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28/01/2014

70’000 Franken Steuerabzug für Autopendler, ich glaub‘ ich spinn‘

Filed under: Verkehr — Hotcha @ 14:09

Heute morgen war Doris Leuthard zu Gast beim Westschweizer Radio. Was bei diesem Sender auffällt, wie sehr gewisse deutschsprachige Politiker an ihrem Französisch gefeilt haben, Doris Leuthard ist über die Jahre richtig gut geworden, auch ihre früher oft karikierte Stimme hat sich stabilisiert, sie überlässt nichts dem Zufall, das ist eindeutig.

Beim Zuhören bin ich kurz aufgesprungen, auch der Moderator, als sie sagt, es gebe Steuerabzüge für Autopendler, Fälle bis zu 70’000 Franken pro Jahr, das sei Missbrauch. Da ist sie selber grad ein wenig erschrocken, denn der Moderator fragt überrascht nach: „Un abus?“ – und sie übergeht die Frage einfach, der Moderator, ganz der „Madame la Conseillère fédérale“ hier, dort und immerzu, er lässt den Moment vorbei gehen.

Die Zahl von 70’000 Franken ist gar nicht neu, habe die sofort gefunden, in der NZZ, Link unten. Ich frage mich allerdings, wie kann das möglich sein, dass ein Steueramt so etwas akzeptiert? Das müssen um die 100’000 Kilometer sein, Arbeitsweg pro Jahr. Rechnen wir grosszügig 300 Arbeitstage, dann sind das Tag für Tag – tja, gar nicht mal so viel, das ist Biel – Winterthur oder Biel – St. Gallen, so etwas. Und das machen also Leute jeden Tag, fünf bis sechs Stunden Autofahrt pro Tag. Und wie alle Extremfälle hat auch dieser bestimmt nagelfeste Argumente, dass er durch die Umstände eben dazu gezwungen sei.

Zeit, dass dieser Wahnsinn aufhört. Ich kann ja verstehen, dass man gern auf dem Land günstig wohnt und in Zürich verdient, zudem kosten Wohnungen in Zürich ein Vermögen. Ebenfalls heute morgen am Radio eine Expat, gut ausgebildet, nach Zürich wegen der Arbeit gezogen. Ja, sie habe sofort eine Wohnung gefunden, innert einer Woche. Wieder merke ich auf. Auf die Frage nach der Miete merke ich wieder ab: 4000 Franken.

Es ist aber unerträglich, dass der aufwendige Lebensstil durch Steuerabzüge erst so richtig rentabel wird und wir das alle mit zahlen müssen. Lang ist’s gegangen, aber jetzt scheint es zu Tagen, einfach weil es nicht mehr bezahlbar ist, dieses auf die Häuslebauer an der Peripherie ausgerichtete Luxusverkehrssystem, die sich ja auch nie genieren, lautstark auf ihre angebliche Benachteiligung zu pochen.

Meine Eltern wohnen im wunderschönen Rheintal. Das würde ich auch gerne, und dann pendler- und ausgangskompatibel mit St. Gallen, Winterthur oder gar Zürich verbunden sein. Billig mit der Bahn, mit massiven Steuerabzügen mit dem Auto.

Der Artikel in der NZZ

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