Veloverlad – ein interessante Blog, glaubzmer

25/06/2015

Zwei Tage Regionalzug, dem Velo zu Liebe

Filed under: Fahrradmitnahme — Hotcha @ 15:29

Bin nun also glücklich angekommen in der Bretagne, am Sonntag von zu Hause weg gefahren, in Mulhouse im Hôtel de Bâle günstig übernachtet, um 6:30 von dort aus weiter nach Belfort.

Denkste. Habe den Fahrplan falsch gelesen, ich Schussel – und als ich um 6:22 beim Bahnhof ankomme, fährt der Zug wohl grad ab. 6:20 hätte ich lesen müssen! Der Tag kaputt, der fein ausgewogene Fahrplan bis hinauf im Eimer.

Zum Glück aber war im Fahrplan unnötigerweise etwas Luft genau für diese erste Etappe. Der nächste Zug bringt mich tout juste in Belfort in den nächsten, vorgesehenen Zug, den nach Lyon. Eine alte kaputte Schüssel war’s, drin schon mehrere Bikes reingebeigt, und dann komme noch ich mit meinem Rad plus Anhänger. In der Schweiz wäre der Kondi durchgedreht.

Hier geht alles glatt. Andere Radfahrer helfen mir mit dem Gepäck, ich zuerst schwer am rotieren und um mich schlagen, um ganz sicher mitzukommen. Schweizer Reflex, ist mir dann so peinlich. Irgendwie sind wir alle drin. Kontrolle kommt erst in der Mitte der mehrstündigen Strecke, aber nicht, um zu kontrollieren, sondern um mitzuteilen, wir müssten dann in Besançon umsteigen, ausser Plan, Rollmaterialproblem. Die Franzosen rüsseln, für einmal behalte ich hier die Ruhe. Und spiele mal ein erstes Lied, um mein Repertoire anzutesten. Das Foto zeigt, es kommt gut an.

Im Zug im Veloabteil

Veloabteil Frankreich

Ab Lyon dann mehrere Stunden, wieder Regionalzug, bei Bourges vorbei, urbane Athmosphäre hier. Eine junge Frau steigt ein, in ihr Telefon ranzend, mit schlagenden Argumenten wie ‚bla bla bla‘ und ‚patati patata‘ offenbar einer Trennung hinterher weinend, eine ganz frische, denn ‚ich habe keine Kleider, nur was ich grad auf dem Leib trage, kein Geld‘. Extrem. Widerlich. Setzt sich eine blonde verdorrte Späthippie neben sie und redet auf sie ein, erzählt von einem Buch und zeigt es, eine Missionarin auf Seelenfang, ganz klar. Die Frau weint. Nicht mehr widerwärtig, sondern sie tut mir leid. Die Missionarin lässt nicht locker. Redet auf sie ein.

Ich greife wieder zur Gitarre, und mit grösster Sorgfalt instrumentiere ich herum, sogar mir gefällt es, sie lächelt, ha, Kitschalarm hier. Sicher eine Stunde geht das so weiter, bis ich aussteigen muss, wir winken uns zu, die Missionarin habe ich jetzt hoffentlich ausgebremst. Widerliches Pack!

So geht das weiter bis Nantes, wo ich übernachte. Eine unterschätzte Stadt. Mein Hotel Renova mitten in einer kleinen Ausgehmeile mit alten Beizen, jungen Leuten und viel Alkohol, irgendwie Altstadt. Ich verdiene mir etwas Bier und gehe dann zur Nachtruhe. Unten dröhnt es weiter, mir gefällt’s.

Am Morgen dann sehe ich eine extrem velofreundliche Stadt, und das in Frankreich. Velopiste auf der Mitte der Fahrbahn, zwischen der linken und rechten Spur, sauber abgetrennt, hochsicher. Frauen bringen ihre Kinder im Kübelbike zur Schule. Wirklich, da würde ich hinziehen können. Vielleicht beim Essen Abstriche machen, es ist nicht ganz günstig, nicht ganz gut. So vom Schiff aus, natürlich.

Weiter noch nach Quimper, dreieinhalb Stunden. Und dann kommt’s: Ich habe schon letztes Jahr vom Busfahrer die Auskunft erhalten, Velos nehme er dann keinesfalls mit. Und ich jetzt sogar noch mit Anhänger. Ich folge dem signalisierten Veloweg bis zur ersten Beiz, ein feines Poulet Tajine mit Semoule, und von da an ist nur noch Inferno. Die Signalisation verliert sich, grad als ich mitten im Berg stecke. Die Hügel nehmen kein Ende, sind sie nicht in meiner Richtung, dann in der entgegengesetzten – die, welche ich dann beim Rückweg zu nehmen habe. Gute drei Stunden für rund 30 Kilometer, schweissgebadet komme ich in Plobannalec an.

Und von hier aus gibt es nichts mehr zu berichten. Die Zelte stehen, die Songs kommen, über zwei Monate will ich bleiben.

Kann allerdings sein, dass der Verkauf meiner Wohnung an einen ‚Investor‘ mir einen Strich durch dir Rechnung machen wird. Zwei Tage vor Abreise hat die Städtische Liegenschaftsverwaltung mir mitgeteilt, dass sie für die angenehme Zusammenarbeit danke und mir vom neuen Besitzer dann das Konto für die Mietzahlungen mitgeteilt würde. Tja, dann bin ich aber nicht mehr zu Hause. Ein Mail an die Adresse, die auf seiner Webseite steht, kommt unzustellbar zurück.

Ich mache mir Sorgen. Aber das ist dann für Morgen. Jetzt ist Now.

Jetzt wird täglich gegessen. Im Le Bana, Plobannalec.

Au Bana à Plobannalec

C’est où là où j’ai perdu ma tête

Quand j’avais de leur moules

Et avant des andouilles

Le Bana Le Bana on mange trop bien Au Bana Au Bana Au Bana on mange trop bien Au Bana

 

Je pense que Dieu était breton

Et il habitait ici en-haut

En-dessus du bar du Bana

Et il se réjouissait tout le temps

 

Du Bana Du Bana on mange trop bien au Bana ….

 

Nous en Suisse nous avaz

Nous avaz le Roger (Federer)

Vous ici vous avaz

Vous avaz Le Bana

 

Le Bana, le bana, on mange ….

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