Veloverlad – ein interessante Blog, glaubzmer

30/03/2014

Der Beweis – Autofahren verdummt

Filed under: Verkehr — Schlagwörter: — Hotcha @ 07:47

Ich bin seit Jahren Mitglied von ProVelo, der einzigen Velolobby der Schweiz. Sie führt zweimal im Jahr eine Velobörse durch. Ein netter Verein, er ist nicht gegen Autos, aber für die Förderung des Velos. Ein aktiver Verein? Schauen wir uns mal seine Webseite an. Weil ich mal nachschauen will, wer vor der aktuellen Führung im Vorstand sass, ein Blick ins Archiv. Dort finde ich grad nichts zum Thema, dafür aber lässt mich stutzen, dass die letzte Mitteilung vom März 2013 stammt. Gut, es ist ein Archiv, aber hört 2013 im März auf? Und seither war Ruhe? Bis auf die Mitteilung, welcher Nationalrat nun neu im Vorstand Einsitz nimmt (Roland Fischer, Grünliberal)?

Hm, das war nun spannend, oder? Die Antwort: Nein, das Jahr hört nicht im März auf. Was danach kommt, ist unter „Aktuelles“ zu finden. Und was finden wir? Velobörsen, Velofahrkurse, Bike To Work, Bike To School, Positionspapiere, die mit Sicherheit auf grosses Interesse stossen („Es braucht mehr Platz für Fussgänger und Velofahrer“ zusammen mit Fussverkehr Schweiz). Fussverkehr Schweiz gibt es seit 1975, hätten Sie das gewusst? Im Vorstand drei Politiker. Sie hat eine Geschäftsstelle in Zürich mit 345 Stellenprozenten. Sie nimmt pro Jahr rund 100’000 Franken an Mitgliederbeiträgen ein, von Privaten, aber auch von Organisationen und Städten. Sie gibt pro Jahr rund 500’000 Franken für die Geschäftsstelle aus, etwa ebensoviel geht für Projekte drauf. Finanziert wird das ganze durch Subventionen und Projekterträge, die offensichtlich ebenfalls öffentlich finanziert werden.

Nichts gegen solche Organisationen, sie haben bestimmt ihre Erfolgsstories vorzuweisen, ich klinke mich hier aus, eigentlich wollte ich nicht über unsere Lobbyorganisationen schreiben, aber ihre Zahnlosigkeit finde ich doch erschreckend. Immerhin blicken wir auf eine 40jährige Geschichte zurück: 1973 wurden die Autofreien Sonntage eingeführt, um in der Krise Öl zu sparen.

Seither ist nicht viel passiert. Ausser natürlich die unglaubliche Verdrängung des nichtmotorisierten Verkehrs, Kinder dürfen nicht mehr alleine zur Schule gehen, die Autos haben sich wohl verdreifacht, rechnet selber mit dem Statistischen Lexikon der Schweiz, falls im Zweifel. Und ausser der Gründung weiterer grüner Verkehrsclubs, deren Vorstände gewählte Politiker waren oder wurden.

Und dann dürfen wir heute in der Zeitung das lesen, was jedem Velofahrer schon lange bekannt ist und was auch hier schon aufs Vehementeste angeprangert wurde: Die kosmetischen Verbesserungen durch Velowege als Allheilmittel.

Ganz ehrlich, ich bin nicht in einem Verband, um für die Behörden Experten und Runde Tische mitzufinanzieren. Ich will langsam echte Verbesserungen, einschneidende, solche, die dem Autofahrer weh tun. Anders geht es nicht. Die müssen etwas abgeben. Schliesslich legen wir alle auf jeden Franken, den der Autofahrer ausgibt, nochmals einen drauf aus unseren Steuern. Sieben Milliarden betragen die ungedeckten Kosten des motorisierten Strassenverkehrs. Das muss ein Ende haben.

Nun endlich zur Dummheit der Autofahrer. Sie ist mir erstmals so richtig aufgefallen bei den Taxifahrern. Die leiden ja direkt unter dem Dichtestress auf unseren Strassen, und sie lassen ihn gerne an den Schwächeren aus, den Velofahrern. Ein Velo ist schnell mal im Weg, und schon wird gedrängelt, gefeixt, gehupt. Typisches Autofahrerverhalten halt. Kann auch jederzeit auf Autofahrersolidarität rechnen. Das gibt ihrem Protest zusätzliche Kraft.

Blöd ist nur, dass der typische Taxikunde wahrscheinlich nicht Autofahrer ist.

Jetzt verlangt mal von einem Autofahrer, er müsse etwas für die Förderung des Veloverkehrs tun, etwas Wirksames, etwas, was auch den Autoverkehr beeinträchtigen wird. Da wird sofort die Allzweckformel angewendet: KNIF – kommt nicht in Frage.

Dabei wäre der Automobilist der erste, der von mehr Velofahrern profitieren würde. Die würden alle nicht die Autospuren verstopfen. Aber bringe das einmal einem Autofahrer bei.

Man muss ja dumm sein, wenn man nicht merkt, dass man wohl ein bis zwei Monate pro Jahr ausschliesslich für die Finanzierung seines Autos arbeitet.

Links

Le Matin: Les villes romandes se moquent des cyclistes
Statistisches Lexikon der Schweiz
Pro Velo Aktuelles
Publikation von Fussverkehr Schweiz

Nicht vergessen – mein Arbeitsjournal

Webdreinull dokuwiki. Dort kann aber nicht kommentiert werden – hier schon, also tut es.

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