Vor ein paar Jahren habe ich mir mal einen Kanal bei laut.fm gemischelt. Und damit angefangen, aus meinem Musikzimmer digitalisiertes hochzuladen, kratzige Schallplatten am liebsten. Eine Heidenarbeit. Klassisches Prokrastinieren, im Fall.
Nicht nur das Aufbereiten der Tracks, auch deren Verwaltung bei laut.fm ist richtige Arbeit, wenn man nicht einfach nur bewusstlos den kleinsten gemeinsamen Nenner runternudeln will. So habe ich zum Beispiel gemerkt, dass ich mich besser nicht bei den Uploads anderer bediene; das Risiko, an ein mieses MP3 zu geraten, ist einfach zu gross. Ich spiele nur noch selbst konvertiertes. Und habe den Prozess unterdessen sehr gut im Griff: Aufnehmen einer LP mit Audacity, Zerlegen in einzelne Stücke, Taggen, raufladen, zu Sendungen zusammenstellen – all das kann ich nun so nebenher erledigen. Heute bin ich bei fast 10’000 Tracks angelangt, Material für einen ganzen Monat (24/24 7/7) ununterbrochenes Spielen ohne Wiederholung!
Zudem ist mir aufgefallen, dass stilistisch enge Sendungen nicht so gut ankommen wie ich das gerne hätte. Nur Funk, nur Soul, nur Leftfield, nur Experimentelles, nur Schlager, nur Jesus People, nur Kassetten aus Asien, nur Afrikapop aus den 70ern, nur Home Recording aus den 80ern, nur Kitsch, nur Mist, nur Bop, nur Billy, nur Trash, nur Junk, nur jüdisch-arabischer Pop, nur Variété Française, nur Bad Taste, nur Krautrock, nur italienische Flexis aus den 60ern, nur Fanzine-Singles von Howl, nur Gospel etc (wenn ich noch lange weiterschreibe, werde ich unsicher, ob man ’nur‘ nicht ’nuhr‘ schreibt, also fertig jetzt) – also, nur-Sendungen kommen weniger gut an als Kraut-und-Rüben.
„Hast Du immer noch dein Radio im Internet, das wo man nie weiss was als nächstes kommt?“
Ja, und es hat nun eine Struktur: Wochentags zwischen 9 und 11 Uhr spiele ich eine ganze Oper oder auch Operette(!) – danach Sendungen wo man nie weiss was als nächstes kommt. Fürs Wochenende habe ich noch keinen Plan.
Die Hörerzahlen haben sich seitdem verdoppelt. Von zwei auf vier. Und auch mir gefällt das am besten so.