weniger nicht ankommt.
Und dies führt gleichzeitig zum gewichtigen Nachteil: Der Versand dieser Koffer ist nicht gerade günstig, beim Einkauf muss ich auch jedesmal die Zollgebühr von 18 Franken einrechnen, die bei jeder Kontrolle anfallen, ob nun Mehrwertsteuer dazu kommt oder nicht. Weiters sparen die Musikfirmen am Papier, am Druck, an Text und Bild. Verständlich, denn eine aufwändigere Ausstattung würde den Preis wahrscheinlich verdoppeln können.

Was bis dato gegen die Musikdateien à la MP3 spricht, ist einerseits der unbestreitbar miese Sound, andrerseits fehlt das Handfeste, Bildli, Cover etc. Nun, es gibt natürlich bessere Formate als MP3, verlustfreie Formate wie WAV oder FLAC; letzteres verwende ich bei mir. Wenn die Bandbreite mal gross genug ist, dass ich übers Netz den Originalklang übertragen kann, spätestens dann gibt es keinen Grund mehr für die CD. Käufer wie ich werden dann in einer App zwischen verschiedenen Räumen auswählen können, wo nicht nur die gesamte Musik eines Künstlers oder eines Labels oder eines Stils oder einer Bewegung zur Verfügung steht, sondern auch Filme, Videos, Fanzines, Bücher und Zeitschriften. Die Technologien sind alle schon da, nur die Netze, die könnten das noch nicht alles schlucken.
Vorstellbar wäre natürlich auch, dass ich mir einen Speicherwürfel kaufe, so ein NAS, das schon mit der gesamten Produktion eines oder mehrerer Labels bestückt ist, und das sich selber übers Netz à jour hält, beim Abspielen jedoch liegen die Dateien auf diesem Server.
Jetzt muss ich aufhören. Denn das ist ja nur der feuchte Traum eines krankhaften Komplettisten. Dafür gibt es keinen Markt. Ausser natürlich die jetzigen Käufer all dieser Boxsets. Und die Klangfetischisten, die heruntergerechnete Klangdichte nicht mehr aushalten. Da ich mich beiden Gruppen zurechne, sind das schon zwei Interessenten für die App-basierte Musik.
Wie der Zufall es will, fällt mir genau jetzt ein Heft von MOJO in die Hand, wo einerseits eine Komplettausgabe von King Crimsons Larks‘ Tongues In Aspic hervorgehoben,
Limitiertes Box-Set des King Crimson Klassikers mit 13 CDs, einer DVD-Audio und einer Blu-Ray.
(wohlgemerkt: dies betrifft nur eine einzige King Crimson LP!)
andrerseits die neue Doors-App von Doors-Produzent Jac Holzman bejubelt wird. Motto: Alles von den Doors…
Also, geht doch. Ah, noch die Zahl: 10. Jahre.
Und noch ein Hinweis: Wer MP3 aushält, dem empfehle ich meine Radiostation La Triperie, in letzter Zeit habe ich das Mastering in den Griff gekriegt, und die Sachen klingen bei richtig toller Lautstärke gut genug; vor allem spiele ich oft rares Vinyl.

Die Frage stellen heisst sie beantworten, oder? Man braucht sich nur mal die Fotos ansehen. Ok, sie sind nicht sehr gut, sie sind eigentlich sogar schlecht, aber ihr wisst ja, was da drauf wäre, hätte ich die Stimmung tatsächlich einfangen können.
Selbstverständlich habe ich hier einfach der Überschrift halber einen Gegensatz aufgebaut, der so nicht existiert. Denn leider ist Eduscho nicht auf längeres Verweilen eingerichtet. Der wirkliche Antipode von Starbucks heisst zumindest hier in Wien MacDonalds. Und mein Lieblingsladen findet sich am Bahnhof Praterstern.
Das ist die Laxenburgerstrasse. Im 10. Bezirk. Nicht grad das Wien des Opernballs; der grösste Laden war ein Sexshop mit wirklich tollen Ganzkörperpijamas in Rosa, getigert oder mit Löchern überall, um nur 49 Euro. Es hat nicht viel gefehlt – vielleicht nächstes Mal dann.



Wieder einmal habe ich meine Pendlernerven unter Beweis gestellt. Ich habe es endlich begriffen. Wer höflich sein will, soll sich zu Stosszeiten nicht auf die gut frequentierten Plätze der Stadt begeben, nicht auf den Bahnhofplatz, vor allem aber nicht in den Bahnhof, nicht aufs Perron, vor allem aber nicht in die Züge. Wer höflich ist und ausweicht, macht unversehens nur noch das: Ausweichen nach links, ausweichen nach rechts. Wer andern den Vortritt lässt, wird mit Garantie als Letzter durchs Nadelöhr gehen, sei es eine Tür, ein Aufzug, eine Rolltreppe. Wer mit dem Ausstieg aus dem Zug nur ein wenig zögert, wird unweigerlich von der einsteigenden Schlange am Verlassen des Zuges gehindert, ausser er setze sich dezidiert durch, auf oberflächlich gesehen ziemlich brüske und nicht ganz höfliche Art.
Fast so schlimm wie ein Speisewagen der SBB von Starbucks. Die sollen ja bald kommen. Liebe SBB, dann lasst die Speisewagen lieber weiterhin unbedient mitfahren, so wie heute morgen auf der Rückreise, über Olten nach Biel.
Ein kurzes Googeln bringt es an den Tag. Der Satz ist aus irgendeinem Grund verstümmelt, es fehlt ein wichtiger Teil. Komisch. Bin ich der erste, der die Sprüche in den Zügen liest? Ist etwas nicht in Ordnung mit mir? Ist das Absicht, um den Besserwisser, der das liest, sofort als Besserwisser zu entlarven, weil er es ja eben besser weiss (bzw. ergoogelt)?





Finde im Brockenhaus Altstätten, gleich neben dem Bahnhof, drei Vintage American Optical Fliegerbrillen, höchsten 60er Jahre, wenn nicht noch älter. Und das, nachdem ich für meine vor einem halben Jahr verzweifelt weltweit Ersatzteile (Bügel) gesucht und mich mit Replikas zufrieden geben musste. Nun schwimme ich in einem Ersatzteillager. Es gibt eine Gerechtigkeit auf der Welt. Glaubzmer.
la triperie: meine Radiostation spielt meine Platten, Kassetten, CD
Calypso Now Tapes (nicht Hula Hula!)