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21/01/2015

Ich sitz‘ in Wien und fress‘ mir den Ranzen voll, für dreimal nix, dem Beuro sei Dank

Filed under: Essen — Schlagwörter: , — Hotcha @ 00:11

Früher hiess das Ding noch Teuro, aber da kostete er uns ja auch noch so um die 1.50. Jetzt steht der Kurs um die 1 zu 1. Das Hotel, das ich schon im November gebucht, war plötzlich 20 Prozent billiger als zum Buchungszeitpunkt mit runden 1.20 für einen Euro.

Pro Tag verfresse ich jetzt runde 50 Franken, zweimal am Tag schlage ich beim Chinesen zu, Kutteln, Rindersehnen, Hühnerklauen, nichts lass‘ ich aus, ich musste schon den Spar-Laden leerkaufen, die Abteilung Kräuterschnäpse, und auch griechische Aperitive, die ist nun leer, aber ich habe der Sache nicht ganz getraut, beim Mittelstandsdiscounter Zielpunkt war der Schwedenbitter um 30 % eingeschlagen (die Oesterreicher verdrehen im Fall immer die Wörter, da ‚einlangt‘ eine Ware statt dass sie ankommt und dergleichen mehr), blosse 6 Franken 29 hat der Halbliter noch gekostet. Hab‘ ich halt nochmals reingelangt. Schwedenbitter, offiziell Medizin, aber wie jede Kräutermedizin besteht sie zur Hauptsache aus Alkohol, 32 Prozent, fast so viel wie der Ouzo, 38 Prozent. Die industrielle Homöopathie kommt übrigens auf 50% Alkohol, mein Similasan-Schlafmittel mit 25% brauche ich seit einiger Zeit als Putzmittel für die Plättli in der Küche.

So läute ich, noch gesättigt von einem Riesenteller Tofu mit Klebreis, fritiert und an schwarzer Bohnensosse, das Nachtessen ein im Hotelzimmer mit einem kräftigen Schluck Ouzo, und lasse es ausklingen mit der Medizin, am selbigen Ort, nunmehr noch gesättigter von drei Tellern doppelt gegrilltem Schweinebauch.

Man kann ja Zeter und Mordio schreien ob der Ungerechtigkeit, dass die Nationalbank aus heiterem Himmel den Eurokurs freigibt, woraufhin er von seiner künstlich gehaltenen Höhe unvermittelt auf den Boden plumpst. Man sollte aber doch zwischendurch sich überlegen, wer hier Ross, wer Reiter, wer Sattel ist.

Ich habe vor noch nicht allzu langer Zeit begonnen, Sachen aus meiner gewaltigen Sammlung zu verkaufen, Kassetten und Platten. Vor wenigen Jahren stand der Kurs noch bei rund 1.50, dann begann die Talfahrt, hinunter auf 1.25. Schlecht für mich, denn für die Deutschen, Amerikaner und etc. wurde der Einkauf bei mir schnell 15 Prozent teurer. Ich hörte mit dem Verkauf auf, frustriert. Um dann nach einer Denkpause ihn wieder aufzunehmen. Im Unterschied zu vorher aber biete ich nur noch exklusive Raritäten an, die nicht preisfühlig sind, oder dann Sachen, die mir nichts bedeuten, wo mir der Ertrag dann eher Wurst ist. Ich habe gemacht, was auch von den Schweizer Exportfirmen erwartet worden ist: Mich umgestellt. Bin aber natürlich nur ein ganz kleines Fischlein. Allerdings auch nicht hoch entlohnt.

Dann kündigte die Nationalbank an, sie werden den Eurokurs bei 1.20 verteidigen auf Teufel komm raus, und bei Bedarf halt selber als Eurokäufer auftreten, wenn sonst niemand mehr da ist. Und das hat sie auch gemacht, runde drei Jahre lang, und in dieser Zeit Milliarden von billigen Euro zu einem überteuerten Preis angekauft.

Und jetzt das – plötzlich will sie das nicht mehr tun. Und die Finanzchefs und -Chefinnen fallen aus allen Wolken, damit hätten sie nicht gerechnet, hört man. Ja um Himmels Gotts Willen, in welcher Welt leben denn diese hochbezahlten Spezialisten, diese Stadtkämmerer, die Kredite in Schweizer Franken einfach weiter laufen lassen, als ob nicht klar wäre, dass die Herrlichkeit eines Tages ein Ende haben wird?

Deutsch und deutlich: Damit musste auf jeden Fall gerechnet werden. Dass es eintreten wird, war schon sehr lange klar, nur der Zeitpunkt war es nicht.

Und was zeigt uns das wieder einmal? Welche Risiken fallen uns da unweigerlich ein, die extremes Schadenspotential enthalten?

Darüber sollte man vielleicht nachdenken. Aber auch da wird, wenn etwas passiert, das basse Erstaunen ein Flächendeckendes sein.

Ich wohne 30 Kilometer vom Nuklearkraftwerk Mühleberg entfernt. Wenn es da knallt, dann weiss man, man hat keine Chance, wenn man nicht innert einer Dreiviertelstunde zu den Jodtabletten greifen kann, die letztes Jahr in jeden Haushalt geliefert worden sind.

Wo wohnen Sie? Haben Sie ihre Jodtabletten immer „auf Mann“? Hat man ihnen gesagt, Sie sollten die immer dabei haben? Aber man will ja nicht „Kassandra, Kassandra“ rufen. Es wird schon nichts passieren. Da brauchen’s nur den Spezialisten fragen, er wird es bestätigen.

Brauchst keine Angst haben. Wir haben die Risiken analysiert. Der kleine Rest, der ist nix, das ist bloss das Restrisiko. Wie beim Putzen, das Stäublein in der Ecke. Jetzt san’s net so grantlig. So penibel. Ach, ist so ein kleiner Rest. Ein Rest halt. Das, was noch übrig bleibt. Werden wir auch noch wegmachen. Fast.

Noch der obligate Linkblock, damit mich niemand des Erfindens bezichtigt:
Ärzte für Umweltschutz zu Mühleberg und Jodtabletten
zu Similasan Hustentropfen
Rest. Sichuan et. al

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